Gesund wohnen
…mit MCS (multiple Chemikaliensensitivität)
Zur wachsenden Zielgruppe von Minihaus-Produzenten gehören nicht nur Menschen, die sich aus freien Stücken für Ökologie und Nachhaltigkeit entscheiden oder Menschen, die beim Bau des Eigenheims ganz einfach Zeit und Geld sparen wollen, sondern auch MCS-Betroffene und Allergiker.
MCS (Multiple Chemical Sensitivity, was soviel heißt wie Chemikalienunverträglichkeit und -empfindlichkeit) bedeutet für die Betroffenen meist nicht nur eine hochgradige Empfindlichkeit gegenüber chemischen Stoffen, welche uns im Übrigen normalerweise im Alltag auf Schritt und Tritt begegnen, da diese zum Beispiel auch in Duftstoffen, Reinigungsmitteln und Imprägnierungen enthalten sind, sondern häufig auch eine starke Elektrosensibilität. MCS wird meist durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren ausgelöst: Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz, versteckter Schimmel im Wohnbereich u.ä., eine genetische Disposition, die den Abbau von Giftstoffen im Körper reduziert und oft weitere Belastungen, die im Verbund letztlich an einen Punkt führen, an dem der Organismus nicht mehr in der Lage ist, mit diesen Stressoren umzugehen und sozusagen dekompensiert. Es kommt zu diffusen Symptomen, je nach Schwachstelle des jeweiligen Organismus. Eine rasche Therapie gibt es nicht. Das A und O für MCS-Betroffene ist generell jedoch die Expositionsvermeidung, die dem Organismus die Möglichkeit gibt, sich langsam zu regenerieren.
Expositionsvermeidung ist in unserer heutigen Gesellschaft leichter gesagt als getan. Aus dem eigenen Haushalt können alle Duftstoffe und anderen Chemikalien verbannt werden, aber was, wenn der Betroffene an einer vielbefahrenen Straße wohnt und die Abgase den Organismus weiterhin belasten? Oder wie sieht es mit dem Elektrosmog aus, der von des Nachbarn DECT-Telefon oder WLAN ausgeht? MCS ist eine Erkrankung, bei der der Organismus hypersensibel reagiert und im wahrsten Sinn des Wortes überall Schädliches wittert. Und zwar solange, bis auf der ganzen Linie gesunde Verhältnisse geschaffen sind und das Alarmsystem langsam herunter gefahren wird.
Für MCS-Betroffene sind Minihäuser in gesunder Umgebung eine ideale Lösung: sie stellen sozusagen eine kleine Insel dar, auf der wesentlich selbstbestimmter, als in einem Mehrparteienhaus gelebt werden kann. Modulhäuser, wie dies von Ecospace (DE, siehe rechts) oder Dwelle (UK), können die passende Behausung sein. Nötigenfalls machen sie sogar einen Ortswechsel mit.
MCS ist eine schwerwiegende Erkrankung, die den Betroffenen regelrecht den Boden unter den Füßen wegziehen kann, sofern sie nicht in einem Umfeld wohnen, das leicht an die neuen Erforderisse angepasst werden kann. Wenn dies nicht möglich ist, und der Betroffene ausziehen muss, ist es meist nicht einfach, passende Wohnverhältnisse zu finden. Bei der Odyssee, die manchen Betroffenen bevorsteht, braucht es nicht viel Phantasie, sich vorzustellen, was es mit einem Menschen macht, der sich selbst in den eigenen Wänden nicht mehr geschützt und sicher fühlen kann.
Minihäuser, die sich für MCS-Betroffene anbieten, bestehen daher nicht nur aus baubiologisch unbedenklichen Werkstoffen, sondern vermitteln auch ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit, ein Stück „heile Welt“. In der Regel werden dies also eher traditionelle Haustypen sein, wie z.B. Holzhäuser mit Satteldach.
Das „Oceanside Retreat“ von Creative Cottages LLC (siehe rechts) ist ein Paradebeispiel für solch ein einladendes Singlehaus: außen etwas nostalgisch im amerikanischen Stil, innen hell und luftig. Ein Minihaus zum Aufatmen. Der Wohnraum ist zum Dachstuhl hin offen, was nicht nur einen guten Luftaustausch gewährleistet, sondern auch den beschränkten Raum vergessen lässt. Viele Fenster tragen das Ihrige dazu bei.
Aber auch in Europa und besonders hier in Deutschland gibt es derartige Häuser für Singles und Paare, die das Leben auf kleinem Raum zur Wohltat werden lassen. Ein hübsches Beispiel ist das Holzhaus „an der Sieg“ des nordrhein-westfälischen Fertighaus-Herstellers Fullwood (siehe die folgenden zwei Bilder):
Fullwood-Häuser werden auf Basis eines offenen Bausystems konzipiert, das individuelle Lösungen für Wohnflächengrößen und Grundrisse möglich macht. Die Wandelemente aus Massivholz werden nach Maß millimetergenau im Werk vorgefertigt, sodass für die Errichtung des Rohbaus vor Ort nur zwei bis drei Tage benötigt werden. Der Wandaufbau besteht allerdings aus verleimten Bohlen.
Wie beim CreativeCottages-Beispiel aus Amerika haben sich auch die deutschen Bauherren im Fall des Holzhauses „an der Sieg“ für einen nach oben offenen Wohnraum und eine Galerie als Obergeschoss entschieden. An der Ostseite lassen großflächige Fenster viel Tageslicht ins Haus. Die Wände sind mit einer Mischung aus Lehm und Knochenleim verputzt. Eine Lösung, die die Räume nicht nur freundlicher und weniger rustikal erscheinen lässt, sondern sich auch im Fall von MCS anbietet, da viele Betroffene bereits empfindlich auf die Terpene aus Nadelhölzern reagieren. Als Bodenbelag wurden Eichendielen verwendet. Ein ganz besonderer Flair entsteht durch die Verwendung historischer Bauelemente, die dieses Minihaus zu einem wirklichen Unikat machen: antike Türen, Beschläge, Wendeltreppen und Geländer lassen vergessen, dass es sich hier um ein Fertighaus handelt und verleihen dem Haus eine heimelige Atmosphäre.
Bildquellen: Fotolia (Bild 1), Ecospacestudios (Bild 2), Creativ Cottages LLC (Bild 3+4), Fullwood Wohnblockhaus (Bild 5).