Sichtbeton & Beton Ciré:
Stylisch wohnen mit Betonoptik
In Verbindung mit dem Industrial-Style, aber auch ganz einfach in Kombination mit Holzoberflächen, erfreut sich Sichtbeton auch im Wohnbereich zunehmender Beliebtheit. Es liegt in der Sache, dass bei Tiny Houses und Minihäusern selten echter Sichtbeton zum Einsatz kommt. Look und Haptik lassen sich jedoch gewicht- und platzsparend durch mineralische Wandputze simulieren. Mineralputze und Spachtelmassen wie Beton Ciré lassen sich auf andere Oberflächen – wie zum Beispiel auch Fliesenspiegel – auftragen und eröffnen damit ungeahnte Möglichkeiten bei der Modernisierung von Altbestand.
Was ist Beton Ciré?
Beton Cirè ist – ähnlich dem „Stucco Veneziano“ – eine Putztechnik auf Basis einer mineralischen Feinspachtelmasse. Entwickelt wurde sie vor rund 15 Jahren in Frankreich. Wie der Name (übersetzt: „gewachster Beton”) bereits andeutet, besteht dieser Feinputz aus mit Kunstharz gemischtem Beton. Durch seine Zusammensetzung eignet sich Beton Ciré – insbesondere mit einer zusätzlichen Versiegelung – hervorragend für eine Modernisierung von Badezimmern.
Beton Ciré lässt sich nicht nur auf Wände und Böden auftragen, sondern auch auf Möbel und kann damit Tisch- und Arbeitsplatten komplett verwandeln. Er kann nach der Verarbeitung die gleiche Optik und Haptik wie Beton haben – mit einer matten bis seidenglänzenden Oberfläche, in Grau oder farblich getönt.
In Deutschland ist Beton Ciré auch als Betonspachtel oder Mikrozement bekannt. Dass sich Beton Ciré sogar auf alte Fliesen auftragen lässt und aufgrund der extrem dünnen Aufbauhöhe ohne Weiteres fugenlos verarbeiten lässt, ist ein weiterer Grund, weshalb er sich besonders in der Neugestaltung von Bädern großer Beliebtheit erfreut. Die fugenlosen Oberflächen erzeugen nicht nur eine exklusive Ästhetik, sondern gleichzeitig auch in der Praxis eine dauerhafte, wasserfeste Oberfläche. Dies wird durch den mineralischen Zwei-Komponenten-Aufbau erreicht. Der Mikrozement sorgt zusammen mit dem speziellen Betonmörtel für eine leicht zu verarbeitende, homogene Masse, die auf den Untergrund aufgebracht wird.
Was ist bei der Verarbeitung zu beachten?
Grundsätzlich kann ein Betonspachtel auch selbst verarbeitet werden. Allerdings sollten Sie sich für ein korrektes Ergebnis genau an die Vorschriften halten: Genau wie bei dem dekorativen Tadelakt sind immer mehrere Arbeitsgänge notwendig. Mindestens zwei Schichten müssen grundsätzlich aufgetragen werden, die Mindestschichtdicke beträgt insgesamt 2 Millimeter. Eine Gesamtdicke von 6 Millimetern sollte allerdings nicht überschritten werden.
Es ist sehr wichtig, die Anleitung des Herstellers einzuhalten, um fehlerfreie fugenlose Oberflächen zu erhalten. Nur diese garantieren später, dass Boden und Wände auch tatsächlich wasserdicht sind. Für Nassbereiche bietet es sich an zusätzlich eine Versiegelung aufzutragen. Bei einem auf diese Weise mit einem Oberflächenschutz versehenen Beton Ciré ist das Risiko von Haarrissen, in die Wasser eindringen kann, minimiert. Insbesondere bei einer sogenannten Walk-in-Dusche kann also eine nachträgliche Behandlung des Mikrozements sinnvoll sein.
Unbedingt erforderlich und maßgeblich für die Haftung des Betonspachtels ist die sorgfältige Vorbereitung des Untergrunds unter Beachtung der entsprechenden Baunormen für Wand- und Fußbodenbeschichtungen. Der Untergrund muss trocken, fest und sauber sein. Jegliche absandenden oder lockeren Stellen müssen komplett entfernt werden, genau wie alte Trennschichten und Isolierungen. Wenn Sie sich selbst an ein Beton-Ciré-Projekt wagen wollen, bleiben Sie unbedingt im System des gewählten Herstellers. Verwenden Sie seine aufeinander abgestimmten Produkte: Grundierung, Mikrozement, Versiegelung. Nur dadurch wird eine fehlerfreie Haftung des Beton Ciré gewährleistet. Außerdem müssen auch die vorgeschriebenen Trocknungszeiten zwischen den Arbeitsgängen und nach der Fertigstellung peinlich genau eingehalten werden.
