Klimasicher bauen:
Schutz gegen Extremwetter – so sieht er in der Praxis aus
In einem früheren Artikel hatten wir Sie bereits über das A und O des richtigen Bauplatzes in Bezug auf ein klimasicheres Bauen informiert. Nun soll es um praktische Lösungen beim Hausbau zum Schutz vor Extremwetter (Starkregen, Hagel, Sturm und Hitzeperioden) gehen …
Prognosen zeigen, dass sich Menschen in Europa zunehmend auf extreme Wetterlagen einstellen müssen. Da ist es gut, einen sicheren Rückzugsort zu haben. Aber wie wird das Minihaus oder Tiny House klimasicher? Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat im Juni 2022 eine Broschüre veröffentlicht, die Hilfestellung für klimaangepasstes Bauen gibt. Zahlreiche Anregungen lassen sich gut auf Kleinsthäuser übertragen.
Im Fokus: der Außenbereich
Auch wenn es zunächst widersinnig klingen mag: Klimasicheres Bauen beginnt im Garten – sofern einer zur Verfügung steht. Das Problem bei Überflutungen ist häufig nicht das Wasser von oben, sondern der bereits gefallene Regen. Versiegelte Flächen sorgen dafür, dass sich schnell große Pfützen bilden und schon bald kleine Ströme. Wenn das Haus dann noch an einer tiefen Stelle steht, ergießt sich bald ein kleiner Bach in das Wohnzimmer. Um das zu vermeiden, sollte der Boden vor der Haustür Wasser möglichst gut aufnehmen können. Dafür hilft es schon, Versiegelung zu vermeiden und die Erde gelegentlich aufzulockern. Noch besser schützt ein Teich, der an einer tiefen Stelle des Grundstücks ausgehoben wird. Er fungiert wie ein Regenrückhaltebecken.
Eine gut geplante Grünanlage hilft zudem gegen übermäßige Hitze: Robuste Laubbäume schenken Schatten und erzeugen durch die Verdunstung spürbar Kühle im Garten.
Baulicher Wetterschutz für das Haus
Selbstverständlich kann auch das Haus gegen Extremwetter gewappnet werden. Gegen Hitze hilft Schatten – logisch. Aber wie lässt sich der realisieren? Schnell umsetzbare Maßnahmen sind Sonnensegel und ein Terrassendach als Sonnenschutz. Beide sorgen dafür, dass die heißen Sonnenstrahlen des Sommers nicht direkt ins Haus fallen. Steht die Sonne hingegen tiefer, kommt das Licht des Winters herein. Zugleich wird die Terrasse zum angenehmen Rückzugsort im Freien.
Ein aktueller Trend ist außerdem die Fassadenbegrünung. Gerade ein Tiny House (das nicht bewegt wird) gewinnt dadurch auch optisch an Charme. Hier gibt es verschiedene Pflanzen, die sich eignen: Wilder Wein und Kletterhortensien wachsen zum Beispiel von ganz allein in die Höhe. Allerdings haften sie sich dafür an der Fassade fest. Wer das nicht möchte, baut ein Rankgerüst. Daran wachsen Blauregen oder Waldrebe gerne empor. Die Fassadenbegrünung erfüllt gleich mehrere Zwecke. Sie schützt die Wand vor Sonne (ist also ein natürlicher Wärmeschutz) und mindert die Wärmeabstrahlung im Winter. Zugleich bietet sie vielen Tieren einen Rückzugsort und verleiht dem Gebäude einen ökologischen Charakter.
Schnöde Technik mag nicht so charmant aussehen wie eine Weinranke, sie bietet aber ebenfalls raffinierte Methoden gegen Extremwetter. Wer statt normaler Verglasung Sonnenschutzglas wählt, reduziert die Wärmeeinstrahlung ins Haus deutlich, ohne den Blick zu verbauen. Diese Maßnahme lässt sich auch gut nachträglich realisieren.
Sonnenschutzverglasung ist in der Regel extrem robust und hält auch Hagel stand, reduziert jedoch den Lichteinfall ins Haus beträchtlich. Lassen Sie sich vor einer Installation also unbedingt von einem Fachmann (oder einer Fachfrau) beraten.
Wer einen Neubau plant, kann bei den bautechnischen Maßnahmen aus dem Vollen schöpfen. Hier empfehlen die Experten des Bundesinstituts die Abdichtung von Bauteilen, welche die Erde berühren oder überflutungsgefährdet sind. Eine Vorsatzschale an der Fassade schützt zusätzlich gegen Hagel.
Stichwort „Windlast“ beim Tiny House
Gerade wer ein Tiny House kauft, sollte immer an die Gefahr von schweren Stürmen denken – die treten immerhin ein- bis zweimal pro Jahr auf: Entscheidend ist, dass das Häuschen wirklich solide gebaut ist. Sonst kann es passieren, dass der Wind das Dach abhebt oder die Seiten eindrückt. Bei sehr exponierter Lage kann es im Extremfall passieren, dass ein Tiny House – genauso wie es bei Lkws der Fall sein kann – umkippt. Ein geschützter Standort ist also für die Sicherheit des Häuschens und seiner Bewohner essentiell.
Am besten die schmale Seite des Tiny Houses in den Wind stellen, um so die Angriffsfläche zu verringern. In Deutschland kommt der Wind meist aus dem Westen, je nach Standort und vorhandenen Strömungen kann sich hierfür jedoch auch eine Nord-Süd-Ausrichtung empfehlen.
Auch an das Auto und die Gartengeräte denken
Mit den passenden Maßnahmen sind Haus und Bewohner gut gegen Wetterkapriolen geschützt. Aber was ist mit dem Auto? Hagelschlag kann das Blech schnell verbeulen. Ein einfacher Carport schützt vor Hagelschaden. Unter dem Dach kommen gleich auch noch die Gartenmöbel und die Fahrräder sicher unter. Gut zu wissen: Kleinere Carports sind meistens sogar genehmigungsfrei.
Bildquellen: Tammy Strobel / rowdykittens.com (Bild 1), Nadanka / iSock.com (Bild 2), brizmaker / iStock.com (Bild 3).