Von Cohousing und Cluster-Wohnungen:
Gemeinschaftsprojekte gründen

Für viele von uns ist es ein lang gehegter Traum: Gemeinschaftlich mit Freunden wohnen und leben. In einer Hausgemeinschaft macht das Leben einfach viel mehr Freude. Während die Kinder zusammen im Garten spielen, haben die Erwachsenen Raum für gemeinsame Projekte und für gesellige Runden. Und mancher erfüllt sich gar den Traum vom eigenen Bio-Garten und einer bunten Hühnerschar.

Bevor der Garten und das Zusammenleben aufblühen, gibt es natürlich einiges zu organisieren und zu beachten. Die Gründung eines Gemeinschaftsprojektes ist nicht immer einfach und birgt viele Fallstricke. Mit unseren Tipps könnt ihr euch den Start in das Gemeinschaftsleben erleichtern.

Vor der Gründung: Alle Fakten auf den Tisch!

Bei der Gemeinschaftsgründung sind Offenheit und Ehrlichkeit die zwei wichtigsten Voraussetzungen. Damit Vertrauen aufgebaut werden kann und das Gemeinschaftsleben schon mal geübt wird, lohnen sich regelmäßige Treffen aller Gründungswilligen.


 
Um enttäuschte Erwartungen zu vermeiden, hilft nur, sich intensiv über die Ideen und Bedürfnisse der zukünftigen Gemeinschaftsmitglieder auszutauschen. Zusammen kann auf diese Weise ein Visionspapier der Gemeinschaft entstehen. Das enthält neben den Ideen für das Wohnprojekt auch das Grundgerüst der Gemeinschaft. Zum Beispiel die Antwort auf die Frage, auf welche Weise in der Gruppe Entscheidungen getroffen werden sollen und welche gemeinsamen Werte die Gemeinschaft nach innen und außen vertreten möchte. Bei größeren Gemeinschaften macht auch die Organisation in Arbeitskreisen nach dem Prinzip der Soziokratie Sinn. Und natürlich müssen die Fakten auf den Tisch:

  • Welchen Platzbedarf hat jeder Bewohner?
  • Welche finanziellen Mittel kann jeder einbringen?
  • Und wie stellen sich die Gemeinschaftsmitglieder ihr Zusammenleben vor?

Für die Findung einer passenden Rechtsform und dem passenden wirtschaftlichen Rahmen für das Gemeinschaftsprojekt, sollte sich jede entstehende Gemeinschaft Rat von Menschen mit viel Erfahrung in diesem Bereich einholen.

Die passende Immobilie finden

Viele Gemeinschaften scheitern leider an der Suche nach einem passenden Ort für ihr Wohnprojekt. Denn es gibt viele Faktoren und Bedingungen unter einen Hut zu bringen. Neben der Größe des Hauses oder der Größe des Grundstücks zur Platzierung der nötigen Anzahl an Minihäusern und dem Preis für Kauf, Miete oder Erbpacht spielt natürlich auch die Lage eine Rolle:

  • Kommen alle Gemeinschaftsmitglieder gut zu ihrer Arbeitsstelle?
  • Gibt es eine Schule und einen Kindergarten in der Nähe?
  • Braucht man ein Auto oder kann man mit Bus und Bahn fahren?

Und dann müssen sich natürlich auch noch alle Bewohner in ihrem zukünftigen Zuhause wohlfühlen. Keine leichte Aufgabe!

Die Suche nach einem Altbestand zur Gründung einer Hausgemeinschaft – ganz gleich ob für eine Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG), für eine Mietergemeinschaft nach dem Syndikatsmodell oder eine andere Form des Zusammenlebens innerhalb eines Hauses – gestaltet sich anders als die Suche nach einem großen Grundstück zur Neubebauung.

