Tiny House selber bauen –
das gilt es zu bedenken
Tiny Houses werden immer beliebter – bieten doch die hübschen Häuschen besonders für Singles, Pärchen oder als Ferienhäuschen zur Gästebeherbergung einen idealen Rückzugsort. Auch als Gartenhaus kann sich ein Tiny House eignen – ob nun für die eigenen Kinder, um sich einen Meditationsraum zu schaffen oder (ungedämmt und weniger luxuriös ausgestattet) für die Hühnerhaltung im Garten. So solide die Häuschen auch sind, so vergleichsweise einfach lassen sich die Modelle selber bauen, denn anders als bei einem Haus mit einer Größe von 120 Quadratmetern Wohnfläche gibt es Bauanleitungen, mit denen sich Heimwerker ihren Traum selber erfüllen können.
Die eigenen Fähigkeiten einschätzen
Bevor es überhaupt so richtig losgeht, sollten Tiny-House-Liebhaber allerdings zunächst ihre eigenen handwerklichen Fähigkeiten einschätzen, und zwar möglichst objektiv und realistisch. Es geht hier zwar „nur“ um ein kleines Häuschen, stellt man jedoch während der Bauphase fest, dem nicht gewachsen zu sein, ist das natürlich alles andere als optimal. Den den Umgang mit Maschinen wie Kreissäge, Fräse und Flex sollte man sich gegebenenfalls vorab von einem versierten Handwerker zeigen lassen.
Grundsätzlich gibt es nun zwei vereinfachte Bauweisen für ein Tiny House – der Bau nach Bauplan oder mit einem Bausatz:
Für Heimwerker mit etwas weniger Know-how sind Bausätze für Tiny Houses selbstverständlich besser geeignet. Hierbei werden alle Materialien, bereits passend zugeschnitten, als „Paket“ geliefert und müssen gemäß der dazugehörigen Anleitung lediglich noch zusammengefügt werden.
Natürlich besteht auch die Möglichkeit ein ganz individuelles Tiny House zu entwerfen und schließlich selber zu bauen – das sollte jedoch eher den Profis überlassen werden, die darüber hinaus auch mit Wissen in Architektur und Statik, Innenausstattung sowie handwerklichem Geschick gesegnet sind.
Genehmigung und Bebauungsplan
Nach deutschem Baurecht ist auch ein Tiny House genehmigungspflichtig, egal ob es im eigenen Garten oder auf einem separaten Grundstück errichtet wird. Bei der Baubehörde ist also eine Erlaubnis für das Vorhaben einzuholen. Zusätzlich gibt es in vielen Regionen Bebauungspläne, wonach sich Häuslebauer bei ihrem Eigenheim richten müssen.
Solche Pläne geben genau vor, welches Haus in welcher Form gebaut werden darf. Informieren kann man sich vorab beim Bauamt. Für alle künftigen Grundstücksbesitzer gilt es also, sich durch eine Bauvoranfrage genau zu erkundigen, ob auf dem Wunschgrundstück überhaupt ein Tiny House gebaut werden darf, bevor der Bauantrag eingereicht wird.
Ebenfalls zu prüfen ist, wie gut sich der Untergrund für den Bau eines Tiny House eignet. Tiny Houses stellen an den Baugrund natürlich nicht die gleichen Anforderungen wie der Bau eines Einfamilienhauses, dennoch muss der Boden tragfähig sein:
Für stationäre Häuschen ohne eigene Bodenplatte wird ein Betonfundament benötigt, für Modelle mit stabiler Bodenplatte können Punktfundamente reichen. Tiny Houses on Wheels benötigen zumindest an vier Eckpunkten einen stabilen Grund, um aufgebockt werden zu können.
Bevor eine solche Bestandsaufnahme hinsichtlich der Tragfähigkeit des Untergundes erfolgen kann, sind unbedingt alle Flächen freizuschneiden, beispielsweise mit einer Motorsense oder einem Rasenmäher, damit der gesamte Platz, einschließlich der Zufahrt bis dahin, gut in Augenschein genommen werden kann.
Bauanleitungen gründlich prüfen
Bei dem Bau eines Tiny House nach Bauanleitungen haben künftige Hausbesitzer die Möglichkeit, sich Baupläne für Tiny Houses im Internet zu kaufen. Vor dem Kauf gibt es jedoch ein paar Dinge zu beachten, denn die Anleitungen sind häufig auf Englisch und nicht alle ihr Geld wirklich wert:
● Die Straßenverkehrszulassung: Gerade bei Bauplänen aus dem amerikanischen Raum kann es sein, dass das betreffende Tiny House hier in Deutschland nicht für die Straße zugelassen werden würde – entweder weil die Höchstmaße oder das Höchstgewicht für eine Zulassung hierzulande überschritten werden. Dies gilt es vorab genau zu prüfen.
● Details: Unbedingt darauf achten sollte man auch auf die Detailreiche des Bauplans. Im Idealfall ist jegliches Werkzeug genau aufgelistet sowie die genaue Vorgehensweise sehr genau beschrieben, sodass idealerweise auch Hobby-Heimwerker keine Probleme beim Bau bekommen.
● Der Innenausbau: Möglicherweise bezieht sich der Bauplan nur für die Gebäudehülle, der Innenausbau wird dagegen nicht weiter ausgeführt wird. Hier hängt es davon ab, ob Sie ohnehin Ihre eigenen Ideen umsetzen wollen oder eine Anleitung für den Innenausbau zumindest als Inspiration benötigen. Ohnehin ist der Innenausbau auch bezüglich einer optimalen Lastverteilung nicht zu unterschätzen und auch manche Baupläne berücksichtigen diesen Punkt zu wenig. Wenn Sie planen, Ihr Tiny House auf der Straße zu bewegen, dann lassen Sie sich vor dem Bau unbedingt zu diesen Punkten von einem Fachmann beraten!
Wer sich langsam als Heimwerker an Holzarbeiten für den Innenausbau herantasten möchte, für den ist möglicherweise der Bau einer Gartenbank oder sonstiger Möbelbau ein guter Beginn.
Bildquelle: ungvar / Adobe Stock (Bild 1), Kleiner Nomade (Bild 2), Arwin Basdew / pixabay (Bild 3).