Sparen beim Hausbau
– 8 Tipps für das kleine Budget
Ein eigenes Dach über dem Kopf zu haben ist nach wie vor der Lebenstraum vieler Menschen. Angesichts der günstigen Zinsen entschieden sich in den vergangenen Jahren viele Haushalte in Deutschland für den Bau eines Eigenheims. Da hinsichtlich der Zinsentwicklung in den nächsten zwei bis vier Jahren keine markanten Veränderungen zu erwarten sind, bleibt das Thema auch weiterhin so aktuell. Trotz der attraktiven Konditionen besteht für viele angehende Bauherren die Herausforderung darin, ihren Traum mit einem kleinen Budget zu verwirklichen. Nachfolgend finden Sie einige Tipps, die Ihnen helfen können, die Baukosten zu reduzieren:
Tipp #1: Berechnen Sie Ihren tatsächlichen Flächenbedarf!
Durch eine individuelle Bedarfsermittlung und darauf basierende intelligente Grundrissplanung lassen sich nach wie vor die Baukosten am effektivsten senken. Wenn Sie bei der Kalkulation gar zu dem Ergebnis kommen, dass Ihnen 40-50 qm Wohnfläche reichen, dann könnte ein Wohnmodul die günstigste und einfachste Lösung sein: Sobald der Kaufvertrag unterschrieben ist, wird das Wohnmodul Ihren Wünschen entsprechend im Werk produziert und kommt dann schlüsselfertig auf das Grundstück geschwebt – ohne Trocknungs- und Ausbauzeit bereit zum sofortigen Einzug. Dies spart u.a. auch Mietkosten für die bisherige Wohnung. Zu beachten ist bei dieser Lösung jedoch, dass sich für den Kauf eines Wohnmoduls kaum ein Kreditinstitut für eine Baufinanzierung finden lässt. Hier sollte also genügend Eigenkapital oder Zuschuss aus der Familie vorhanden sein.
Tipp #2: Suchen Sie nach Baulücken!
Besonders in Ballungsgebieten sind Grundstücke kostspielig. Falls Sie sich mit weniger Gartenfläche zufrieden geben können, ist ein enormes Sparpotenzial vorhanden. Möglicherweise lässt sich durch eine clevere Anordnung der Räume Baufläche einsparen, was sich entscheidend auf den Endpreis des Bauvorhabens auswirken kann. Baulücken, in die kein konventionelles Haus passt, sind „Ladenhüter“ und daher meist recht günstig zu erwerben.
Tipp #3: Reduzieren Sie Kosten durch Eigenleistungen!
Bei mehr Raumbedarf – wenn Sie also von einem „richtigen“ kleinen Haus träumen – dann bietet es sich an, sich bei Fertighaus-Anbietern nach passenden Angeboten umzusehen. Die Fertighaus-Bauweise hat in den vergangenen Jahren an Beliebtheit stark gewonnen. Die zahlreichen positiven Aspekte werden in Print- und Onlinemedien immer wieder umfangreich dargelegt – so z.B. auch im Informationsportal Hausmagazin zum Thema Haus. Als Vorteil ist sicher zu werten, dass sich bei einem Fertighaus schon vorab jemand über den optimalen Grundriss Gedanken gemacht hat, sodass keine langwierigen Planungsgespräche nötig sind, dass bei einem Fertighaus durch die Vorplanung somit auch keine unabsehbaren Architektenkosten entstehen und dass durch die Vorfertigung Produktionskosten gesenkt werden können. Eine ideale Lösung für alle, die sich selbst möglichst wenig Gedanken um den Hausbau machen möchten.
