Bauen mit kleinem Budget
Was fasziniert Sie persönlich an kleinen Häusern? Dass sie so behaglich aussehen? Der ökologische Aspekt? Oder, dass sich so mit wenig Geld ein eigenes Heim schaffen lässt? Möglicherweise von allem ein bisschen, aber bestimmt auch der finanzielle Aspekt.
Aus unserer Beratungspraxis wissen wir, dass viele Bauherren, die mit dem Bau eines kleinen Hauses liebäugeln, nur vage Vorstellungen von den Baukosten haben und die Kosten eher unterschätzen. Dies ist darin begründet, dass Preise von konventionellen Einfamilienhäusern als Anhaltspunkt genommen werden: Wenn ein EFH mit 120 qm zum Preis von € 150.000 angeboten wird, sollte ein Haus mit halber Quadratmeterzahl nicht auch die Hälfte kosten? Das wäre schön, ist aber nicht der Fall. Zumindest nicht bei vergleichbarer Bauweise. Wie schon in unserem Blogartikel „Was kostet ein Minihaus?“ erläutert, entstehen verschiedene Kosten (wie z.B. für Heizung, Bad, Treppe) unabhängig von der Quadratmeterzahl. So erklärt es sich, dass kleinere Häuser im Bezug auf den Quadratmeterpreis mehr kosten als größere Häuser. Das bedeutet natürlich nicht, dass es sinnvoll ist, größer zu bauen, um einen niedrigeren Quadratmeterpreis zu erzielen, denn unterm Strich kostet das größere Haus dann doch mehr. Sinnvoll ist vielmehr, sich über die einzelnen Faktoren Gedanken zu machen, die den Quadratmeterpreis senken können.
Einsparungen beginnen mit der Überlegung, wieviel Wohnfläche ich unbedingt brauche, was ich unter Umständen entbehren kann, und mit einem gut durchdachten Entwurf. Mögliche Strategien zur Kostenreduktion sind Kleiner Bauen, Einfacher Bauen, In Etappen Bauen (d.h. nur für den aktuellen Raumbedarf gleich sorgen und ggf. später anbauen) oder Gemeinsam Bauen (Doppelhäuser oder Reihenhäuser).
Kleiner bauen
Wichtig bei dieser Strategie ist, eine genaue Vorstellung davon zu haben, wieviel Platz man persönlich unbedingt benötigt und auch nur so groß zu bauen. Wer bisher in einer Mietwohnung wohnt und deren Größe als passend empfindet, muss dann zu dieser gewohnten Quadratmeterzahl natürlich noch einen Abstellraum (z.B. als Ersatz für das der Mietwohnung zugewiesene Kellerabteil) und einen HWR/Technik-Raum einplanen (zumindest wenn das Haus nicht ausschließlich mit Strom und Gas aus dem öffentlichen Netz versorgt werden soll). Mit einem intelligenten Grundriss lässt sich ein Keller einsparen.
Wer klein baut, riskiert, nicht für alle Eventualitäten und veränderte Lebensumstände, wie Familienzuwachs vorbereitet zu sein. Mit einem Hausentwurf, der die Option zur Erweiterung beinhaltet, kann wachsender Raumbedarf jedoch dann gedeckt werden, wenn er entsteht.
Einfacher bauen
Kompakte, einfache Baukörper ohne Balkon, Erker und Dachfenster, sowie Grundrisse mit ausschließlich rechten Winkeln und kurzen Installationswegen sparen ebenfalls Geld. Das Haus kann dann nach und nach und ggf. in Eigenleistung mit Anbauten wie z.B. einer Terrassenüberdachung „gepimpt“ werden. Wer spätere Anbauten in Erwägung zieht, sollte sich allerdings auch in diesem Zusammenhang Gedanken über die Bauweise machen. Gerade für solche Bedürfnisse ist z.B. ein massiver Holzbau ideal, da hier jederzeit an die Gebäudehülle angebaut werden kann, ohne das Risiko, durch Verschraubungen die Dämmschicht zu verletzen und Bauschäden zu begünstigen.
