Tiny Houses:
Wohn-Alternative oder Zweithaus
Eine großer Prozentsatz der deutschen Bundesbürger träumt vom Eigenheim, doch nicht selten werden die finanziellen Möglichkeiten, der Raum oder ökologische Punkte zum Hindernis. Denn der Hausbau in Deutschland ist nicht gerade günstig – und dies noch weniger, wenn man auf Ökologie und Nachhaltigkeit Wert legt. Die Option abseits der klassischen Immobilie ist dann das ökologische Minihaus. Dennoch gibt es auch hier verschiedene Hürden zu nehmen, um sich diesen Traum zu erfüllen …
Wohnflächen zwischen 15 und 50 Quadratmetern
Jeder Mensch hat auf seine ganz eigene Art und Weise eine spezielle Perspektive auf das Leben: Konditioniert von Eltern, Verwandten, Freunden, der Kultur, in der er aufwächst und noch vielem mehr formen sich über die Jahre hinweg Einstellungen der Welt gegenüber. Aber so wie sich Sprache, Überzeugung, Beruf und Liebesbeziehungen verändern können, ändert sich auch die Einstellung zum Wohnen und traditionelle wege werden überdacht. Ausschlaggebend hierfür kann unter anderem die Tatsache sein, dass immer weniger Bauplätze zur Verfügung stehen und die Preise gefühlt seit Jahren unaufhörlich steigen. Also warum nicht aus der Not eine Tugend machen? Die Lösung, angesichts des aktuellen Immobilienmarktes trotzdem ein Leben in Freiheit, Entfaltung und Selbstbestimmung leben zu können, sehen viele (vor allem jüngere) Menschen im Tiny House.
Auch wenn Tiny Houses unterm Strich wesentlich weniger kosten als konventionelle Häuser, ist der Quadratmeterpreis enorm: Die Preise für schlüsselfertige Tiny Houses mit um die 20 Quadratmeter Wohnfläche beginnen bei etwa 65.000 Euro. Die schüttelt man natürlich nicht einfach so aus dem Ärmel. In einem früheren Artikel hatten wir bereits Finanzierungsmöglichkeiten für Tiny Houses vorgestellt: Die Nachhaltigkeitsbanken bieten zwar Tiny-House-Kredite an, aber wer bereits im Besitz einer Immobilie ist, hat darüberhinaus noch weitere Möglichkeiten, an das Geld für ein Minihaus auf Rädern zu kommen.
Wer mit seinem „alten Leben“ im großen Haus ganz abschließen will, verkauft. Eine Option ohne Verkauf ist die altbekannte Hypothek und daneben gibt es noch die Möglichkeit eines Teilverkaufs an einen stillen Miteigentümer. Völlig unangetastet bleibt das Haus dagegen, wenn Sie eine inzwischen abgeschriebene Photovoltaikanlage verkaufen. In diesem Fall wird die Anlage verkauft, jedoch nicht abgebaut – stattdessen schließen Sie mit dem Käufer zusätzlich einen Pachtvertrag für Ihre Dachfläche, auf der die Anlage wie zuvor betrieben wird.
Übrigens können Sie auch passende leere Dachflächen zum Betreiben von Photovoltaikanlagen verpachten, die Einnahmen sind jedoch gering. Lohnenswert kann es allerdings dann sein, wenn das Dach ohnehin saniert werden muss. Dann können Sie sich diese Kosten sparen – die übernimmt der Betreiber der PV-Anlage genauso wie eine damit in Zusammenhang stehende etwaige Entsorgung der alten, möglicherweise asbesthaltigen Dacheindeckung. Mit dem gesparten Geld – und hier schließt sich der Kreis – können Sie dann z.B. Ihr Mini-Ferienhaus finanzieren.
Tiny House Movement bereits seit 1920
Eine Photovoltaikanlage lässt sich freilich ebenfalls auf einem Tiny House installieren, um das Wohnen noch nachhaltiger und vor allem unabhängiger zu gestalten. Allerdings reicht die Dachfläche nur für eine Mini-Anlage. Wenn Sie weitgehend unabhängig vom öffentlichen Stromnetz, aber gleichzeitig komfortabel leben wollen, dann geht das nicht auf dem freien Feld, sondern am ehesten auf einem minihaustauglichen Grundstück mit einem Carport neben dem Standplatz, und für diesen bietet sich die Ausstattung mit einem Solardach an. Alternativ kann eine Solaranlage neben dem Haus aufgeständert werden. So oder so kann damit dann auch ein E-Auto aufgetankt werden.
Eingeschworene Tiny-House-Bewohner haben bewusst ein Minihaus auf Rädern gewählt, um „mobil“ zu bleiben. Der Hintergedanke ist, dass das Tiny House bei Bedarf recht unkompliziert von A nach B transportiert werden kann. In der Realität zeigt sich aber, dass das Häuschen gar nicht so oft bewegt werden soll, dass es überhaupt mobil sein muss – stattdessen würde ein transportables Modulhaus in den meisten Fällen die Bedürfnisse viel besser decken.
Ob nun Tiny House on Wheels oder transportables Modulhaus, der Trend zum Kleinwohnformen wird immer deutlicher: Immer mehr Menschen leben alleine, weshalb sie weniger Wohnfläche benötigen, und immer mehr Menschen wollen ihre wohnliche Zukunft freier, nachhaltiger und bewusster gestalten. Mit zunehmender Wohnfläche entsteht mehr Besitz und damit mehr Verantwortung – was den Einzelnen mehr bindet, als ihm Freiheit zu geben. Die Verknüpfung von Wohnen auf kleiner Fläche und Freiheitsbedürfnis ist nicht neu: Bereits vor 100 Jahren gab es die ersten Wohnmobile, die den Komfort des eigenen Hauses mit dem Freiheitsgefühl des Reisens verbanden.
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