Kleinhäuser energieeffizient bauen
Mini- und Kleinhäuser im Allgemeinen, sowie Tiny Houses im Besonderen, sind für Menschen interessant, die ein einfaches Leben führen möchten, ohne dabei auf wesentlichen Komfort verzichten zu müssen. Neben niedrigeren Herstellungskosten ist der geringere ökologische Fußabdruck ein weiterer wichtiger Aspekt: Da ein Minihaus vor allem auf die effiziente Nutzung von kleinster Wohnfläche zielt, fällt schon beim Bau eines solchen Hauses deutlich weniger Energie an als für ein klassisches Einfamilienhaus. Meist werden Minihäuser nur übergangsweise genutzt, als Büro oder Ferienwohnung. Wer allerdings ganzjährig darin wohnen möchte, für den sind auch Überlegungen interessant, wie die Energieeffizienz des Hauses gestärkt werden kann, um noch weitere Kosten zu sparen. Nicht zuletzt lässt sich so auch der ökologische Fußabdruck weiter reduzieren.
Wer sein Minihaus anhand eines fertigen Grundrisses selbst bauen möchte, kann unter vielen Materialien wählen. Eine wohlüberlegte Auswahl der Bau- und vor allem der Dämmstoffe, die mehr als nur den Kaufpreis selbiger berücksichtigt, kann sich später durchaus bezahlt machen. Die Energieeffizienz der Gebäudehülle basiert im Großen und Ganzen auf folgenden Punkten:
1. Den Untergrund richtig dämmen
Rund zehn Prozent der aufgewendeten Heizenergie verliert ein Haus im Winter über den Fußboden, heißt es in diesem Beitrag. Damit es im Winter auch in einem Minihaus nicht zu kalten Füßen kommt, muss der Boden entsprechend gut gedämmt sein. Dies gilt umso mehr, wenn das Minihaus mobil bleiben soll und nicht fest im Boden verankert ist, wo mit einem entsprechenden Fundament gearbeitet werden kann. Häufig fehlt auch bei festen Installationen ein Keller, entsprechend muss direkt am Bodenkontakt schon mit der Dämmung begonnen werden.
Bei Minihäusern mit einem festen Fundament sollte das Gebäude etwa 50 Zentimeter in den Erdboden hinein gedämmt werden, damit der Bodenfrost nicht bis an den Fußboden heranreichen kann. Nachdem die Rohdecke entsprechend vorbereitet wurde und alle Unebenheiten entfernt wurden, wird eine Trennfolie ausgerollt, um Feuchtigkeit aus dem Untergrund abzuweisen. Trittfeste Dämmplatten aus Kork oder Hanf wirken nicht nur schallisolierend, sondern auch wärmedämmend und sind darüber hinaus beliebte Naturmaterialien. Anschließend werden die Platten mit abschließenden Deckenplatten belegt oder mit Estrich begossen. Wer auf Sparrenböden setzt, sollte die Zwischenräume zusätzlich ausfüllen, beispielweise mit Holzfaserdämmplatten, Zelluloseflocken oder einer mineralischen Schüttdämmung.
2. Das passende Dämmmaterial für die Wände wählen
Für Minihäuser, die eine Nutzfläche von 50 Quadratmetern nicht überschreiten, ist ein Energieausweis nicht unbedingt Pflicht. Wird diese Fläche überschritten gelten auch für Minihäuser die Energiesparverordnung und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz.
Minihaus-Bauherren setzen beim Bau gerne auf ökologische Materialien. Beliebt sind Dämmstoffe pflanzlichen Ursprungs aus Seegras oder Stroh, doch auch Holzfasern, Kork, Zellulose, Kokosfasern oder auch Flachs sind natürliche und nachwachsende Rohstoffe mit hervorragender Dämmwirkung. Und selbst Schafwolle eignet sich hervorragend zum Dämmen kleiner Häuser. Bei unsachgemäßer Einbringung oder bei Feuchtigkeitseintritt können durch Absacken des Materials allerdings Kältebrücken entstehen, daher ist beim Dämmen vertikaler Flächen stets größte Sorgfalt angebracht.
Übrigens: Holzfaserdämmplatten sind nicht nur im Bereich Wärmedämmung und Schallisolierung mit synthetischen Materialien wie Schaumdämmstoff konkurrenzfähig, sondern besitzen darüber hinaus die Fähigkeit, Wärme zu speichern.
Blähton und auch der mineralische Dämmstoff Perlite zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie unbrennbar sind. Perlite ist vulkanischen Ursprungs, verrottet nicht und wird auch von Ungeziefer nicht angegriffen, was besonders für Kleinhäuser, die naturnah stehen, interessant ist.