Der Markt der Fertighausanbieter ist jedoch groß und die Herausforderung für den Bauherren besteht darin, das beste Preis-/Leistungsverhältnis und gleichzeitig das für den eigenen Geschmack – und nicht zuletzt auch für ökologische Ansprüche – passendste Fertighaus-Modell zu finden. Guter Geschmack und hohe Erwartungen an Qualität – was kein Gegensatz zu einer Entscheidung für ein Fertighaus sein muss – führen jedoch, wie wir alle wissen, nicht unbedingt zur günstigsten Lösung, daher kann die Wahl eines Ausbauhauses die ideale Lösung sein:
Das Ausbauhaus wird dann auch in Fertighaus-Bauweise erstellt, jedoch übernimmt der Bauherr selbst den Innenausbau. Dieser kann entweder zu 100 Prozent selbstständig vorgenommen werden oder lediglich teilweise. Bei der Baufinanzierung werden Eigenleistungen – die gerne auch Muskelhypothek genannt werden – zum Eigenkapital gezählt, was sich bei Bankgesprächen günstig auf die Ausgangsposition auswirken kann. Bei einem Ausbauhaus sollten Sie Ihre Fähigkeiten und zeitlichen Kapazitäten unbedingt realistisch einschätzen. Handwerkliches Geschick und Erfahrung in den jeweiligen Bereichen sollte selbstverständlich sein. Vielleicht haben Sie auch im Bekannten- und Verwandtenkreis entsprechende Handwerker, die Sie zur Erledigung des Innenausbaus heranziehen können. Auch diese Form der Beteiligung ist möglich. Fertighäuser gibt es zudem meist in verschiedenen Ausbaustufen – wobei die Definitionen der verschiedenen Stufen von Anbieter zu Anbieter etwas abweichen können:
- Ausbauhaus (regendicht und wärmegedämmt, ohne Innenausbau)
- Technikfertig/anschlussfertig (beinhaltet zudem elektrische, sanitäre und Heizungsinstallation)
- Belagsfertig (Innenausbau fertig bis auf Malerarbeiten, Fliesenarbeiten und weitere Bodenbeläge)
- Fast fertig/streichfertig/malervorbereitet (beinhaltet zudem Fliesenarbeiten, noch zu erledigen sind Malerarbeiten und Bodenbeläge)
- Schlüsselfertig/einzugsbereit (alles fertig)
Wer mit einem Innenausbau in Eigenregie liebäugelt, sollte beachten, dass der Wert der Eigenleistung von Stufe zu Stufe stark abnimmt, die „Muskelhypothek“ also z.B. bei der „Fast fertig“-Version relativ gering bewertet wird und sich die Frage stellt, ob man diese Arbeiten dann nicht doch besser auch gleich in Auftrag gibt. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Eigenleistung ist, dass der Fertighaus-Anbieter natürlich nur eine Gewährleistungspflicht für die von ihm erbrachten Leistungen hat. Wenn ein befreundeter Handwerker dem Bauherren also sparen helfen will und dabei möglicherweise pfuscht, erweist er ihm einen wahren Bärendienst, da für den entstandenen Schaden später niemand aufkommen will.
Tipp #4: Verzichten Sie auf den Keller!
Wenn Sie einen Keller lediglich für die Haustechnik und Haushaltsgeräte wie die Waschmaschine oder den Trockner benötigen, dann haben Sie die Möglichkeit mehrere Zehntausend Euro zu sparen. Verzichten Sie beim Bau auf den Keller, denn die Kosten für den Kellerbau sind nicht zu unterschätzen: 30.000 Euro sollten Sie für eine Keller-Etage mindestens einplanen. Je nach Lage kann ein Keller aber auch das Doppelte kosten, denn die genaue Summe hängt unter anderem von den regionalen und natürlich den örtlichen Gegebenheiten ab. Zudem birgt ein Keller je nach Grundwasserstand und Abdichtung auch ein gewisses Schimmelrisiko. Die Haustechnik kann mittlerweile platzsparend in einem HWR (Hauswirtschaftsraum) und/oder Technikraum im Erdgeschoss integriert werden, so dass Kellerräume im Grunde oft unnötig sind.
Tipp #5: Entscheiden Sie sich für die Trockenbauweise!
