Heizung und Belüftung in Kleinhäusern
Beim Bau eines Kleinhauses steht natürlich auch die Wahl des Heizungs- und Belüftungssystems auf der Agenda. Bedingt durch die kleinere Grundfläche bieten sich hier in der Regel andere Lösungen an, als für Häuser in Standardgröße:
Für die Entscheidungsfindung, welches Heizsystem bei einem Kleinhaus das System der Wahl ist, spielen Grundfläche, Nutzungsart und persönliche Bedürfnisse eine wichtige Rolle. Ein kleiner Bungalow mit 8 x 8 Metern Außenmaß hat etwa 50 qm Wohnfläche, die beheizt werden muss. Bei begrenztem Wohnraum spielt aber wiederum der Raum, den Heizung und ggf. Brennstofflager einnehmen, eine nicht unerhebliche Rolle. Ist das Haus nicht unterkellert, muss auf diesen 50 qm noch ein Technikraum untergebracht werden. Wie groß dieser dimensioniert sein muss, hängt wiederum von der gewählten Haustechnik ab.
Die platzsparenste Lösung für Heizung UND Warmwasserbereitung ist eine Gastherme. Wer aber Autarkie anstrebt, kann sich nach Bedarf eine individuelle Kombination aus Sonnenstrom und Solarthermie, ggf. mit Pellet- und/oder Scheitholzofen zusammenstellen. Alle diese Lösungen zeichnen sich jedoch durch einen mehr oder weniger großen Raumbedarf aus: Wobei das Photovoltaiksystem mit den Akkus noch relativ platzsparend ist, braucht ein Warmwasserspeicher oder eine Thermobatterie schon mehr Raum.
Bei Pellets und Scheitholz kann das Brennstofflager immerhin nach außen verlegt werden. Durch ein Fördersystem können die Pellets nach Bedarf aus einem Erdtank zum Ofen transportiert werden.
Wärmepumpen werden für die wenigsten Kleinhaus-Bauherren die optimale Lösung sein: Effektivität, sowie Kosten/Nutzen stehen in keinem guten Verhältnis. Abgesehen von den Kosten für Erdbohrungen oder -grabungen, erfordern diese eine angemessene Grundstücksgröße. Eine Wärmepumpe benötigt zur Erzeugung von 4kW Wärme nicht weniger als 1kW Strom. Im Winter, in dem der höchste Wärmebedarf besteht, liefert die Photovoltaik auf der anderen Seite normalerweise weniger Strom. Eine generell in sich nicht harmonisch abgestimmte Lösung also. Aus streng ökologischer Sicht sind aber ohnehin nicht-invasive Lösungen vorzuziehen, d.h. ohne Bohrung oder Grabung.
Besonders für ein Kleinhaus mit Passivhaus-Standard kann durch den geringen Wärmeverlust, und somit -bedarf, auch ein (über die Photovoltaik-Anlage) elektrisch betriebenes Heizsystem wie eine Infrarotheizung mit Karbon-Vlies interessant sein. Als Wandmodul ohne Installationsbedarf oder als Flächenheizung in eine Lehmwand integriert.
EnEV + KfW-Förderung
Die Einhaltung der EnEV ist bei allen die Heizung betreffenden Arbeiten zu beachten. Diese Energiesparverordnung schreibt die Effizienzstandards vor, die ein Neubau zu erreichen hat. Momentan findet eine Anhebung in zwei Stufen statt, welche in den Jahren 2014 und 2016 in Kraft treten. Für bereits bestehende Gebäude ist diese Verschärfung nicht von Bedeutung, sollte jedoch bei eventuellen Renovierungsmaßnahmen bedacht werden. Auch wenn das Inkrafttreten dieser (neuen) Vorschriften wohl erst im kommenden Jahre stattfinden wird, lohnt es sich schon jetzt beim Bau eines Kleinhauses diese Standards zu beachten. Nicht zuletzt um die Werthaltigkeit des neuen Hauses für einen eventuellen späteren Verkauf durch eine zukünftig anzugebende, optimale Energie-Effizienzklasse zu sichern.
