Ratgeber Bauen:
Minihaus-Bau im Radon-Risikogebiet

Endlich wird er wahr, der Traum vom eigenen Minihaus. Doch oft erfährt man leider erst nach dem Bau, dass sich das Grundstück in einem Radon-Risikogebiet befindet. Ob das der Fall ist, kann man mithilfe der sogenannten Radonkarte überprüfen. Diese gibt Aufschluss darüber, ob der Wohnort in einem Gebiet mit erhöhter Radonbelastung liegt.

Natürlich gibt es spezielle Firmen, die anbieten, nach Hause zu kommen und das Minihaus auf Belastung zu testen, doch das kann ordentlich ins Geld gehen. Deshalb gibt es Geräte, mit denen man Radon selber messen kann. Für den Privatgebrauch bieten sich passive Exposimeter für eine einmalige (Langzeit-)Testung an. Für den gewerblichen Gebrauch oder für regelmäßige kurzzeitige Testungen kommen digitale Messgeräte infrage. Stellt man bei der Messung erhöhte Werte (d.h. über 100 Bq/m³) fest, muss über Gegenmaßnahmen nachgedacht werden. Im besten Fall können bauliche Maßnahmen das Eindringen des gefährlichen Stoffes ins Minihaus auf ein Minimum reduzieren. Wer sich ein Radon-Messgerät anschaffen möchte, sollte aber zunächst ein paar Fakten zu dem schädlichen Stoff kennen.

Gesundheitsgefährdung durch Radon

Jeder kennt den Geigerzähler, mit dem man radioaktive Strahlung nachweisen kann. Seit der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl 1986 ist jedem bekannt, wie verheerend die Auswirkungen von Radioaktivität sein können. Doch mit der Wirkung von Radon sind selbst zahlreiche Menschen in Risikogebieten nicht vertraut.
Die Frage, ob Radon gefährlich ist, lässt sich kurz und knapp mit Ja beantworten. Doch wie wirkt der Stoff überhaupt, wie kann man sich schützen und wie kann man Radon selber messen?

Radon: Vermehrtes Vorkommen

Beim Blick auf die Radonkarte zeigt sich schnell, dass in Deutschland vor allem Bayern und Sachsen betroffen sind. Ein sehr hohes Vorkommen zeigt sich besonders sichtbar im Bayerischen Wald, aber auch in den Mittelgebirgen sowie an den Grenzgebieten zur Tschechischen Republik, Österreich und Polen.

Exkurs in die Chemie: Woher kommt die Radonbelastung?

Im Erdreich, vor allem in steinigen Böden, wie sie in Bergregionen vorkommen, ist von Natur aus Uran vorhanden. Zerfällt Uran, kommt es zum Endprodukt Radon – ein radioaktives Edelgas. Wissenschaftler haben festgestellt, dass es in Regionen mit hoher Radonbelastung vermehrt zu Tumorerkrankungen bei Anwohnern kommt. Vor allem Lungenkrebs, aber auch andere Lungenkrankheiten werden mit zunehmender Radonbelastung wahrscheinlicher. Dieses Risiko gilt es zu minimieren.

Da man nichts daran ändern kann, dass Uran nach seiner Halbwertszeit in steinigen Böden zerfällt, sind die einzigen Optionen von Bewohnern eines Risikogebiets gemäß Radonkarte ein Umzug, Schutzmaßnahmen oder (bei nachgewiesener erhöhter Belastung in den Wohnräumen) eine Radon-Sanierung. Übrigens: Bei privaten Neubauten besteht für BauherrInnen die gesetzliche Pflicht, Vorsorge zu tragen, dass Radon nicht in die Wohnräume eindringen kann.

Exkurs in die Biologie: Wie gelangt Radon in die Lunge?

Über den Boden dringt das Edelgas Radon meist durch Risse oder Spalten in Wohngebäude ein. Bei jedem Atemzug nehmen die Bewohner dann das radioaktive Gas als Bestandteil der Atemluft in die Bronchien und Lungenflügel auf. Radioaktivität führt im Körper zu Zellveränderungen, denn sie modifiziert diese. Werden die Zellveränderungen bösartig, kann ein Tumor entstehen.

Nach dem Rauchen ist Radon die zweithäufigste Ursache von Lungenkrebs. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen sind etwa 5 % aller Fälle von Lungenkrebs in Deutschland auf Radon zurückzuführen. In der Bevölkerung ist dieses Risiko jedoch kaum bekannt.

Bereits bei Bauplanung: Radon-Belastung minimieren

Vorsorge vor einer Radonbelastung kann man vor allem beim Neubau treffen: Wohnräume in unterkellerten Häusern sind zum Beispiel eher betroffen, als Minihäuser mit hinterlüfteter Bodenplatte auf Punktfundamenten – in Tiny Houses auf Trailern herrscht aufgrund des Luftraums am Fahrwerk somit ein vernachlässigbares Risiko. Bei einer Gründung mit Bodenplatte bietet sich ein Hohlkammersystem an, durch das Luft zur Seite austreten kann, statt nach oben in die Wohnräume zu diffundieren.
Wer einen Altbau bezieht kann zwar weniger vorsorgen, sollte sich aber umso mehr über das potentielle Risiko in seinem Zuhause informieren. Wer also Radonwerte messen möchte, sollte dies unbedingt tun. Überschreitet das Ergebnis einen Wert von 100 Becquerel pro Kubikmeter Luft, muss – sofern man nicht umziehen möchte – über mögliche Schutzmaßnahmen (wie das Verlegen spezieller Radon-Folien) nachgedacht werden. Ab diesem Wert steigt das Erkrankungsrisiko nämlich signifikant. Generell sollte es also das Ziel eines jeden Bauherren sein, den Wert so gering wie möglich zu halten.

Radon-Messgerät: die Becquerel im Blick

Da sich die Radonbelastung in steinigen Böden stets verändern kann, wenn gerade viel Uran zerfällt, ist es in Radon-Risikogebieten wichtig, den jeweiligen Wert im eigenen Zuhause immer im Blick zu haben. Nur so kann man rechtzeitig reagieren. Auch wenn man beim Bau seines Häuschens schon darauf geachtet hat, radon-sicher zu planen, ist es wichtig, am Ball zu bleiben. So erkennt man schnell, ob die Schutzmechanismen Radon erfolgreich abhalten oder nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind. Ein Radon-Messgerät ist in Relation zu dem Nutzen, den es bringt, nicht teuer.

Bildquellen: Francesco Scatena / iStock (Bild 1), Ben Hershey / Unsplash (Bild 2).

5/5 - (1 vote)