Schon seit Urzeiten wird die Kulturpflanze Flachs für die Herstellung von Kleidung und Stoffen verwendet. Als Dämmmaterial sorgt er besonders für ein gutes Raumklima durch seine feuchteregulierenden Eigenschaften. Darüber hinaus ist er sehr resistent gegen Fäulnis.
Der derzeit wichtigste ökologische Dämmstoff sind Zelluloseflocken, die aus Altpapier hergestellt werden. Sie können in verschiedenen Verarbeitungsverfahren eingesetzt werden, beispielsweise beim Einblasen in luftdichte Hohlräume, durch loses Aufschütten oder im Feuchtsprühverfahren.
3. Durch effiziente Fenster und Türen Wärmeverlust vorbeugen
Häufig unterschätzt wird die Menge an Wärme, die im Winter durch Fenster und Türen verloren geht. Entsprechend hoch muss der Dichtungsfaktor dieser Durchbrüche im Haus sein. Die Energieeffizienz von Fenstern wird mit drei verschiedenen U-Werten ausgedrückt:
- Uw (w für window): Gesamtwert des Fensters
- Ug (g für glazing): Wert der Verglasung
- Uf (f für frame): Wert des Rahmens
Je niedriger der U-Wert ausfällt, umso besser. Bauherren sollten hier vor allem auf den Gesamtwert des Fensters achten. Ein guter U-Wert liegt unter 1,3 (1,3 ist der gesetzlich zugelassene Höchstwert) während ein sehr guter Wert unterhalb von 0,9 liegt.
Auch wenn antike Fenster aus Abbruchhäusern einem Neubau Charme verleihen, so ist es aus energetischer Sicht sinnvoll, in diesem Bereich auf moderne Fenster zu setzen, die es im Übrigen nicht zuletzt für den Denkmalschutz auch im alten Look gibt. Hersteller wie Neuffer Fenster + Türen* führen zu den jeweiligen Produkten mehrere U-Werte auf und ergänzend dazu deren Berechnungsgrundlage, damit Kunden vor dem Kauf differenzieren können. Der U-Wert gibt mehr Aufschluss über die Energieeffizienz eines Fensters als die Anzahl der verwendeten Glasscheiben. Die Fensterrahmen sollten im Idealfall eine Bautiefe von 70 Millimetern aufweisen.
Die Fenster selbst sollten so angeordnet sein, dass sie über den Tag möglichst viel Sonnenlicht in den Innenraum lassen, um so ein Maximum an Wärme durch Sonnenstrahlung zu nutzen. Wie in unserem vorherigen Artikel zum Sonnenschutz bereits erwähnt, machen Vordächer und Überdachungen Sinn, die bei hohem Sonnenstand abschatten, bei niedrigem Sonnenstand in der kälteren Jahreshälfte jedoch das Licht ungehindert ins Haus lassen.
Bei Türen gelten Aluminiumtüren mit einer Kunststoff-Dämmschicht oder Polyurethan-Schaum als besonders energieeffizient, ökologischer sind schwere Holztüren. Das Türblatt sollte dabei eine möglichst geringe Glasfront aufweisen, nicht zuletzt auch aus Sicherheitsgründen.
4. Mit der richtigen Dachdämmung Wärme im Haus halten
Da Wärme nach oben steigt, gilt es, hier besonders gründlich zu dämmen, damit im Winter keine unnötige Heizenergie verlorengeht. Bis zu zwanzig Prozent der Heizenergie gehen hier laut Statistik verloren. Ein Minihaus verfügt selten über einen klassischen Dachboden, entsprechend muss hier direkt am Dach selbst gedämmt werden. Zudem kommt es darauf an, ob das Häuschen mobil sein soll, denn in diesem Fall muss das Dach sowohl stabil sein,als auch möglichst leicht.
Klassischerweise wird beim Dach auf eine Zwischensparrendämmung zurückgegriffen. Hier wird die Dämmung direkt geschlossen zwischen die Dachsparren gelegt, bevor das Dach mit Ziegeln oder anderem Material gedeckt wird. Bei den hier verwendeten Dämmmaterialien können Hausbesitzer aus der gleichen Vielfalt wählen, wie sie auch bei der Dämmung von Wänden zum Einsatz kommt.
Auch wenn ein Minihaus schon bei seinem Bau aufgrund der geringen Grundfläche nur wenig Energie verbraucht und die verhältnismäßig kompakte Nutzfläche relativ geringe laufende Kosten verursacht, kann eine effiziente Dämmung letztere noch deutlich senken und das Haus auf lange Sicht rentabel machen.
Bildquellen: The Marmara / Four Lights Tiny Houses Company (Bild 1), Thomas Blenkers / pixelio.de (Bild 2), NoName_13 / Pixabay (Bild 3), Günter Havlena / pixelio.de (Bild 4), The Anderjack / Four Lights Tiny House Company (Bild 5)