Ein Baumhaus bauen –
die Planungsphase
Bretterbuden, die sich Kinder in einen Baum bauen, sind pures Abenteuer und kommen natürlich wie anno dazumal mit ein paar zusammengesammelten, alten Brettern, ein paar Nägeln, Seilen und einer „intuitiven“ Statik aus. Wenn Ihr Baumhaus aber auch für Erwachsene ausgelegt, also entsprechend tragfähig sein soll, die Gesundheit des Baumes nicht beeinträchtigen und vorzugsweise noch nach etwas aussehen soll, dann lohnt es sich, die Konstruktion gut zu planen.
Anders als bei Stelzenhäusern, die neben dem Baum errichtet werden und die auf dem Reißbrett geplant werden können, muss bei einem Baumhaus mit dem Baum geplant werden. Schauen wir uns also daher genauer an, was es im Vorfeld der Planung eines Baumhauses grundsätzlich zu beachten gilt:
Welche Bäume eignen sich als Baumhausträger?
Zuallererst hängt es von der Art des Baumes ab, welche Möglichkeiten zur Befestigung Sie haben. Ideal sind Bäume, deren Astgabeln 90°- oder 45°-Winkel bilden, also z.B. Eiche und Buche. Ausgewachsene, gesunde Exemplare eignen sich besonders gut für eine Baumhauskonstruktion direkt im Baum. Gut geeignet können auch Walnussbäume, Linden, Eschen, Weiden und Kastanien sein. Hochwachsende Pfahlwurzler wie Kiefer und Tanne eignen sich für Baumhauskonstruktionen zwischen mehreren tragenden Bäumen. Ein weiteres wichtiges Merkmal idealer Baumarten, wie Eiche und Buche ist, dass sie Wunden schnell verschließen können. Bei Konstruktionen mit Garnier-Schrauben, werden diese vom Baum mit der Zeit eingeschlossen, was die Stabilität weiter erhöht (Näheres hierzu weiter unten).
Neben der Baumart spielt natürlich auch das Alter, die Größe und die individuelle Form des Baumes eine Rolle. Nur gesunde, mehr oder weniger ausgewachsene, aber noch nicht zu alte Bäume können die zusätzlichen Belastungen, die das Gewicht und die Windangriffsfläche des Baumhauses mit sich bringen, kompensieren. Noch stark im Wachstum befindliche Bäume können durch die Konstruktion eingeschränkt werden und u.U. in der Folge sterben, oder aber die Konstruktion sprengen. Bei Solitären sollte auch das Risiko eingeschätzt werden, dass gerade in diesen Baum der Blitz einschlägt.
Einen ersten Eindruck von der Gesundheit des Baumes können Sie sich verschaffen, wenn Sie den Wurzelbereich begutachten: Der Übergang vom Stamm in die Erde sollte eine intakte, gesunde Rinde aufweisen. Die Erde über dem Wurzelbereich sollte kompakt sein und kein Fußweg o.ä. darüber hinweg führen. Untersuchen Sie den Stamm nach möglichen Verletzungen. Auch ein Klopfen mit einem Stück Vollholz gegen den Stamm, kann aufgrund des Tones Aufschluss darüber geben, ob sich im Inneren Hohlräume befinden. Ob ein Baum nicht nur gesund aussieht, sondern es auch tatsächlich ist, kann Ihnen ein Baumpfleger vor Ort sagen.
Welche Befestigungsmöglichkeiten gibt es?
Als Methoden zur Befestigung oder Aufhängung eines Baumhauses kommen vier Methoden (und ggf. deren Kombination) in Frage: Schrauben, Klemmen, Hängen und Stützen.
Die Schraubmethode
Im modernen Baumhausbau werden für große Behausungen mit entsprechendem Gewicht häufig sogenannte Garnier-Schrauben als Verankerungstechnik im Baum verwendet (links im Bild der Standard Garnier Limb®). Der Trick bei dieser Methode ist, die Zahl der Verbindungen zwischen Baum und Baumhaus so gering, aber dafür umso belastbar wie möglich, zu halten. Garnier-Schrauben sind lange, schwere Bolzen aus Stahl mit 3 cm Durchmesser, die in den Baum getrieben werden und von denen jede mit bis zu fünf Tonnen Gewicht belastet werden kann. Große, robuste Bäume tolerieren leichter ein bis zwei solcher Bolzen, als mehrere kleine Schrauben und Nägel, die den Baum stressen und ohnehin weniger stabil sind. Garnierschrauben fungieren letztlich wie ein künstlicher Ast.
