Und in Küche und WC ist alles okay?
…Lüftungssysteme

Frische Luft zum Atmen ist gerade in räumlich eingeschränkten Wohnverhältnissen nicht immer leicht zu bewerkstelligen, da das Raumvolumen und somit auch das Luftvolumen geringer und die Luft dadurch schneller „verbraucht“ ist. Kochdünste und erhöhte Luftfeuchtigkeit in Nasszellen beeinträchtigen das Wohnklima zusätzlich, das für Wohlbefinden und Gesundheit unerlässlich ist.
Moderne Lüftungstechnik hat sich der Problematik mit der Entwicklung ausgeklügelter Be-und Entlüftungssysteme angenommen, die in der Lage sind, Küchendunst vom Kochen und Braten sicher aus der Küche nach draußen zu leiten und gleichzeitig frische Luft dem Badezimmer zuzuführen.
Der Aspekt Wohnraumlüftung ist zu einem Trendthema geworden, der folgende Artikel erklärt warum.

Keine Bagatelle

Gerade auf kleinerem Raum machen sich Gerüche, Luftfeuchtigkeit dauerhaft breit, wenn nicht für ausreichende Lüftung gesorgt wird. Schimmelbildung ist oftmals die Folge und ein ernst zu nehmendes Problem, das gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Atembeschwerden und sogar chronische Erkrankungen wie Asthma oder allergische Reaktionen mit sich ziehen kann.

Schimmelsporen können hochgradig gesundheitsschädlich sein. Symptome wie Augenbrennen, Atemprobleme, Schleimhautreizungen, Kratzen im Rachen, Müdigkeit, Kopfweh, Magen-Darm- und Gelenkbeschwerden oder gar Neurodermitis gehören zu den häufigsten Krankheitssymptomen. Auch neurologische Störungen wie Seh-, Schlaf- und Konzentrationsstörungen gehören dazu.

Empfohlene Richtwerte

Für ein gesundes Zuhause mit Wohlfühleffekt sind mehrere Faktoren maßgebend, wie die Wahl der richtigen Raumtemperatur und der optimalen Raumfeuchte. Dabei gilt: Je mehr Personen, Tiere und Pflanzen sich in einem Raum aufhalten, und je beengter die Wohnverhältnisse sind, umso höher steigen Raumfeuchte und Temperatur an.

Für ein gesundes Raumklima gelten folgende Richtwerte:

  • Temperatur: ca. 20 Grad Celsius
  • Luftfeuchte: zwischen 40 und 60 Prozent
  • Sauerstoffhaltige Luft

Stoßlüften

Ist eines dieser Faktoren nicht gegeben, sollte ein Luftaustausch durchgeführt werden, am einfachsten durch vollständiges Öffnen der Fenster für rund zehn Minuten. Bloße Kippstellung reicht nicht aus. Dabei erweist sich ein gleichzeitiges Öffnen möglichst gegenüberliegender Fenster als besonders hilfreich, um eine ideale Luftzirkulation zu erreichen. Stoßlüften sollte drei bis fünfmal am Tag erfolgen, idealerweise das erste Mal morgens nach dem Aufstehen und das letzte Mal kurz vor dem Zubettgehen.

Oftmals reicht jedoch regelmäßiges Lüften durch Öffnen der Fenster gerade bei häufigem Baden, Duschen oder Kochen in kleineren Wohnräumen dauerhaft nicht aus, hier kommen Belüftungssysteme ins Spiel.

Wie funktionieren Lüftungssysteme?

Dezentrale Lüftungssysteme verfügen prinzipiell über zwei parallel arbeitende Kreisläufe: Zum einen wird von einem ersten Gerät frische, saubere Außenluft eingesaugt, gefiltert und erwärmt, während ein zweites Gerät im Gegenzug die verbrauchte Raumluft absaugt und nach außen abführt.

Komponenten sind:

In einem bestimmten Zeittakt werden Außen- und Innenluft ein- bzw. abgesaugt. Integrierte Wärmespeicher können zum großen Teil für den Rückhalt der Raumwärme sorgen und bilden die Grundlage für energieeffizientes Lüften. So beträgt der Wärme-Rückgewinnungsgrad bei Lüftungsgeräten von inVENTer bis zu 91 Prozent, was dem Einsatz von speziellen Keramikwärmespeichern geschuldet ist. In einem 70-Sekunden-Takt wird dabei die Außen- bzw. Innenluft an- und abgesaugt.Für die Montage werden Mauerdurchführungen benötigt, die variabel an die Wandstärke anpassbar sind

Drei Lüftungsbereiche

Unterschieden wird zwischen Zuluft-, Abluft-, und Überstrombereich. Im Zuluft-Bereich gelangt die Luft durch spezielle Öffnungen in die einzelnen Räume, im Abluftbereich wird die verbrauchte Luft wieder aus dem Haus befördert. Der Überstrombereich kennzeichnet die Luft-Zone, in der sich die eingesaugte Luft verteilt und beispielsweise durch Türgitter in andere Zimmer ausströmt.

