Die traditionellen Bauweisen, ob mit Lehm, Stein bzw. Ziegel oder Holz, unterliegen sehr stark regionalen Einflüssen. In kargeren Gebieten mit sandigem und tonhaltigem Boden bot sich natürlich am ehesten der Lehmbau oder das Brennen von Ziegeln an, in Regionen mit hohem Sandsteinvorkommen der Steinbau und in waldreichen Gegenden der Bau mit Holz. Die eine Bauweise war per se nicht gesünder oder ungesünder als die andere. Heutzutage werden Gebäude allerdings kaum noch aus einer einstofflichen, natürlichen Hülle hergestellt: Kalksandstein wird heutzutage künstlich aus Sand und Calciumsilikathydrat als Bindemittel hergestellt. Auch dem Zement werden Zuschlagstoffe beigemengt, die Verarbeitbarkeit und Aushärtung verbessern sollen. Die Gefächer von Holzständerbauten werden nicht mehr mit Lehmbausteinen, Backsteinen oder einem lehmbeworfenen Weidengeflecht gefüllt, sondern meist mit Mineralwolle und Dampfbremsfolien, darüber werden OSB-Platten angebracht (die wiederum aus Holzspänen und synthetischen Klebstoffen bestehen) und oft sogar eine EPS-Dämmung – dies die moderne, verbrämende Bezeichnung für Styropor.
Die Gründe für diese heutzutage gängigen Bauweisen liegen einesteils in der Energieeinsparverordnung und anderenteils in dem Bestreben Kosten zu reduzieren; zur Gewinnmaximierung, bedingt durch den Wettbewerb auf dem Markt, aber auch durch den Anspruch von Verbrauchern, ein Haus für kleinen Preis zu erhalten.
Gesunde, ökologische Bauweise hat ganz klar einen höheren Preis, als ein Haus aus industriell gefertigten Materialien, ist dafür aber eine Investition in das eigene Leben und bei fachgerechter Ausführung werthaltiger. Schauen wir uns also einmal an, welche Möglichkeiten es für gesundes Bauen gibt:
Ziegel & Stein – die verbreitetste Bauweise
Ziegel ist europaweit DER Klassiker schlechthin beim Hausbau. Auch mit Ziegel und Stein kann gesund gebaut werden, wenn auf eine Volldeklaration aller verwendeten Stoffe geachtet wird. Da die Ziegel für den Bau der Mauern mit Mörtel verbunden werden müssen, sind hier zusätzliche Baustoffe nötig. Gerade in diesem Bereich empfiehlt sich unter Umständen das Hinzuziehen eines Baubiologen, der einen Überblick über den Markt und die verschiedenen Produkte hat, um nicht auf – bedauerlicherweise weitverbreitetes – „Greenwashing“, also ökologische Schönfärberei hereinzufallen. Wenn es sich bei Ihrem Bauvorhaben nicht lediglich um ein kleines Häuschen handelt, das möglicherweise in Eigenregie errichtet werden kann, dann wählen Sie für Ihr Bauvorhaben am besten ein Bauunternehmen als Partner, bei dem ökologisches und gesundes Bauen ausgewiesenermaßen zur Geschäftsphilosophie gehört. Denn auch wenn sich ein konventionell bauendes Unternehmen bereit erklärt, Baustoffe nach Ihren Vorgaben bzw. denen Ihres baubiologischen Beraters zu verwenden, können hier Fehlerquellen entstehen, da die Arbeiter mit den entsprechenden Produkten nicht vertraut sind.
Beim Bau mit Steinen oder alten Ziegeln aus Rückbau wird aufgrund der gesetzlich festgelegten Dämmvorschriften eine zusätzliche Dämmung des Mauerwerks erforderlich sein – und auch hier sollte auf alle Bestandteile und Inhaltsstoffe geachtet werden. Bei neueren, porösen Ziegeln, bei denen die eingeschlossene Luft als Wärmepolster fungiert, oder auch bei gefüllten Ziegeln kann u.U. auf eine zuätzliche Dämmung verzichtet werden. Beim Neubau mit Stein oder Ziegel ist unbedingt eine angemessene Austrocknungszeit vor dem Einzug einzuhalten.
Greenwashing bei Fertighäusern aus Holz
Wer schon einmal eine Fertighaus-Zeitschrift durchgeblättert hat oder durch einen Musterpark spaziert ist, der wird es gesehen haben: Vollmundig werden einem von allen Seiten „ökologische“ Fertighäuser angepriesen. Auf Nachfrage versichert der Verkäufer, dass es sich um eine „ökologische Holzbauweise“ handle. Der aufgeklärte Verbraucher bohrt nach, welche Dämmstoffe Verwendung finden, und hört dann etwas von „Mineralwolle und Holzwerkstoffplatte„. Letztere wird bei weiterem Nachbohren zur OSB-Platte. Dies sind Baustoffe, die im Grunde weder ökologisch, noch baubiologisch vertretbar sind.
Ökologisches und gesundes Bauen ist natürlich auch bei der Holzständer- bzw. der im Fertigbau üblichen Holztafelbauweise möglich. Nämlich dann, wenn der Hersteller auch bei der Dämmung auf entsprechende Materialien achtet. Das kann eine Holzfaserdämmung sein und für den zwingend erforderlichen festen Abschluss bietet sich als Alternative zur OSB-Platte z.B. die GFM-Diagonalplatte an, die ohne Leim auskommt.
Massivholzbauweise – das muss nicht unbedingt Blockbau bedeuten
Bei „Massivholzbau“ denken viele Menschen zuerst an Blockhausbau und ziehen diese Bauweise daher von vorneherein nicht in Erwägung. Zum einen „soll das neue Heim keine Holzfällerhütte werden“, zum anderen wird ungenügende Sicherheit im Falle eines Brandes befürchtet… Der moderne Massivholzbau muss sich jedoch weder vom Look konventioneller Bauten unterscheiden, noch ist das Risiko im Falle eines Brandes erhöht – ganz im Gegenteil: Massivholzhäuser sind durch die Masse brandsicherer als Leichtbau-Fertighäuser oder auch als Ziegelbauten mit brennbarem Dämmmaterial.
Welche unterschiedlichen Massivholzbauweisen uns heutzutage zur Wahl stehen, damit wird sich der Folgeartikel befassen… Abonnieren Sie den RSS-Feed, um keine Beiträge zu verpassen!
Bildquellen: Susanne Schmich/pixelio.de (Bild 1), Rainer Sturm/pixelio.de (Bild 2 + 4), C.Sander/Wikimedia Commons (Bild 3)
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