Gemeinsam bauen
Eine Doppelhaushälfte oder ein Reihenhaus zu bauen, ist vielleicht nicht von Vorneherein die Idealvorstellung eines Bauherren, kann aber erheblich zur Kostenreduktion beitragen. Zum einen durch die Teilung der Grundstückskosten, zum anderen, weil eine oder gar zwei Außenwände mit entsprechendem Isolierbedarf „wegfallen“ und auch die Heizanlage u.U. gemeinsam genutzt werden kann. Die Vorgehensweise bei dieser Strategie ist die, dass Sie sich ein mit einem Doppelhaus bebaubares Grundstück suchen und dann in Ihrem Bekanntenkreis oder per Zeitungsannonce einen Baupartner, der die andere Haushälfte baut. Natürlich geht es auch umgekehrt, wenn Sie nämlich mit anderen Familienmitgliedern oder Freunden gemeinsam bauen möchten und gemeinsam nach einem passenden Grundstück suchen.
Buchtipp zum Thema
Ein ganz hervorragendes Buch zum Thema, in dem all diese Strategien detailiert erläutert und praxisnahe Tipps zu Planung und Bauablauf, sowie zu Bauteilen und Bautechnik gegeben werden, ist der Ratgeber „Attraktiv bauen mit kleinem Budget: Mit systematischer Planung zu niedrigen Kosten“* von Achim Linhardt. Das Buch enthält viele Fotos und Grafiken, die die umfangreichen Informationen veranschaulichen. Anders als manch andere Ratgeber für den Bau kleiner Häuser, die den Mund sehr vollnehmen, dann aber mit völlig praxisfernen Grundrisse und Hausentwürfen aufwarten, enthält dieses Buch eine Fülle von Hintergrundinformationen und brauchbaren Tipps, die den Leser zu einem gut informierten Partner bei der Hausplanung machen.
Wenn Sie nicht gemeinsam mit einem Architekten planen, sondern sich aus der Fülle der fertiggeplanten Häuser auf dem Markt das Passende suchen möchten, dann finden Sie Ihr Fertighaus und Preise möglicherweise auf bautipps.de*. Die Website enthält eine Fertighaus-Datenbank mit mehr als 1500 Fertighäusern von 150 verschiedenen Fertighausherstellern. Ein Blick lohnt sich vor allem, wenn Sie ein Haus mit über 90 qm Wohnfläche suchen. Für ein Fertighaus mit 80 qm werden Sie eher in unserer Liste mit Anbietern von Singlehäusern und Modulhäusern fündig werden.
Sparen beim Ausbau, nicht an der Bausubstanz
Auf bautipps.de lässt sich über die Schnellsuche zwar keine Wohnfläche eingrenzen, wohl aber die Preiskategorie. Wer bisher von den höheren Quadratmeterpreisen für kleinere Häuser desillusioniert war, wird bei der Preisoption „bis 70.000 EUR“ neue Hoffnung schöpfen. Und wirklich sind dann da eine Handvoll Häuser gelistet, die in der Ausbauversion für unter € 70.000 angeboten werden. Ein Ausbauhaus ist in der Tat eine weitere Möglichkeit mit geringerem Budget ein Bauvorhaben starten zu können. Ausbauhäuser sind entweder regendicht und für den Ausbau vorbereitet oder es ist z.B. das Erdgeschoss schlüsselfertig und lediglich das Dachgeschoss unausgebaut. Was beim jeweiligen Angebot der Fall ist, muss beim Anbieter erfragt werden.
Bei einem Preis von weniger als € 1.000/qm sollte man jedoch auch bei einem Ausbauhaus stutzig werden. Große Anbieter können durch die höhere Zahl an gefertigten Häusern ökonomischer arbeiten und so Kosten senken, aber auch diese Preissenkung hat ihre Grenzen. Billigpreise entstehen entweder durch Billiglöhne oder billiges Baumaterial (im Zweifelsfall durch beides zusammen). Von der Strategie die Baukosten durch billigeres Material zu senken, raten wir ab. Auf lange Sicht zahlt sich diese Strategie nicht aus. Ein solide errichtetes, massives Holzhaus z.B. hält seinen Wert über die Jahrzehnte. Ökologische, gesunde Materialien haben jedoch ihren Preis. Bei der Planung eines baubiologisch einwandfreien Holzhauses sollten Sie mit Quadratmeterpreisen von mindestens € 2.000 rechnen. Dafür bauen Sie sich damit aber auch ein Haus fürs Leben, und das sollte uns diesen Preis schon wert sein. Zumal sich wie gesagt durch eine kleinere Bauweise (und ggf. späterem Anbau) die Kosten reduzieren lassen.
Bildquellen: lichtkunst.73/pixelio.de (Bild 1), amazon.de (Bild 2)