Zentral vs. dezentral

Bei zentralen Anlagen wird die Luft gleich in mehreren Räumen getauscht: Ventilatoren ziehen die verbrauchte Luft aus Küche, Bad oder Toilette ab, während gleichzeitig neue Außenluft über Durchlässe in Wohn- und Schlafräumen nachströmen kann. In Neubau-Entwürfen lassen sich zentrale Anlagen gleich miteinplanen, was spätere Kosten beim Einbau reduzieren hilft. So können Lüftungsrohre gleich in der Rohbauphase im Estrich oder Beton verlegt werden. Ein wesentliches Plus von zentralen Lüftungsanlagen gegenüber dezentralen System liegt in staatlichen Fördermöglichkeiten über Bezuschussungen via zinsvergünstigter Finanzierungskredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW-Förderung).

Dagegen schlagen dezentrale Lüftungssysteme mit bis zu 1.000 Euro Mehraufwand ins Kontor. Sie können raumweise in einzelnen Zimmern beispielsweise ober- oder unterhalb der Fenster über Fassadenbohrungen installiert werden. Im Gegensatz zu zentralen Systemen können hier jeweils nur einzelne Zimmer belüftet werden. Expertenmeinungen zufolge verursachen dezentrale Systeme jedoch tendenziell höhere Geräuschpegel.

Vorteile von Lüftungssystemen …

Gerade Besitzer von energetisch hocheffizienten Passivhäusern, die nahezu keinen Luftaustausch mehr ermöglichen, kommen an zentralen wie dezentralen Lüftungssystemen nicht vorbei. Ein angenehmes Raumklima und Einsparungspotentiale von Primärenergie in der Heizperiode sind für viele Eigenheimbesitzer die zwei wichtigsten Argumente, sich ein System für eine kontrollierte Wohnraumlüftung zuzulegen.

Eingebaute Filtersysteme können aus der Zuluft gesundheitsschädliche und Allergien-auslösende Pollen herausfischen, durch Wärmerückgewinnung können Energie und Kosten eingespart werden.

Da bei Lüftungssystemen auch das Öffnen der Fenster weitgehend entfällt, spielt auch der Geräusch-Aspekt eine Rolle. So kann in besonders lärmbelasteten Zonen, an Hauptverkehrsadern und Straßen mit hoher Verkehrsdichte der Wohnwert durch geräuscharme Lüftungssysteme gesteigert werden, die den Dezibel-Wert bei geschlossenen Fenstern in Grenzen halten. Dennoch kann trotz Belüftungsanlagen optional jederzeit zusätzlich normal gelüftet werden.
Ein weiterer Vorteil liegt in der einfacheren Umsetzbarkeit von Lüftungsmaßnahmen für Berufstätige begründet, welche die Vorzüge der Automatisierung eines regelmäßigen Luftaustauschs zu schätzen wissen.

… und ihre Nachteile

Allerdings machen Lüftungsanlagen auch nur bei den Häusern Sinn, die ausreichend abgedichtet sind und bieten für eine Vielzahl gerade älterer Häuser keinen echten Nutzen. Hinzu kommen nicht unerhebliche Kosten für einen nachträglichen Ein- bzw. Umbau, die für eine zentrale Abluftanlage in einem Einfamilienhaus mit Kosten von etwa 25 bis 45 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zu Buche schlagen. Weitere Nachteile liegen in einem höheren Wartungs- und damit Kostenaufwand begründet. So sollte der Filter mindestens zwei- bis viermal im Jahr gereinigt oder ausgetauscht werden, alle zwei Jahre ist ein zusätzlicher Routinecheck vom Fachmann fällig.

Weiterhin können Platzverluste durch notwendige Vormauerungen der Lüftungsrohre entstehen, Anlagengeräusche lassen sich trotz modernster, besonders geräuscharmer Ventilatoren und Schalldämmung nicht vollständig vermeiden. Schließlich muss auch noch ein erhöhter Strombedarf bei einer Anschaffung mit einkalkuliert werden.

Bildquellen: g2o Architekten GmbH (Bild 1), Ralo (Tibet Carpet) (Bild 2), Ringo Paulusch (Bild 3), jeweils via houzz.com

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