Am Puls der Zeit, statt hinter dem Mond:
Wohnen im Tiny House

Immer mehr Menschen wünschen sich ein reduziertes und nachhaltiges Leben in einem gemütlichen Tiny House. Ihre Gründe sind vielfältig: Häufig stehen Unabhängigkeit von Vermietern und die Einsparung hoher Mietkosten im Vordergrund. Manchmal ist es auch der Wunsch nach einem Leben an einem abgeschiedenen, ruhigen Ort, der heute nur noch sehr schwer zu finden ist. Wenn dieser Schritt gewagt wird, steht oftmals eine komplette Lebensveränderung im Hintergrund, die unter anderem den weitgehenden Verzicht auf unnötige Konsumgüter beinhaltet.

Wohnen im Tiny House: Besinnung auf die wichtigen Dinge im Leben

Die Entscheidung für das Wohnen in einem Tiny House geht meist mit dem Willen nach einer neuen, reduzierten Lebensweise einher. Dies ergibt sich bereits aus der geringen Wohnfläche: Bei den Minihäuschen auf einem Fahrgestell handelt es sich in der Regel um 15 bis 25 Quadratmeter – optimalerweise zuzüglich von Schlaflofts unter dem Dach. Wer von einer klassischen Wohnung oder gar einem Haus in so eine „Minivilla“ zieht, muss garantiert zuvor einiges ausrangieren. Die rigorose Reduzierung basiert allerdings keineswegs für alle Menschen, die sich für ein Leben in einem Tiny House entschieden haben, auf Freiwilligkeit. Manch einer hat sich zuvor keine Vorstellung gemacht, von wievielen Habseligkeiten man sich doch trennen muss. Andererseits gehörte der Aspekt Ballast abzuwerfen ja auch zur Vision. Und im Tiny House geht es einfach nicht anders: die Reduktion auf weniger (und dafür geliebte Dinge) gehört dazu und hat letztendlich auch Vorteile.

Die Digitalisierung vereinfacht einen schlankeren Lebensstil

Es gibt einige Annehmlichkeiten in der heutigen Zeit, die es uns leichter machen, ohne viel Gepäck, aber einer Menge Komfort durchs Leben zu gehen: Statt meterweise Bücher im Regal reicht heute ein eBook-Reader und eine Suchmaschine. Die klotzige Triumph Schreibmaschine, auf der man früher – erinnern Sie sich? – mit Tipp-ex (und ggf. Ohropax) ausgestattet, Fach- und Diplomarbeiten zu Papier gebracht hat, wurde durch ein handliches iPad ersetzt. Wir hängen nicht mehr am Kabel, sondern können uns drahtlos durch die Welt bewegen.Vor allem der technologische Fortschritt geht also mit Pluspunkten einher, auf die auch Tiny House-Bewohner nur ungern verzichten. Teilweise scheint es uns gar nicht mehr möglich, ohne Telefon, Computer sowie weitere technische Geräte – und vor allem ohne das Internet – auszukommen. Was einerseits sehr praktisch erscheint, hat uns andererseits gehörig am Wickel. In der Tiny-House-Szene ist das nicht anders: Immer mehr Berufstätige arbeiten im Homeoffice, darunter auch Tiny-House-Besitzer. Gerade für sie scheint diese Arbeitsweise prädestiniert, denn immerhin treiben nicht nur die hohen Mieten, sondern auch der Trubel im urbanen Raum viele Menschen hinaus aufs Land in ein eigenes kleines Häuschen. Um sich dort nicht isoliert zu fühlen, ist wiederum der Anschluss an die große weite Welt wichtig …

Auch im Tiny House wichtig: Zugang zum World Wide Web

Mobilität und Flexibilität, das sind Werte, die auch Tiny Houses interessant machen. Sowohl im Privat- wie im Berufsleben scheint alles mehr in Bewegung zu sein, als früher. Die Telefongesellschaften ziehen mit und entwickeln stets innovative Methoden, um allen Verbrauchern gerecht zu werden – oder entsprechende Begehrlichkeiten zu wecken. So benötigt man zum Beispiel mittlerweile keinen Festnetz- oder Kabelanschluss, um das Internet nutzen zu können: Die Endgeräte verbinden sich über das Mobilfunknetz mit dem Internet und Satelliten ermöglichen eine Internetverbindung selbst in abgelegenen Regionen. 

