Kreativ (aus-)bauen in der Stadt:
ein 10qm-Apartment in Rom
Minimalistisch wohnen lässt sich nicht nur in Tiny Houses (on Wheels) oder Modulhäusern, auch Baulücken, die durch kleine (beziehungsweise schmale) Häuser geschlossen werden, bieten Spielfläche für kreative Architekten und Bauherren.
Mehr Wohnraum durch Nachverdichtung
Die Nachverdichtung im urbanen Raum durch unkonventionell kleine Häuser bringt verschiedene Vorteile für die Umwelt und auch für die Bauherren mit sich:
- Keine weitere Zersiedelung des ländlichen Raums,
- der Baugrund ist in der Regel günstig zu erwerben,
- die Infrastruktur in der Stadt ist besser als auf dem Land,
- wer in der Stadt arbeitet, hat damit einen kurzen Arbeitsweg
- und Bewohner empfinden die Wohnqualität in gewachsenen Quartieren oft als besser als in Neubaugebieten.
Was versteht man aber nun als Nachverdichtung? Wikipedia definiert sie als „das Nutzen freistehender Flächen innerhalb bereits bestehender Bebauung“. Dies kann durch Schließung von Baulücken, Aufstocken von vorhandenen Bauten (auch durch Platzierung von Modulhäusern auf Flachdächern), Dachgeschossausbau, Schaffung von mehr umbauten Raum durch Abriss von Altbestand und Ersatz durch größere Gebäude, sowie durch die Bebauung von Gartengrundstücken erfolgen.
Als unrentabel für Bauträger gelten schmale Baulücken. Hier ist die Initiative von Architekten und findigen Bauherren gefragt. Der Schluss von schmalen Baulücken durch ebensolche Häuser ist übrigens keine Erfindung der Moderne. Bereits in früheren Jahrhunderten entstanden auf diese Weise kurios schlanke Stadthäuser. Was der Architekt Marco Pierazzi als „kleinstes Haus Italiens“ bezeichnet, ist jedoch um einiges reduzierter: Im Erdgeschoss eines um 1700 erbauten Stadthauses im Zentrum Roms befand sich ein vom Rest des Gebäudes isolierter Raum, der über die Jahre unterschiedlich genutzt wurde – als Lagerraum, als Werkstatt, seit den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aber auch als Wohnraum.
Statt Nachverdichtung: Umwidmung ungenutzter Räume
Es muss nicht immer Nachverdichtung sein, womit sich neuer beziehungsweise weiterer Wohnraum in der Stadt schaffen lässt: Auch Lagerräume oder aufgegebene Ladengeschäfte können, wenn sie ideenreich ausgebaut werden, hervorragend als Wohnungen dienen. Das Apartment von Marco Pierazzi ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich auch der kleinste Raum intelligent gestalten lässt. Besonders in beliebten Metropolen mit ihren horrenden Immobilienpreisen ist so eine kreative Herangehensweise oft die einzige Lösung, um noch an bezahlbaren Wohnraum zu kommen.
Von außen ist kaum zu erkennen, dass sich hinter der Türe (links im Bild) nun ein Mini-Apartment befindet – 1,80 Meter breit, knapp 4 Meter tief, aber auch so hoch, dass sich ein Schlafloft einbauen ließ – Wohnfläche insgesamt 10 qm:
Küche, Essbereich, Bad: Minimalismus auf 7 qm
Durch die Türe eingetreten befindet man sich im Koch- und Essbereich. Gegenüber der Kitchenette wurde ein Klapptisch an der Wand angebracht, die Treppe kann beim Essen als Sitzplatz dienen. Bis auf die alte, teilweise freigelegte Backsteinwand ist alles – wie für italienisches Design typisch – „clean“ gehalten …
Im hinteren Bereich, durch eine Schiebetüre vom Wohnraum getrennt, befindet sich das Badezimmer. Eine Duschkabine aus Glas im Bad sorgt dafür, dass der kleine Raum nicht beengt wirkt. Auch hier gibt es keinen unnötigen Schnickschnack: Lediglich ein hoher schmaler Schrank neben dem platzsparenden Waschbecken dient als Stauraum für die Badutensilien …
Schlafempore unter der alten Holzbalkendecke
Um den Schlafbereich trotz der kleinen Grundfläche des Apartments über eine richtige Treppe zugänglich zu machen, entschloss sich Pierazzi eine Falltüre in den Zwischenboden einzubauen und statt eines Bettes ein Schlafsofa zu nutzen …
Domizil für zwei – zentrale Unterkunft für ein Wochenende in Rom
Das mit viel Sorgfalt und Restaurationserfahrung ausgebaute Apartment wird von Pierazzi, seiner Familie und Freunden genutzt, kann aber auch angemietet werden. Weitere Infos finden Sie unter www.lacasapiupiccoladitalia.com*
Fotos: Marco Pierazzi