Wohnen im Seecontainer:
Kreativität ist die wichtigste Zutat beim Bau

Wer kann schon behaupten, dass im Wohnzimmer früher Autoteile oder Rohstoffe transportiert wurden? Nur, wer sich ein Minihaus aus einem Schiffscontainer baut. Das Upcycling der gebrauchten Stahlbauten ist ein nachhaltiger Trend unter Tiny-House-Enthusiasten. Bis aus einem nackten Stahlquader allerdings ein stylisches Wohnhaus geworden ist, braucht es Kreativität – sowie Verständnis für Bauphysik und Baurecht.

Dämmung und Lüftung von Containern für Wohnzwecke

Karosserieteile und Kunststoffelemente haben keine großen Ansprüche an ihren Container – wetter- und wassergeschützt soll er sein. Genau das bieten die Stahlcontainer, mehr aber auch nicht. Wer sich ein Containerhaus bauen möchte, hat jedoch in der Regel wesentlich höhere Ansprüche: Tageslicht im Wohnraum zum Beispiel, aber auch das Wohnklima muss stimmen. Größte Herausforderungen: Im Wohnraum entsteht Feuchtigkeit, die nach draußen geleitet werden muss. Zudem ist eine Dämmung nötig, damit es drinnen nicht zu heiß und nicht zu kalt wird. Daraus ergeben sich konstruktive Pflichten.
 

Zuerst werden am besten die Fenster und Türen eingebaut, aber nicht irgendwelche. Sie sollten die Anforderungen der Energieeinsparverordnung erfüllen – die gilt nämlich für alle dauerhaft genutzten Wohnräume, ob Container oder Neubau. Als Nächstes folgt die Dämmung. Wer den besonderen Container-Charme der Außenwand erhalten möchte, muss von innen dämmen. Dadurch wird allerdings der Wohnraum kleiner. Hier ist abzuwägen, was wichtiger ist.

Wer von außen dämmen möchte, kann PU-Schaum verwenden. Der ist unempfindlich gegen Wasser und Witterung. Wer von innen dämmt, wird eher auf Dämmplatten setzen.

Achtung
Dämmmaterial, das Feuchtigkeit aufnimmt, ist nur für hinterlüftete Dämmebenen sinnvoll. Sonst kann die Feuchtigkeit nicht nach außen gelangen und es schimmelt im Container.
Welche Lösung auch gewählt wird, sie muss immer der Energieeinsparverordnung genügen, sofern der ausgebaute Seecontainer als fester Wohnsitz dienen soll.
 

Fassadengestaltung von Wohncontainern

Die Containerhaus-Ideen für die Fassadengestaltung teilen sich in zwei Gruppen: die Stahlfassade im originalen Look belassen oder verändern. Puristen setzen auf das authentische Container-Design im Industrie-Look. Wenn die Lackierung intakt ist, ist das eine gute Idee, denn die Außenhaut ist robust. Allerdings erhalten solche Bauten nicht überall eine Baugenehmigung. Häufig ist die Fassadengestaltung Teil der Bauvorschriften und gewellter Stahl kommt als zugelassenes Material selten darin vor.

Ist eine Veränderung der Optik (aus welchen Gründen auch immer) gewünscht, empfiehlt sich eine Verkleidung. Hier ist wiederum Holz meist das Material der Wahl. Es lässt sich in verschiedenen Varianten nutzen. Viele Container-Bauherren und -Bauherrinnen entscheiden sich für eine Lackierung. Wenn das Holz an der Luft trocknen kann, ist aber auch eine Wettergerbung möglich.
 

 
Wer etwas mehr Aufwand in Kauf nimmt, kann sein Containerhaus verputzen. Es wirkt dann wie ein Neubau aus Stein und Beton, das Innere besteht aber komplett aus recyceltem Stahl. Zu beachten ist allerdings, dass ein aufwendig verkleidetes oder verputztes Containerhaus (so gut wie) nicht mehr transportabel ist. Wer sich allerdings die Mühe gemacht hat, sich durch Bauanträge und Genehmigungen zu kämpfen, um einen Container als Wohnhaus zuzulassen, wird darauf verzichten können.

Container kombinieren für mehr Wohnraum

Schon gewusst? Ein 20-Fuß-Container bietet etwas mehr als 13 Quadratmeter Wohnfläche, durch die Dämmung geht meist noch etwas davon verloren. Das reicht kaum zum Wohnen. Die Lösung: mehrere Container. Die erlauben zugleich, den Grundriss deutlich vielseitiger zu gestalten. Wer alle Freiheiten hat, die einzelnen Quader miteinander zu verbinden, sollte davon Gebrauch machen. So ergeben sich einzigartige, verschachtelte Container-Entwürfe mit oder ohne Durchgang.
 

Vor- und Nachteile von Stahl als Baumaterial

Ist es sinnvoll, im Seecontainer zu wohnen? Die verschiedenen Vorteile legen es nahe:

  • günstig in der Beschaffung
  • sehr nachhaltig durch Recycling
  • der Ausbau auch in Eigenregie möglich
  • guter Wetterschutz durch robustes Material

Der Grund, warum nicht alle Häuser aus Stahl bestehen, liegt in den Nachteilen des Materials:

  • die Wände sind nicht diffusionsoffen
  • die Wohnfläche ist begrenzt
  • mit den Jahren kann Korrosion zum Problem werden
  • Baugenehmigungen sind schwer zu bekommen
  • die Optik ist eigenwillig

Das Zünglein an der Waage kann beim Abwägen ebenfalls die Kreativität sein: Ja, ich habe Lust, den Rohbau kreativ umzugestalten! Oder: Nein, ich setze lieber auf ein klassisches Baumaterial und lebe mich bei der Inneneinrichtung aus.

Bildquellen: Patrick Powers & Matt Ketis-Bendena / Powers Construction (Bild 1), Contained (Bild 2).

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