Für Globetrotter mögen das Mobilfunknetz, WLAN im Hotel und Internetcafés den Bedarf decken. Für alle aber, die von zuhause aus arbeiten und ihr Geld online verdienen, ist ein Internetanschluss mit hoher Bandbreite essenziell. Statt alleine entsprechend aufzurüsten, macht es Sinn, sich mit anderen „HeimarbeiterInnen“ zusammenzutun: In Tiny-House-Communities oder Co-Working-Spaces kann die benötigte Anzahl an Arbeitsplätzen effizienter und günstiger ausgestattet werden, als es für die Summe einzelner Homeoffices möglich wäre. Und zu allem Überfluss ergeben sich so wieder ganz reale, analoge Kontakte unter den Bewohnern.

Wer bei seiner Arbeit auf das Internet angewiesen ist und viele Up- und Downloads ausführen oder an Zoom-Meetings teilnehmen muss, wird eine Verbindung mit hoher Bandbreite, ausgezeichneter Sprachqualität und geringer Ausfallquote zu schätzen wissen. Unter Umständen kann auch eine feste IP-Adresse nötig sein. Wenn dieser Bedarf für mehrere Arbeitsplätze besteht, dann kann ein Business-Internetanschluss die ideale Lösung sein. Je nach gebuchter Bandbreite kann eine große Zahl an Mitarbeitern im Homeoffice oder an den Arbeitsplätzen eines Co-Working-Spaces Zugang zum Internet erhalten.

Business-Internetanschluss? Was unterscheidet ihn von einem privaten Anschluss?

In privaten Haushalten gehen selten mehr als vier Personen gleichzeitig ins Internet, aber je nach gebuchter Bandbreite kann es damit schon zu Engpässen kommen. Wer hat es nicht auch festgestellt, dass seit Beginn der Pandemie alles zäher läuft. Die Leitungen scheinen überlastet. Einbildung oder erklärbar durch mehr Arbeit im Homeoffice und mehr abendlichem Streaming mangels Alternativen? Die Anforderungen eines Unternehmens liegen höher: Auch wenn viele Personen gleichzeitig ins Internet gehen, soll die Arbeit nicht durch eine lahme Verbindung erschwert werden. Sicherheit und Verfügbarkeit sollen hoch und gegebenenfalls der Aufbau eines Intranets möglich sein. Egal ob Unternehmen oder Tiny-House-Communities: Sobald mehrere Online-Arbeitsplätze eingerichtet werden sollen, lohnt es sich über eine adäquate Infrastruktur nachzudenken.


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Damit Sie bei der Vielzahl an Tiny-House-Herstellern den Durchblick behalten und sich ganz bequem von zu Hause aus einen Überblick verschaffen können, haben wir zusammen mit den führenden Tiny-House-Experten das folgende kostenlose „Tiny House“- Planungs-Tool ins Leben gerufen. Dieses funktioniert dabei nach folgendem Grundsatz: 1. Bedarf festlegen, 2. Passende Anbieter finden, 3. Inspirieren lassen (Beispiele, Ideen, etc.), 4. Tipps zur Planung erhalten. Wir wünschen viel Spaß und Erfolg damit:)

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Strom und Wasserversorgung im Tiny House

Es gibt einige Ausstattungsmerkmale, die im Interesse der Bewohner und aus baurechtlicher Sicht als unverzichtbar im Tiny House angesehen werden, darunter Strom und Wasser. Die Nutzung elektrischer Geräte im Tiny House zieht die Frage nach sich, wie die Stromversorgung aussehen soll. In Deutschland (und nicht nur hier) bringt es das Baurecht mit sich, dass Bau- bzw. Standplätze für Tiny Houses an das öffentliche Versorgungsnetz angeschlossen sein müssen. Dennoch machen sich viele Tinyhouser – sicher ist sicher – Gedanken über Autarkie: Welche Alternativen gibt es zum Strom aus der Steckdose? … Als eine Alternative kommt eine eigene Solaranlage in Frage:

Bei den aktuell hohen Strompreisen stellt Photovoltaik eine verlockende Variante dar, allerdings handelt es sich zunächst um eine recht hohe Investition. Sie amortisiert sich jedoch in der Regel nach 9 bis 15 Jahren – je nach individuellen Einflussfaktoren. Bei einer Lebensdauer von etwa 30 Jahren steht im Vergleich zur Nutzung des öffentlichen Stromnetzes in jedem Fall eine hohe Kostenersparnis auf dem Programm.

