XS-Wohnen für XL-Bewohner:
Ist das eine gute Idee?
Klar, Tiny Houses sind eine großartige Idee. Aber eignen sie sich deshalb für großgewachsene Menschen? Wie fast immer lautet die Antwort: je nachdem …
Das Problem: die Deckenhöhe
Das klassische Tiny House ist vor allem eins: wirklich klein. Wer sein Haus in Miniaturform auf einem Anhänger errichten will, ist an gesetzliche Vorgaben gebunden. Die zulässige Gesamthöhe beträgt (nur) vier Meter.
Nun gut, die wenigsten Menschen sind vier Meter groß. In der Gesamthöhe enthalten ist allerdings die Trailer- bzw. die Plattformhöhe (in der Regel 50-60 cm), welche von der nutzbaren Raumhöhe abgezogen werden muss. Hinzu kommt außerdem, dass mindestens weitere 30 cm für den Boden- und Deckenaufbau benötigt werden. Bei den meisten Tiny Houses bleiben dadurch etwas mehr als drei Meter Wohnraumhöhe. Das wäre noch immer kein Problem für 2-Meter-Menschen. Um mehr Fläche zugewinnen, entscheiden sich die meisten Tiny-House-Bauherren jedoch für eine zusätzliche Ebene – einen als Schlafloft genutzten Kriechboden.
Nun wird es – nicht nur bei Satteldächern – kritisch: Wer oben eine Raumhöhe anpeilt, die noch zum Kriechen auf eine (in der Regel 20 cm starke) Matratze reicht und 10 cm Zentimeter für die Zwischendecke berücksichtigt, kommt auf eine Wohnhöhe von weniger als zwei Metern im unteren Bereich. Großgewachsene Menschen müssten dort also dauernd den Kopf einziehen – das ist keine gute Idee.
Nun gibt es die Möglichkeit, den Kriechboden etwas flacher zu gestalten, das sorgt aber gerade bei großgewachsenen Personen für ein beklemmendes Engegefühl – ganz zu schweigen von dem Risiko, sich beim morgendlichen Aufstehen den Kopf anzuhauen. Es bleibt daher nur die Option, auf eine Zweiteilung des Raums und damit auf einen Schlafloft zu verzichten. Dadurch muss ein Mensch mit natürlicherweise größerem Platzbedarf mit noch weniger auszukommen. Theoretisch ist viel möglich, in der Praxis sind aber aus den genannten Gründen kaum XL-Bewohner im Tiny House zu finden.
Beste Idee für XL-Bewohner: Minihaus statt Tiny House
Soll das heißen, dass Menschen ab 1,90 Meter Körpergröße nicht nachhaltig und reduziert leben können? Nein, denn es gibt eine Lösung: das Leben im Mini- oder Modulhaus. Diese Varianten sind zwar keine klassischen Tiny Houses on Wheels, entsprechen aber ansonsten dem gleichen Lebensstil. Sie bieten dafür etwas mehr Raum und insbesondere mehr Luft nach oben. Das macht es deutlich einfacher, den Wohnraum auf die Bedürfnisse von XL-Bewohnern abzustimmen. Wer das Haus von einem entsprechenden Anbieter bezieht oder sogar selbst baut, hat viel Wahlfreiheit, was die Innengestaltung anbelangt – hohe Türen und Decken sind kein Problem.
Mobiliar ebenfalls passend gestalten
Eine zweite Herausforderung ist das Mobiliar. Auch Schränke und Co. sollten an den speziellen Bedarf von großgewachsenen Menschen angepasst sein. Die beste Lösung ist hier ebenfalls die individuelle Anfertigung. Klingt aufwendig? Muss nicht sein! Nützliche Programme wie der Betten-Konfigurator von Hasena sind dabei eine große Hilfe. Hier lässt sich der Rahmen bedarfsgerecht anpassen, zum Beispiel mit 2,20 Metern Länge. Darüber hinaus gibt es viel Auswahl an Materialien, Farben und Formen. Das fertige Bett in Überlänge wird auf Wunsch direkt ins Minihaus geliefert.
Ebenso entscheiden sich viele XL-Bewohner dafür, den Innenausbau selbst vorzunehmen oder individuell zu planen. So lässt sich zum Beispiel die Arbeitshöhe in der Küche des Minihauses an den eigenen Bedarf anpassen. Gleiches gilt für Armaturen im Bad oder die Höhe der TV-Halterung, sofern gewünscht. Auf diese Weise entsteht ein Minihaus, das problemlos einen Riesen beherbergen kann.
Tipp: Minihäuser sind grundsätzlich nicht dafür konzipiert, den ganzen Tag drinnen zu sitzen. Mit einer Terrasse, einem kleinen Garten und Flügeltüren lässt sich der Wohnraum bei günstigem Wetter schnell nach draußen erweitern.
Angst vor Raumnot? Minihäuser probewohnen!
Schlussendlich bleibt es eine persönliche Entscheidung, ob ein Mensch mit +/- zwei Metern Körpergröße in ein Minihaus ziehen möchte. Wer sich unsicher ist, sollte vorher einen Test wagen. Bei einem ausgedehnten Urlaub im Minihaus wird klar, ob das Leben auf kleinem Raum langfristig funktioniert.
Bildquellen: THCUG (Bild 1), deteetrakan/iStock (Bild 2)