Wo lässt sich Mikrozement einsetzen?
Grundsätzlich wurde und wird Beton in sehr vielen unterschiedlichen Bereichen eingesetzt. Sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich wird er seit Jahrzehnten verwendet und ist aufgrund seiner minimalistischen Ästhetik und seinem unkomplizierten Einbau geschätzt. Wände in amerikanischen Küchen, vielgenutzte Böden in Flur- und Wohnbereichen, Nutzbereiche und industrielle Fußböden gehören zu den bekanntesten Anwendungsgebieten. In all diesen Bereichen – aber auch bei Möbeln, wie z.B. der Tischplatte im folgenden Bild – lässt sich der Look durch die Anwendung von Mikrozement simulieren.
Sichtbeton hat in der Architektur eine lange Tradition. Bedeutende Architekten wie Le Corbusier oder der Japaner Tadao Ando machten die minimalistischen, raumhohen Sichtbetonflächen bereits seit langem auch bei privaten Häusern „hoffähig“. Relativ neu ist dagegen der Einsatz im Badbereich. Zugute kommt entsprechenden (Aus-)Bauprojekten, dass Betonspachtel – in Gegensatz zu echtem Sichtbeton – sowohl an der Wand als auch auf dem Fußboden nahtlos angewendet werden kann.
Im Badbereich und in der Küche muss der eingesetzte Betonspachtel höheren Anforderungen genügen als im Wohnbereich. Besonders bei Nasszellen wie einer Walk-in-Dusche muss – damit die Fläche wasserfest ist und bleibt – aufgrund der Dauerbelastung durch laufendes Wasser und Spritzwasser auf hohe Material- und Ausführungsqualität geachtet werden.
Betonoptik light – mit Betonfurnier oder -tapeten
Genauso wie bei Tadelakt und bei Stucco Veneziano ist für die fachgerechte Verarbeitung von Beton Ciré insbesondere in Feuchträumen viel Erfahrung notwendig. Beauftragen Sie – sofern es sich nicht lediglich um experimentelle Projekte wie eine Tischplatte in Betonoptik handelt – unbedingt Fachleute mit der Ausführung! Alternativen, mit der sich Wände mit einer Betonoberfläche versehen lassen und für deren Ausführung längst nicht so viel Praxis erforderlich ist, sind
- Betonfurnier (mineralische Oberflächen von der Rolle) und
- Betontapeten.
Betonfurnier ist unter anderem unter dem Markennamen RollBeton erhältlich. In jedem Fall handelt es sich um rollenweise erhältliche, millimeterdünne, mineralische Oberflächen – sowohl in der Optik glatten Betons, wie auch mit Brettschalung. Eine günstigere Variante, die sich allerdings bei näherem Hinsehen recht schnell als „Fake“ herausstellt, ist die Betontapete – eine Vliestapete, auf der das Bild einer Betonoberfläche aufgedruckt ist. Anders als beim Beton Ciré kann man sich hier – nicht zuletzt durch die Darstellung des von den Abstandshaltern der Schalungselemente herrührenden rasterartig angeordneten runden Vertiefungen – optisch jedoch mehr dem echten Sichtbeton annähern. So gesehen könnte man sagen: Beton Ciré ist eine edel wirkende Nachrüstung mit sichtbetonähnlicher mineralischer Oberfläche. Wenn Sie aber keinen allzu großen (auch finanziellen) Aufwand haben wollen, dann ist – sofern es sich nicht um Oberflächen im Bad handelt – Betonfurnier eine mögliche Alternative.
Wenn Sie Ihr Minihaus im Industrial-Style oder sogar passend zum sogenannten Brutalismus einrichten und hierfür Wände im raueren Look des echten Sichtbeton gestalten wollen, dann greifen Sie einfach zu einer Beton-Tapete und ergänzen Sie das Ganze mit thematisch passenden Bildern und Einrichtungsgegenständen! Holz eignet sich wunderbar als warmer Kontrast und sorgt für eine wohnliche Atmosphäre.
Der Begriff „Brutalismus“ hat nichts mit „brutal“ zu tun, sondern kommt von „béton brut“ (frz. „roher Beton“), da Sichtbeton die Hauptkomponente dieses maßgeblich vom Schweizer Architekten Le Corbusier beeinflussten Baustils ist.
Bildquellen: Houzz.de (Bild 1+2), Maria Orlova / Unsplash (Bild 3), Reinaldo Kevin / Unsplash (Bild 4), blasserschimmer.de (Bild 5).