Ein nicht unerheblicher Teil der Baukosten entsteht durch eine lange Bauzeit: Bei der beliebten Massivbauweise mit Ziegeln werden die Mauern Stück für Stück direkt vor Ort auf der Baustelle aufgebaut. Dies dauert seine Zeit, wie jeder weiß, der in der Nachbarschaft schon mal eine entsprechende Baustelle hatte. Darüberhinaus wird für die Verbindung der Ziegel Mörtel verwendet. Die Feuchtigkeit, die dadurch eingebracht wird, muss vor einem Einzug erst austrocknen; weitere Zeit, für die bei der Baufinanzierung Bereitstellungszinsen anfallen. Bei der Holz-Trockenbauweise, wie Sie von den meisten Fertighaus-Produzenten und im Massivholzbau angeboten wird, wird das Haus in 2-3 Tagen regendicht errichtet und danach kann gleich der Innenausbau stattfinden. Bei kleinen Blockhäusern (wie dem Objekt von Artifex* oben im Bild) reduziert sich dieser dann noch auf ein Minimum, da keine Spachtel- und Malerarbeiten nötig sind. Sobald die elektrischen und sanitären Installationen erfolgt sind und das Bad ausgebaut wurde, kann schon der Einzug erfolgen.
Tipp #6: Wählen Sie Sanitärkeramik und Küche preisbewusst aus!
Bei den Sanitärprodukten – also Waschtischen, WC und Armaturen – können Sie ebenfalls Kosten sparen, vorausgesetzt Sie vergleichen Preise und können auf schickes Design (wie z.B. von VitrA, rechts im Bild) verzichten. Angesichts des vielseitigen Angebots und der hohen Qualität, die sogar große Baumärkte liefern, können Sie diesen Posten um einiges reduzieren. Falls Ihr Fertighaus-Anbieter eine zu geringe Auswahl präsentiert oder Ihnen das Angebot zu kostenintensiv ist, sollten Sie in Erwägung ziehen, dieses Element aus der Ausstattung zu entfernen und die Sanitäranlagen anderweitig einzukaufen. Berechnen Sie allerdings zuvor die Gesamtkosten aus Material und Montage. Möglicherweise liegen diese dann doch höher als das Angebot des Hausherstellers. Bei der Küche ist das Sparpotenzial nicht weniger hoch. Wenn Sie auf Design, technische Feinheiten und exklusive Materialien verzichten können, finden Sie gute und langlebige Küchen bereits für unter 5.000 Euro. Sollten Sie zudem die Montage in Eigenregie vornehmen, senken Sie die Ausgaben zusätzlich.
Tipp #7: Nicht alles muss sofort perfekt sein!
Die Verlockung ist groß, für das neue Haus auch gleich eine neue Einrichtung anzuschaffen. Setzen Sie sich und Ihren Geldbeutel jedoch nicht zu sehr unter Druck! Beim Einzug entstehen ohnehin einige – möglicherweise zuvor nicht bedachte – Kosten, wie z.B. für die Beleuchtung und für Vorhänge. Ziehen Sie also, wenn Ihr Budget knapp bemessen ist, ruhig erst einmal mit Ihren altgedienten Möbeln ein und tauschen Sie nach und nach aus, wenn sich die finanzielle Lage merklich entspannt hat. Auch den Garten und die sonstigen Außenanlagen können Sie nach und nach in Eigenregie anlegen. Unterwerfen Sie sich nicht der vermeintlichen Erwartung von Familie, Freunden und Nachbarn, dass alles gleich picobello und perfekt sein muss!
Tipp #8: Zum Schluss ein Buchtipp
Für alle, die sich mit wenig Kapital in das „Abenteuer Hausbau“ stürzen möchten, ist der Ratgeber „Attraktiv bauen mit kleinem Budget“ von Achim Linhardt eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Darin werden verschiedene kostensparende Herangehensweisen, wie z.B. kleiner, einfacher, in Abschnitten, gemeinsam und selbst bauen, vorgestellt. Darüberhinaus enthält das Buch viele Tipps für eine kostenreduzierende Planung, zum Bauablauf, zu verschiedenen Bauteilen und Bautechniken.
Bildquellen: DragonImages / iStock.com (Bild 1), Rainer Sturm/pixelio.de (Bild 2), Artifex Blockbau (Bild 3), VitrA (Bild 4)