Die geringe Größe von Tiny Houses ist ein Vorteil bei der Nutzung einer Solaranlage. Sowohl eine Klimaanlage als auch eine Infrarotheizung arbeitet besonders effizient in Räumlichkeiten mit geringer Größe. Grundvoraussetzung ist jedoch eine gute Isolierung, die im Winter die Wärme und im Sommer die heruntergekühlte Luft drinnen hält.

In Tiny Houses war es bisher sehr verbreitet Haushaltsgeräte statt mit Strom mit Gas zu betreiben. Die Unabhängigkeit vom Stromnetz sprach dafür, die aktuellen Versorgungsengpässe sprechen nun eher dagegen. Ganz gleich aber, mit welcher Energiequelle der Herd betrieben wird: In der heißen Sommerzeit empfiehlt es sich, nicht im Tiny House zu kochen, da die Hitzeentwicklung die Innentemperatur um einiges erhöht – im Winter profitiert man hingegen davon. Eine gute Alternative ist die Essenszubereitung im Freien. Hierfür benötigt man nicht mehr als eine geschützte (und optimalerweise überdachte) Stellfläche für ein Gaskochfeld, einen Raketenofen oder einen Holzvergaser.

Lebenselixier Wasser: Wer mag schon auf dem Trockenen sitzen?!

Ohne Wasser kein Leben – und kein Wohnen. Wenn es um das Wohnen in unseren Breitengraden geht, sollte man diese Aussage durch „fließendes“ vor dem Wort „Wasser“ ergänzen. Bereits im 15. Jahrhundert gab es die erste Wasserleitung in Deutschland, es dauerte jedoch noch einige Jahrhunderte bis zur flächendeckenden Versorgung aller Haushalte. Mittlerweile ist fließendes Wasser für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir nutzen es zum Duschen, Säubern, Kochen, Geschirrspülen, Wäschewaschen und vieles mehr.

Selbstverständlich ist es möglich, den Weg „zurück in die Vergangenheit“ einzuschlagen und beispielsweise Brunnenwasser heranzuschleppen, allerdings dürfte diese Plackerei auch in der Tiny-House-Szene die absolute Ausnahme sein. Wie bereits erwähnt, besteht für legale Bauvorhaben Anschlusszwang an das öffentliche Netz. Das betrifft das Wegenetz genauso wie das Strom- und natürlich das Wasser- und Abwassernetz. Nur wer sich ein völlig abgeschiedenes Fleckchen in der Einsamkeit sucht, um auf Henry David Thoreaus Spuren zu wandeln, wird um ein Kanisterschleppen nicht herum kommen. In den meisten anderen Fällen geht das Wohnen in einem Tiny House zwar mit einer Reduzierung von Habseligkeiten einher, auf jeglichen Komfort zu verzichten – darunter auf fließendes Wasser – gehört jedoch nicht dazu.

Fazit

Mit der Idee des reduzierten, minimalen Wohnens in der eigenen „Minivilla“ erfüllt sich für viele Menschen ein Lebenstraum. Umso mehr als viele Tiny Houses recht komfortabel ausgestattet sind: Platzsparende, multifunktionale Innenausbauten machen es möglich, dass auf kleinstem Raum ein vollwertiges Zuhause entstehen kann, das keine Annehmlichkeiten vermissen lässt. Wir sind an Strom, Wasser, Telefon und Internet gewöhnt. Und selbst die ältere Generation, für die all dies nicht immer eine Selbstverständlichkeit war, möchte es nicht mehr missen. Genauso wie in anderen Wohnhäusern besteht in modernen Tiny Houses hierfür auch kein Grund, denn Fakt ist: Wohnen im Tiny House bedeutet nicht, hinter dem Mond zu leben!

Bildquellen: imaginima (Bild 1), simonapilolla (Bild 2), Kirill Smyslov (Bild 3), jeweils via iStock.com;  Ri Butov / Pixabay (Bild 4).

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