Fließend warmes Wasser –
Komfort in Klein- und Minihäusern
Warmwaser aus der Leitung gehört hierzulande zum Standard eines (konventionellen) Wohnhauses. Insbesondere in Kleinstbehausungen wie Tiny Houses, Holzwohnwagen, Bauwagen u.ä. wird aus vermeintlichem Platzmangel und finanziellen Erwägungen oftmals auf diesen Komfort verzichtet. Nach einem eingehenden Abwägen zwischen Aufwand und tagtäglichem Nutzen kann man jedoch leicht zu der Erkenntnis kommen, dass es sich lohnt, nach praktikablen, platzsparenden Lösungen für Kleinsthäuser zu forschen, die dem eigenen Bedarf gerecht werden. Dabei sollte man sich folgende Fragen stellen:
- Soll das Haus ganzjährig und durchgängig bewohnt werden? Ist eine sporadische Nutzung, aber zu jeder Jahreszeit, vorgesehen? Oder soll das Häuschen nur als Retreat für die warme Jahreszeit dienen?
- Soll das Haus autark sein, wird also eine Insellösung benötigt? Oder kann das Haus an das öffentliche Versorgungsnetz angeschlossen werden?
- Wie groß ist (realistisch eingeschätzt) der tägliche Warmwasserbedarf?
- Wie sieht es mit der Sonneneinstrahlung am (ggf. zukünftigen) Standort aus?
- Handelt es sich beim Standort um einen privaten Baugrund oder um einen Campingplatz?
- Wieviel Raum steht im Haus für die Wärmetechnik zur Verfügung?
- Last but not least: Wie hoch ist das Budget, das für die Wärmetechnik zur Verfügung steht?
Im Folgenden stellen wir Ihnen drei mögliche Warmwasserbereitunsgsysteme vor:
Durchlauferhitzer & Photovoltaik
Elektrisch oder gasbetriebene Durchlauferhitzer bieten sich zum einen an, wenn das Haus bereits mit einem einwandfrei funktionierenden Heizungssystem ausgestattet ist und ein System für die Warmwasserversorgung als Ergänzung installiert werden soll. Zum anderen können Durchlauferhitzer als Kombitherme sowohl für die Warmwasserbereitung als auch für die Raumheizung dienen.
Ein gasbetriebener Durchlauferhitzer, eine Gastherme, ist ein (meist wandinstalliertes) Gerät, in dem das Wasser am Gasbrenner vorbeigeleitet wird. Da hier nur soviel Wasser erwärmt wird, wie benötigt entfällt ein Wasserspeicher. Eine Insellösung entsteht durch die Kombination eines Durchlauferhitzers mit einer Photovoltaik-Anlage.
Vorteil: günstig, umweltfreundlich, einfache Installation, geringes Gewicht, wenig Platzbedarf, für elektrisch betriebene Durchlauferhitzer wird kein Kamin benötigt, in Bezug auf ein mögliches Legionellen-Risiko empfehlenswert, da das Brauchwasser direkt vor dem Verbrauch erwärmt wird – daher auch besonders für zeitweise genutzte Häuser ideal.
Nachteil: nach Aufdrehen des Wasserhahnes kurze Wartezeit bis warmes Wasser strömt; Abhängigkeit von fossilen Energien; regelmäßige Gasprüfung ist Pflicht.
Warmwasserboiler & Photovoltaik
Viele Tiny Houses werden in Ermangelung (oder zur Unterstützung) einer anderen Wärmequelle – oder auch zugunsten einer behaglichen Atmosphäre – mit einem kleinen Holzofen ausgestattet. Die Entwickler des Wohnwagon haben diese Komponente aufgegriffen und durch die Kombination mit einer Photovoltaikanlage ein ausgefeiltes System entworfen, das diese Art der Wärmeerzeugung mit der Erzeugung von Warmwasser verbindet: die Holz-Solar-Zentralheizung.
Den Kern dieses Systems stellen zwei Wärmespeicher mit jeweils 120 Litern und zwei Warmwasserboiler mit jeweils 80 Litern Fassungsvermögen dar. Die Wärme in den Puffern (Wärmespeicher) wird mittels zweier Heizkörper an die Raumluft bzw. über einen Wärmetauscher an das Wasser in den Boilern abgegeben.
Während des Sommerhalbjahres wird die Wärme alleine über die Photovoltaik-Anlage erzeugt, im Winterhalbjahr kann mit dem wasserführenden Holzofen (Leistung 8-10 kW) zugeheizt werden.
Vorteil: Insellösung; hoher Behaglichkeitsfaktor.
Nachteil: relativ hohes Gewicht, relativ großer Platzbedarf; Holzofen auf vielen Campingplätzen nicht erlaubt, Abnahme des Ofens und regelmäßige Kontrolle durch Kaminkehrer ist Pflicht; erhöhtes Legionellen-Risiko durch Boiler sofern die Temperatur im Speicher unter 60°C liegt und in den Wasserleitungen unter 55°C (also: nicht zum Energiesparen runterregeln!).
Für Mikrohäuser eignen sich auch Heizsysteme aus dem Wohnmobilbereich: Wie unser Gastautor Ulrich Dolde in der vierten Folge unserer Miniserie „Was sich Tiny Houses von Wohnmobilen abschauen können“ beschrieben hatte, eignen sich starke Wohnmobil-Wasserheizungen sehr wohl auch als Heizsystem für Kleinsthäuser bis 40 qm Wohnfläche. Diese Art von Heizung wird mit Gas, Heizöl oder Diesel betrieben und ggf. durch PV-Module komplettiert.
Solarthermie
Genauso wie bei der Photovoltaik wird in einer thermischen Solaranlge die Sonnenenergie genutzt, wobei die Photovoltaik zur Stromerzeugung und die Solarthermie zur Wärmeerzeugung genutzt wird. Die Sonnenenrgie erwärmt den in den Sonnenkollektoren des Solarthermie-Systems zirkulierenden Wärmeträger (ein flüssiges Frostschutzmittel), im Solarspeicher wird die Wärme dann auf das Brauchwasser übertragen. Genutzt werden kann das erwärmte Wasser sowohl für das Heizungssystem als auch zur Erwärmung von Trink- und Duschwasser.
Beide Solarsysteme (Photovoltaik und Solarthermie) lassen sich sinnvoll kombinieren und können so – bei entsprechender Auslegung und Sonnenscheindauer – zu einer umweltfreundlichen Insellösung werden.
Vorteil: ökologisch
Nachteil: abhängig von der Sonneneinstrahlung bzw. Sonnenscheindauer; hohe Investitionskosten; je nach Einstellung und Dimensionierung Legionellen-Risiko (also: Wasserkreislauf nicht zu groß dimensionieren!)
Fazit
Unterschiedliche Systeme, unterschiedliche Vor- und Nachteile. Das für die eigene Ausgangssituation optimale System lässt sich nur durch eine eingehende Bedarfsanalyse und Bestandsaufnahme finden.
Bildquellen: rgerber/pixabay (Bild 1), Wohnwagon (Bild 2+3), Truma Gasboiler (Bild 4), GO LOGIC/Houzz.de (Bild 5)