Wohnpsychologie:
Welcher Wohntyp sind Sie?

So wie die eigene Haut oder unsere Kleidung können auch Häuser Spiegel der Seele sein, denn auch sie umgeben uns wie eine zweite (oder dritte) Haut. Wie das Haus gestaltet ist, außen wie innen, sagt viel über die Bewohner aus: Welche Materialien und Farben bevorzugen sie? Welche Accessoires verwenden sie als Dekoration, um ihr Zuhause wohnlich zu gestalten?

Die Wirkung der Einrichtung auf die Psyche

Einen großen Anteil bei der Kreation der Raumatmosphäre spielen Farben, Materialien und Formen. Wie in anderen Bereichen gelten auch bei der Einrichtung die allgemein bekannten Wirkungen unterschiedlicher Farben. Im Folgenden ein paar Stichworte, mit denen Farben in unserem Kulturraum in Zusammenhang gebracht werden. Beachten Sie jedoch: Schattierungen und Farbkombinationen können zu anderen Assoziationen führen.

  • Gelb: Heiterkeit, Entfaltung, Freiheitsstreben, Neugierde, Spontaneität, Offenheit, Kreativität; wirkt antidepressiv.
  • Orange: Lebensfreude, Geselligkeit, Extroversion, Neugierde, Enthusiasmus, Kreativität; wirkt antidepressiv.
  • Rot: Energie, Leidenschaft, Selbstbewusstsein, Dynamik, Vitalität, Aktivität; kann aggressionsfördernd wirken.
  • Rosa: Zartheit, Weiblichkeit, Verspieltheit, Feinheit, Sensibilität, Zuneigung, Einfühlungsvermögen, Hingabe, Romantik.
  • Violett: Spiritualität, Magie, Souveränität, Nostalgie, Fantasie, Ehrgeiz, Eitelkeit, Sexualität, Luxus; wirkt konzentrationsfördernd und beruhigend.
  • Blau: Ehrlichkeit, Beständigkeit, Seriosität, Nachdenklichkeit, Empathie, Bindung, Zufriedenheit, Ruhe, Ausgeglichenheit, Vertrauen, Intelligenz; wirkt beruhigend und kühlend.
  • Grün: Harmonie, Natürlichkeit, Gesundheit, Fruchtbarkeit, Hoffnung, Freiheit, Autonomie, Ausdauer, Wachstum, Wohlstand; wirkt kreativitätsfördernd, beruhigt und entspannt.
  • Braun: Bodenständigkeit, Pragmatismus, Gemütlichkeit, Geborgenheit, Genuss, Sinnlichkeit, Sanftmut, Zurückhaltung, Sicherheit, Gesundheit, Ehrlichkeit.
  • Schwarz: Kraft, Eleganz, Leistungswillen, Perfektion, Unnahbarkeit, Ernst, Intoleranz, Auflehnung.
  • Weiß: Reinheit, Perfektion, Wahrheit, Klarheit, Sauberkeit, Leichtigkeit, Frieden, Neuanfang, Unschuld, Minimalismus.
  • Grau: Neutralität, Zurückhaltung, Bescheidenheit, Abschirmung, Professionalität, Formalität, Konvention.
  • Bunt: Vielfalt, Optimismus, Spaß.
  • Gold und Silber: Wohlstand, Erfolg.

Aussagekräftig ist natürlich auch, ob Sie bei Ihrer Einrichtung auf Pastelltöne zurückgreifen oder mit starken Kontrasten gestalten. Die Wahl der Möblierung kann auf die Wirkung von Farben ebenfalls Einfluss haben: Am Beispiel des Shabby Streamside Studio zum Beispiel lässt sich sehr gut sehen, dass Weiß nur durch die Gestaltung den Charakter von Rosa bekommen kann. Auch wenn Bunt für Spaß und Überschwang steht und quirrlig wirken kann, entsteht ein anderer Eindruck wenn Sie beispielsweise Ihre Bücher im Bücherregal nach Farben ordnen: Dieser Kniff bringt Ruhe in den Raum und kann als Zeichen für Harmoniebedürfnis gedeutet werden.

Abgrenzung und Schutzbedürftigkeit kann durch wandhohe Bücherregale signalisiert werden. Ein Raum der rundherum und bis zur Decke voll mit Büchern ist, wirkt wie ein Raum mit einer Schutzhülle. Dieser Schutzraum ist aber auch der ultimative Raum der gespeicherten Erinnerung. Hierzu gleich mehr.