Die Befestigung der Plattform für ein Baumhaus zwischen drei Bäumen mit jeweils einer Garnierschraube könnte dann z.B. wie im Bild rechts aussehen: Die Plattform ist an einer der Garnierschrauben fest fixiert, auf den anderen beiden Bolzen liegt sie beweglich auf.
Konkret sieht das Anbringen der Bolzen so aus, dass der etwa 15 cm lange Gewindeteil der Garnierschraube in den Baum geschraubt, und auch ein Teil des rundscheibenähnlichen Mittelteils versenkt wird. Am anderen, 15 – 30 cm langen Ende des Bolzens wird (um dem Baum Spielraum für Dickenwachstum zu lassen) mit etwas Abstand zum Stamm ein tragender Balken des Baumhauses mittels eines Metallschuhs befestigt. Bei dieser Technik wird der Baum also nicht durch angeschraubte Balken eingezwängt. Der Mittelteil des Bolzens, die „Rundscheibe“, wird optimalerweise vom Baum mit der Zeit eingeschlossen, was, wie bereits erwähnt, die Stabilität dieser Verbindung weiter erhöht.
Hier ein kurzes Video, in dem Pete Nelson von der amerikanischen Baumhaus-Firma TreeHouse Workshop demonstriert, wie Garnierschrauben (GL), auch als TAB (treehouse attachment bolt) bezeichnet, angebracht werden:
Der Vorläufer der Garnierschraube wurde Ende der 90er Jahre in den USA von einem Bauspezialisten namens Jonathan Fairoaks entwickelt und von Baumhaushotelier Michael Garnier zusammen mit seinem Ingenieur Charlie Greenhouse verbessert, die Zulassung beantragt und als Markenprodukt registriert. Seitdem ist dieser Bolzen unter dem Markennamen „Garnier Limb®“ (dt. Garnierschraube) bekannt.
Eine (wie der Name schon vermuten lässt) deutsche Weiterentwicklung der Garnierschraube stellen die „German Treehouse Screws“ dar (siehe Bild links), die man neben anderem Material und Fachwissen im „The Treehouse Shop“ – Europas erstem Onlineshop für Baumhausartikel – erhält.
Die Klemmmethode
Eine besonders sanfte Methode für den Baum, sofern eine kontinuierliche Wartung gewährleistet ist, ist die Klemmtechnik, bei der eine verstellbare Metallmanschette um den Stamm gelegt und festgespannt wird. An dieser Manschette werden Balkenschuhe für die Holzkonstruktion befestigt. Die Metallmanschette muss regelmäßig kontrolliert und ggf. leicht gelockert werden, um den Baum nicht einzuschnüren. Die Klemmtechnik ist ein Verfahren, das von der französischen Baumhaus-Firma La Cabane Perchée bevorzugt und ständig weiterentwickelt wird.
Die Hängemethode
Bei dieser Methode wird das Baumhaus mittels Stahlseilen und (rindenschonenenden) Textilschlaufen in kräftigen Astgabeln aufgehängt. Wenn ausschließlich diese Technik verwendet und das Baumhaus ansonsten nicht fixiert wird, schwingt dieses im Wind. Ein Effekt, der unbedingt einkalkuliert werden sollte. Beispiele für diese Methode sind Claras Baumhaus und die „geodätische“ Baumhaus-Kugel von Luftschlösser.
Die Stützmethode
Diese Methode verwendet Balken zum Stützen des Baumhauses von unten. Sie kann alleine verwendet werden, was dann in einem Stelzenhaus resultieren wird, oder in Kombination mit den anderen Methoden, zur Abstützung eines Teils, wie z.B. der Terrasse.
Bei allen Methoden ist Augenmerk darauf zu richten, dass sich der Baum weiterhin im Wind bewegen kann, da andernfalls, wenn der Wind in die Krone greift, Kräfte entstehen, die die Konstruktion auseinander reißen können. Wird mit mehreren Bäumen geplant, sollte das Haus maximal mit einem Baum fest verbunden und die Verbindungen zu den anderen Bäumen in irgendeiner Weise beweglich sein, um Spannungen in der Konstruktion zu vermeiden. Mit wieviel Bewegung (und somit Spielraum) gerechnet werden muss, hängt zum einen von der Höhe ab, auf der die Grundfläche des Baumhauses bzw. die Verbindungen angebracht werden, zum anderen von der Elastizität des Baumes und der Exponiertheit seines Standortes. Schon allein dieser Punkt macht es empfehlenswert, in die Planung einen Fachmann für Baumhausbau mit einzubeziehen.
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Strickleiter oder Wendeltreppe?