Cohousing-Initiativen, die in einem Haus zusammen leben wollen, können auf den großen Immobilienplattformen oder in der Kleinanzeigen-Rubrik der lokalen Tageszeitung fündig werden. Auch Freunde und Bekannte können beim Finden des neuen Zuhauses für die Gemeinschaft behilflich sein. Zuvor solltet ihr für euch und sie natürlich geklärt haben, in wieweit ihr Räumlichkeiten im Haus teilen wollt:

  • gemeinsames Wohnzimmer, gemeinsame Küche, gemeinsame Bäder, individuelle Schlafzimmer, wie in einer herkömmlichen WG
  • gemeinsames Wohnzimmer, gemeinsame Küche, dazu Apartments, mit eigenem Bad und einer Teeküche, also Cluster-Wohnungen
  • Gemeinschaftsräume für Zusammenkünfte, zum Arbeiten und dergleichen, dazu abgetrennte, komplett ausgestattete Wohnungen

Ein Altbestand mit einzelnen abgeschlossenen Wohnungen lässt sich natürlich leichter für ein Gemeinschaftsprojekt umnutzen als sich ein großzügiges Einfamilienhaus in getrennte Apartments teilen lässt.

Wenn ihr ein größeres Grundstück zur Beplanung mit Minihäusern sucht, bietet es sich an, (zumindest parallel) das Gespräch mit der Gemeinde zu suchen. Da viele Gemeinden am Zuzug von Familien interessiert sind, kann es sein, dass ihr mit einem derartigen Projekt offene Türen einrennt und entweder Gemeindegrund auf Erbpachtbasis angeboten oder ein passendes Grundstück vermittelt bekommt.

Ist die passende Immobilie erst einmal gefunden, könnt ihr als Gemeinschaft schnell neue Kraft für den Start in das gemeinsame Leben schöpfen. Eine „House-Warming-Party“ bei der ihr alle Freunde und Unterstützer auf eurem bisherigen Weg einladet, ist ein schönes Ritual als Einstieg.

Den Alltag organisieren

Ist der Umzug geschafft, beginnt endlich der gemeinsame Alltag in der Hausgemeinschaft. Und auch hier gibt es viel zu organisieren! Neben den täglichen Aufgaben wie Kochen und Putzen fallen in der neu gegründeten Gemeinschaft möglicherweise noch Renovierungsarbeiten oder auch Tätigkeiten im Garten an. Um das alles zu schaffen, braucht es viel Kommunikation, Tatkraft und gute Absprachen zwischen allen Bewohnern.

Auch die Miete und die Nebenkosten müssen abgerechnet werden. Gemeinschaftsgründung bedeutet auch immer eine Menge Papierkram. Zum Glück gibt es inzwischen Software, mit der man Immobilien einfach online verwalten kann. So bleibt mehr Zeit, sich auf die Gestaltung des gemeinsamen Lebensortes und auf die gemeinschaftlichen Projekte zu konzentrieren.

Das Zusammenleben feiern

Mit der Zeit schleicht sich mitunter eine gewisse Routine in das Zusammenleben ein. Dabei lohnt es sich, regelmäßig die gemeinsamen Erfolge und die Gemeinschaft zu feiern. Viele Hausgemeinschaften bauen Feste und Rituale der gegenseitigen Wertschätzung fest in ihr Zusammenleben ein. Da gibt es das gemeinsame Festessen mit dem eigenen Gemüse zur Erntezeit. Oder das Lagerfeuer mit Musik und Gesang im Garten zur Sonnenwende. Gemeinsame Feste schaffen Raum für Begegnung und Freude. Und genau das ist es, was das Zusammenleben von Menschen in Gemeinschaft so wertvoll macht.

Credits: Alessandro Biascioli / iStock.com (Bild 1), Spencer Davis / Unsplash (Bild 2), Lars Petter Pettersen / Reiulf Ramstad Arkitekter (Bild 3), Andy Lord / LILAC (Bild 4), ViewApart / iStock (Bild 5).

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