Sind die Wohnräume dagegen voll mit Fotos und Gegenständen von anderen Personen, so drückt dies Geselligkeit aus. Es kann nur der Wunsch nach Geselligkeit sein, oder aber eine praktizierte Geselligkeit. Jedenfalls fühlt sich die Person in Umgebung von anderen Menschen wohl. Eine Person, die sich auf andere Menschen bezieht, hebt häufig Geschenke auf, die ihr nicht gefallen, um den anderen nicht zu verletzen. Es kann also durchaus sein, dass die Wohnung ein ziemliches Sammelsurium von Gegenständen ist, die wiederum wertvolle Erinnerung und Bezüge zu Menschen tragen.

Es gibt Wohnstile, die einen enormen Einfluss auf unsere Psyche ausüben: Eine minimalistische Einrichtung kann eine befreiende Wirkung haben, aber sehr leicht auch ungemütlich wirken. Es sind meist kleine Details – Farbnuancen und Materialien –, die den Unterschied machen.

Anders verhält es sich mit Unordnung: Dieser lässt sich kaum ein positiver Aspekt abgewinnen. Eine Wohnung, in der viel herumliegt, belastet den/die Bewohner bei jedem Anblick – und sei es nur unterschwellig. Ein Grund dafür kann sein, dass wir selbst sehr gut wissen, dass wir uns mit mehr Ordnung wohler fühlen würden. Dennoch gelingt es uns nicht Ordnung zu schaffen oder zu halten. Jeder Blick, den wir durch die Wohnung schweifen lassen, bestätigt uns, dass wir den inneren Schweinehund nicht im Griff haben. Ein anderer Grund mag darin liegen, dass die herumliegenden Gegenstände im Geiste alle mit etwas verknüpft werden. Der indische Yogi Jaggi Vasudev, allgemein bekannt als Sadhguru, spricht in diesem Zusammenhang vom Körper der Erinnerung. Wir tragen unendliche viele Erinnerungen mit uns – geistig, emotional und in Form von Gegenständen. Gegenstände können Erinnerungen triggern und wer stets in dieser Art und Weise getriggert wird, der hat oft wenig Platz für Neues.

Ist eine große Unordnung im Haus, so lässt dies auf einen schlecht organisierten Menschen schließen. Gleichzeitig kann es sich auch um eine über-intelligente Person handeln, denn scharfe Denker können manchmal kein Ordnungssystem finden, in die sie eine Sache zu 100% verstauen möchten. Sie haben immer mehrere Möglichkeiten zur Disposition und kommen so zu keinem eindeutigen System der Ordnung in der Wohnung. Als Resultat verweilen die Dinge ungeordnet oder nur temporär geordnet im Raum. Wie der Mensch mit Unordnung umgehen kann und ob das berühmte Zitat von Albert Einstein eine Flucht nach vorne oder Ausdruck von Souveränität ist, das ist individuell verschieden.

Ordnung braucht nur der Dumme, das Genie beherrscht das Chaos.
Albert Einstein

Das Zuhause als Spiegel der Seele

Ein bewohntes Haus ist eine natürliche Repräsentanz dessen, was in uns geschieht und was wir erlebt haben. Mit der Gestaltung unseres Zuhauses machen wir diese Aspekte sichtbar. Bestimmen helle Farben oder düstere Elemente die Einrichtung? Ist es ordentlich oder chaotisch? Und wie sieht es mit der Instandhaltung aus: Sind die Lampen ausgewechselt und die Räume gepflegt? In der Redensart „Zeige mir deine Wohnung und ich sage dir, wer du bist“ steckt also viel Wahres: Wer die Zeichen und Strukturen zu lesen vermag, der kann die Persönlichkeit des Gegenübers ziemlich gut erkennen.

Ein und dieselbe Wohnung kann sehr unterschiedlich eingerichtet sein: Sie kann modern, romantisch, verspielt, puristisch, elegant oder auch technisch-kalt eingerichtet werden. Welcher Wohntyp Sie sind, können Sie mit diesem Test herausfinden und die Einrichtung Ihres Hauses danach möglicherweise kongruenter gestalten.

Bildquellen: Bru-nO/Pixabay (Bild 1), Hudson Interior Design/houzz.de (Bild 2), Daniil Silantev/Unsplash (Bild 3).

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