Für Bauherren, die eine Förderung bei der KfW beantragen wollen, sind deren definierte Effizienzklassen (kfw-70, kfw-55, kfw-40, die beiden Letzteren auch für Passivhäuser) von Interesse. Diese stellen zwar keine konkreten Anforderungen an die einzelnen Teile der Heiz- und Lüftungstechnik, wohl aber an das Gesamtergebnis. Von der Kombination des Dämmniveaus von Außenwand, Bodenplatte, Dach und Fenster, sowie der gewählten Haustechnik und der Einbindung erneuerbarer Energien hängt die Einstufung des Bauvorhabens in die entsprechende Effizienzklasse und damit die Höhe des Förderkredits und Tilgungszuschusses ab. Interessant in diesem Zusammenhang die Informationen von Rainer Feldmann, Diplom-Bauingenieur und Sachverständiger der KfW, zu „EnEV-Anforderungen und KfW-Förderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren“ (PDF)
Das Grundkonzept der Energieeffizienz gilt gleichermaßen für EnEV und KfW-Förderprogramme und beruht auf den drei Säulen Senkung des Energiebedarfs, Einsatz effizienter Haustechnik und weitestmöglicher Ersatz von nichterneuerbaren durch erneuerbare Energien. Während die Vorgaben der EnEV natürlich eingehalten werden müssen, ist ansonsten eine intelligente und sensible Vorgehensweise bei der Entscheidungsfindung für das individuell passende Konzept nötig. Keinesfalls sollten sich angehende Bauherren von Anbietern durch eine niedrige Effizienzklasse und die Aussicht auf hohe Förderkredite ködern lassen. Ein hochgedämmtes Haus ist nicht unbedingt gleichzeitig das gesündere und dem hohen Förderzuschuss stehen u.U. in gleichem Umfang höhere Baukosten entgegen. Diesbezüglich sollte möglichst früh ein Energieberater zu Rate gezogen werden. Die Einschaltung eines Energieberaters für die energetischen Fachplanung und eine spätere Baubegleitung ist ohnehin Vorbedingung für einen Förderkreditantrag bei der KfW. Auf alle Fälle interessant wird für alle die, die planen Sonnenstrom für den Eigenverbrauch zu gewinnen, die Förderung der KfW für Solarstrom-Speicher sein.
Belüftung des Kleinhauses
Im Zusammenhang mit Energieeffizienz werden oft Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung propagiert. Nun könnte man meinen, dass ein Lüftungssystem nur bei größeren Gebäuden sinnvoll ist und dass man in einem Kleinhaus schließlich von Hand lüften kann. Das Für und Wider ist jedoch weniger eine Frage der Größe, denn der Bauweise, des Dämmniveaus, der Inneneinrichtung und der Umgebung des Hauses. Bei einem hochgedämmten Haus verbraucht sich die Luft in kleinen Räumen schneller als in großen. In einem baubiologisch einwandfreien Haus, optimalerweise mit lehmverputzten Wänden, die VOCs (flüchtige organische Substanzen) hervorragend absorbieren und ein entsprechend gutes Raumklima schaffen, wird eine Lüftungsanlage nicht nötig sein.
Massivholzbau per se ist diffusionsoffen, dies sagt aber nur etwas über den Feuchtigkeitsaustausch aus. Im modernen Wohnungsbau sind auch Massivholzwände luftdicht, sodass das Gebäude den Doorblower-Test besteht. Blanke Holzoberflächen dünsten jedoch natürliche Terpene und Formaldehyd aus, das von Natur aus im Holz enthalten ist. Diese Stoffe können für empfindliche Personen unverträglich sein, weshalb auch hier mehrmals am Tag gelüftet werden muss und besser noch, bereits mit gekalkten oder lehmverputzten Wänden geplant werden sollte. Eine Lüftungsanlage kann aber auch hier sinnvoll sein, wenn die Außenluft eine schlechtere Qualität hat und gefiltert werden muss oder wenn explizit der Passivhaus-Standard erreicht werden soll.
Auch in Minihäusern spielt die Belüftung nicht nur für die optimale Wärmeausnutzung eine entscheidende Rolle: Die richtige Belüftung ist essentiell für das Wohlbefinden und die Einsparung von Energiekosten. Für sehr kleine Häuser trifft dies umso mehr zu, als hier, wie erwähnt, die verfügbare Luftmenge nicht so hoch ist, wie in einem Standard-EFH. Die Investition in separate Belüftungseinrichtungen ist deshalb sehr empfehlenswert. Eine ausreichende Luftzirkulation wirkt ungleichmäßigen Wärmeablagerungen entgegen, die erhöhte Heizkosten verursachen. Zur Gewährleistung der nötigen Luftzirkulation bieten sich vor allem für Feuchträume Kleinraumventilatoren an, die in Wand oder Fenster eingebaut werden können und der Bildung von Schimmel und generell schlechtem Raumklima vorbeugen. Ihre Installation kann ohne großen Aufwand von jedem Hobby-Handwerker durchgeführt werden.
Für Wohnräume ist die Installation eines klassischen Deckenventilators eine Option. Für jeden Geschmack und Wohnstil gibt es passende Ausführungen: egal ob man ein modernes, minimalistisches Design bevorzugt oder eher ein Faible für den Kolonial-Stil hat. Besonders praktisch sind dabei Deckenventilatoren mit integrierter Lichtquelle und Energiespar-Ventilatoren, die mit Gleichstrom laufen. Bei einer normalen Raumhöhe genügt in der Regel ein einziger Ventilator für knapp 40 qm Wohnfläche.
Bildquellen: Rainer Sturm/pixelio.de (Bild 1), Thorben Wengert/pixelio.de (Bild 2), creoven.de* (Bild 3)