Schutz vor (zuviel) Elektrosmog:
Das eigene Haus als „weiße Zone“

Kaum ein Fleck in Deutschland ohne Mobilfunkabdeckung. Handynutzer freut das. Gleichzeitig nimmt aber auch die Zahl elektrosensibler Menschen zu. Schätzungen von ärztlicher Seite gehen von 3 % der Bevölkerung aus, die mit mehr oder weniger starken gesundheitlichen Beschwerden auf die hochfrequente Strahlung des Mobilfunks reagieren. Darüberhinaus wird von bis zu 35 % der Bevölkerung ausgegangen, die mit diffusen Beschwerden reagieren ohne diese Symptome dem Mobilfunk zuzuordnen. Immerhin haben Labortests mit Stressmarkern gezeigt, dass jeder Organismus auf solche Mikrowellenstrahlung reagiert, wobei einige diese Einflüsse so gut kompensieren können, dass sich keine nennenswerten Symptome bemerkbar machen. Welche Lösungen gibt es aber für die hochempfindlichen 3 %? Im Englischen wird diese auf Umweltfaktoren besonders empfindlich reagierende Personengruppe übrigens gerne als „Canaries“ bezeichnet – hergeleitet von den Kanarienvögeln, die die Bergleute früher als Frühwarnsystem mit in die Stollen genommen hatten: Wenn diese aufgrund giftiger Dämpfe „vom Stangerl“ fielen, war es ratsam, den Stollen umgehend zu verlassen …

Strahlungsfreie Bereiche für sensible Personen

Interessenvertretungen elektrosensibler Menschen, aber auch Ärzte, fordern schon länger die Schaffung „weißer Zonen“, also von Gebieten ohne Funkabdeckung und hochfrequente Strahlung. Dem gegenüber stehen die Interessen weiter Teile der Bevölkerung, die auf Funkverbindungen bis in den letzten Winkel pocht. Ein Interessenskonflikt, dessen Lösung aller Voraussicht nach noch etwas auf sich warten lässt. Gesundheitsbewusste Bauherren haben aber immerhin die Möglichkeit das eigene Haus weitgehend gegen Strahlung von außen abzuschirmen. Auf hausgemachte Strahlenquellen wie WLAN, Bluetooth, DECT, Babyphon etc. sollte dann selbstredend verzichtet werden.

Schirmdämpfung der Gebäudehülle

Abschirmung-HolzHausanbieter wie BAUFRITZ, die den Fokus auf Baugesundheit richten, statten ihre Häuser bereits mit Abschirmebene aus. Bei BAUFRITZ nennt sich dies „Xund-E“-Platte, welches eine Gipsplatte mit Kohlenstoffauflage ist, die laut Aussage des Herstellers für eine „Reduzierung von bis 99 % des Elektrosmogs“ sorgt. Nun sind 99 % unter Umständen nicht ausreichend, wenn z.B. der dem Baugrund nächstgelegene Mobilfunkmast noch für eine Strahlungsdichte von 200 μW/m² sorgt und die von Baubiologen für den Schlafbereich empfohlenen 0,1 μW/m² (PDF) erreicht werden sollen.

Wer sein Mini- oder Kleinhaus strahlungsfrei bekommen will, lässt also am besten von einem versierten Baubiologen eine objektive Bestandsaufnahme mit Messgeräten machen. Danach lassen sich im Falle einer Funkbelastung von außen unter Einbezug der anzunehmenden Schirmdämpfung der Gebäudehülle die passenden Abschirmmaßnahmen ergreifen.

Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat 2008 eine Broschüre über die „Schirmung elektromagnetischer Wellen im persönlichen Umfeld“ (PDF) herausgebracht. Darin enthalten sind unter anderem Tabellen mit Angaben zur Schirmdämpfung bzw. zum Schirmwirkungsgrad verschiedener Baustoffe, anhand derer sich für das eigene Haus Rückschlüsse auf die Schirmdämpfung der Gebäudehülle ziehen lassen.

Fenster und Türen: Mögliche Lücken in der Abschirmung

Abschirmung-FensterAuf Abschirmmaterialien spezialisierte Produzenten wie z.B. Aaronia, Marburg Technic oder Yshield bieten Farben, Stoffe, Vliese und Tapeten zur Abschirmung von innen, sowie Abschirmgewebe für den Außenbereich an. So können Räume im Altbestand abgeschirmt werden oder beim Neubau Abschirmgewebe hinter der Fassadenschalung angebracht werden.
Was ist aber mit Fenstern und Terrassentüren? Diese stellen in der Regel die Schwachstelle der Gebäudehülle dar. Und dies nicht so sehr wegen der Glasscheiben – moderne Wärmeschutzverglasung hat wegen der Metallbedampfung in der Regel eine sehr gute Abschirmwirkung – sondern vielmehr wegen der ungeschützten Rahmen. Wer also eine saubere Abschirmung erreichen möchte, sollte möglichst auf Fenster und Türen mit Holz-Alu-Rahmen (oder alternativ auf Kunststoff-Alu-Rahmen) zurückgreifen.
Mit Holz-Alu-Rahmen lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Durch das „Schutzschild“ aus Aluminium auf der Außenseite wird hochfrequente Strahlung reflektiert und gleichzeitig das Holz vor Witterungseinflüssen geschützt.

Bei Altbestand ohne Wärmeschutzverglasung und einfachen Holzrahmen lassen sich die Fensterscheiben gut mit einer Sonnenschutzfolie abschirmen. Um die komplette Öfnung in der Wand abzuschirmen, können sich an stark exponierten Bauplätzen auch vorgesetzte Rahmen mit einem Abschirmgitter anbieten. Dieses kann gleichzeitig als Fliegengitter dienen und hat den Vorteil, dass die Abschirmwirkung auch bei geöffnetem Fenster bestehen bleibt.

Bildquellen: Ralph / Pixabay (Foto), Bayerisches Landesamt für Umwelt (Tabellen)

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