Die Art, wie Sie den Zugang zu Ihrem Baumhaus gestalten, hängt natürlich vom Typus des Hauses selbst und der Nutzungsbestimmung ab. Strickleitern sind die „abenteuerlichste“ Variante und bei Kindern sehr beliebt, da man sie hochziehen kann, um ungebetenen Besuch zu verhindern. Eine weitere „wackelige“ Version für einen Zugang zum Baumhaus sind Hängebrücken, die zum Einsatz kommen, wenn das Refugium aus mehreren Plattformen auf gleicher Höhe besteht. Bei unterschiedlichen Höhen können auch Seilrutschen installiert werden. Aufzüge sind, neben Seilrutschen, eine der ungewöhnlicheren Zugangsformen für Baumhäuser. Mechanische Aufzüge funktionieren z.B. mit einem großen Wasserbehälter als Gegengewicht. In der Regel werden sich als Zugänge vom Boden allerdings Leitern oder Treppen anbieten. Treppen gibt es in gerader Form, bei großen Höhen mit Treppenabsätzen zur Richtungsänderung, oder als Wendeltreppen. Die Projekte von La Cabane Perchée sind oftmals mit Wendeltreppen um den Baumstamm herum konzipiert (ein Projekt der Firma rechts im Bild), was durch die Integration des Baumes sehr harmonisch wirkt und wunderschön aussieht, aber auch aufwendig zu bauen ist.
Welches Material bietet sich für den Baumhausbau an?
Alle Metallteile, die mit dem Baum in Berührung kommen, sollten aus Edelstahl, also rostfrei sein. Beim Holzkauf für die Trägerkonstruktion sollten Sie nicht an der falschen Stelle sparen. In unseren Breiten bietet sich hierfür heimisches Lärchenholz an. Es ist wetterbeständig, langfasrig, ohne allzu hohe Dichte und daher nicht zu schwer, und außerdem schön anzuschauen. Andere Nadelhölzer sind für den Außenbereich nicht empfehlenswert, da sie weniger witterungsbeständig sind und daher über eine wesentlich kürzere Haltbarkeit verfügen. Eine Alternative stellt jedoch Robinienholz dar.
Um das Baumhaus nicht zu schwer werden zu lassen, kann das Haus selbst (also die nicht tragenden Teile) aus Fichtenholz gebaut werden. Konstruieren Sie so, dass Regenwasser schnell abfließen kann und die Wände durch eine überhängende Dachkonstruktion geschützt sind. Dann können Sie in der Regel auf Holzschutzmittel verzichten.
Wenn das Haus wasserdicht und winterfest sein soll, bietet sich für die Dachdeckung entweder Kautschukfolie aus dem Teichbau an (diese ist wesentlich leichter als Teerpappe), welche dann z.B. mit Schilf abgedeckt werden kann, oder Sie stellen sich der Herausforderung einer Dachdeckung mit Holzschindeln.
Seile für Strickleitern oder Geländer sollten witterungsbeständig, also u.U. aus Kunstfaser sein. Im Handel sind Kunstfaserseile erhältlich, deren Optik von Hanfseilen kaum zu unterscheiden ist.
Gibt es vorgefertigte Baupläne?
Pete Nelson von Treehouse Workshop bietet auf seiner Website Baupläne für Baumhäuser (engl.) an. Der eine oder andere Bauplan für ein Baumhaus, dass an einen einzelnen Stamm ohne Astgabeln montiert wird, kann sicher leicht für die gegebenen Umstände vor Ort adaptiert werden. Andere Baupläne jedoch, für Baumhäuser z.B. mit mehreren tragenden Bäumen, werden nur als Inspiration dienen können. Wie auch im Bereich mit den allgemeinen Informationen erwähnt, liegt es in der Natur der Sache, dem individuellen Charakter der Bäume und der Abstände zwischen tragenden Bäumen, dass Baupläne in den meisten Fällen speziell für ein Projekt erstellt werden müssen. Eine Ausnahme hiervon machen natürlichh Objekte wie „Claras Baumhaus“, die zwischen Bäumen aufgehängt werden, sowie Stelzenhäuser, bei denen beim Bau um den Baum lediglich Aussparungen für den Stamm und/oder Äste individuell geplant werden müssen. Auf Baumhäuser spezialisierte Firmen können Sie auch hierzu beraten, selbst wenn Sie Ihr Baumhaus selber bauen möchten.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Bau und Freude an Ihrem fertigen Baumhaus!
Bildquellen: THCUG (Bild 1+2), Treehouses.com (Bild 3), TheTreehouse.shop (Bild 4), La Cabane Perchée (Bild 5).
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