Was sich Tiny Houses von Wohnmobilen abschauen können (3)
In dieser Artikelreihe finden Sie Tipps zu den Bereichen
▷ Innenausbau mit viel Stauraum für mobile Tiny Houses
▷ Heizung und Warmwasserbereitung für mobile Tiny Houses
▷ Elektrik für mobile Tiny Houses
▷ Stromgewinnung und -speicherung für mobile Tiny Houses
▷ Wasserversorgung für mobile Tiny Houses
Gastartikel von Ulrich Dolde – Tiny‐Houses und Zirkus‐ und Bauwagen können vor allem von der Wohnmobiltechnik profitieren, auf die ich im Folgenden eingehen möchte:
1. Heizung und Warmwasserbereitung in Tiny Houses, Zirkus‐ und Bauwagen
2. Stromgewinnung und Stromversorgung in Tiny Houses, Zirkus‐ und Bauwagen
3. Wasserbevorratung, Wasseraufbereitung und Abwasserentsorgung in Tiny Houses, Zirkus‐
und Bauwagen
Die Heizung und Warmwasserbereitung
Auch wenn wir selbst in unserem Haus auf die Atmosphäre eines Holzofens mit Sichtfenster nicht verzichten möchten, bietet ein solcher doch eine Reihe von Nachteilen, so dass es durchaus sinnvoll sein kann, in die Regale der Wohnmobilausstatter zu schielen, ob es dort nicht geeignetere Lösungen für wohlige Wärme gibt. Gleich eines vorweg: Wer glaubt, die Heizungen von Wohnmobilen könnten leistungsmäßig mit denen aus dem Haustechnikbereich nicht mithalten, der irrt. Klassische Wohnmobilheizungen gibt es in einem Leistungsspektrum von ca. 1,5 kW bis über 12 kW. Dabei kann man zwischen Diesel‐/Heizöl‐ und Gasheizungen wählen und zwischen Luft‐ und Wasserheizungen.
Die Warmwasserversorgung kann entweder durch ein Kombigerät erfüllt werden, bei dem ein Warmwasserboiler in das Heizgerät eingebaut ist. Ein solches Gerät habe ich in unserem Sternchen verbaut. Alternativ kann auch ein separater Boiler in den Wasserkreislauf eingebaut werden, der Warmwasser entweder mit Gas oder mit Strom bereitet oder solarthermische Anlagen auf dem Dach nutzt.
Kombiniertes Heizgerät mit Warmwasserboilder: Webasto Dual Top Dieselheizung
Hier sieht man wie die Webasto Dual Top Luftheizung mit integriertem Wasserboiler in unserem Wohnmobil verbaut ist.
Für ein klassisches Haus mit bis zu 40 m2 Wohnfläche könnte also eine starke Wohnmobil‐ Wasserheizung, die mit Heizöl statt Diesel betrieben wird, für angenehme Raumtemperatur sorgen. Die Wärmeübertragung kann über Heizschlangen im Boden erfolgen oder über Heizkörper an der Wand. Eine solche Anlage kann beispielsweise die Eberspächer Hydronic M8 oder M12 Heizung sein.
Eberspächer Diesel‐Wasserheizung mit 8‐12 kW Leistung
Für die Beheizung von Zirkus‐ und Bauwagen, die über keinen eigenen Dieseltank verfügen oder die nur sporadisch beheizt werden, empfiehlt sich eine Gas‐Wasserheizung wie beispielsweise die Alde Compact 3010. In der Regel hat man Gas sowieso im Wagen, weil man damit kocht und wenn die Beheizung nur sporadisch erfolgt, dann sind die höheren Kosten für das Gas durchaus zu verschmerzen. Allerdings ist zu beachten, dass beim Verbau einer Gasanlage eine Gasprüfung im zweijährlichen Rhythmus vorgeschrieben ist.
Alde Compact 3010 Gas‐Wasserheizung
Allen Heizungen gemein ist ihre kompakte Bauweise, die maximal der Größe einer Getränkekiste entspricht. Hinzu kommt, dass die meisten dieser Heizungen programmierbar sind und teilweise über Handy‐Apps gesteuert werden können. So kann man eine halbe Stunde vor der Heimkehr die Heizung via Handy aktivieren und erfreut sich dann eines kuschelig warmen Zuhauses.
Tiny House Planungs-Tool
Damit Sie bei der Vielzahl an Tiny-House-Herstellern den Durchblick behalten und sich ganz bequem von zu Hause aus einen Überblick verschaffen können, haben wir zusammen mit den führenden Tiny-House-Experten das folgende kostenlose „Tiny House“- Planungs-Tool ins Leben gerufen. Dieses funktioniert dabei nach folgendem Grundsatz: 1. Bedarf festlegen, 2. Passende Anbieter finden, 3. Inspirieren lassen (Beispiele, Ideen, etc.), 4. Tipps zur Planung erhalten. Wir wünschen viel Spaß und Erfolg damit:)
Warmwasserbereitung:
Erfolgt die Aufbereitung von Warmwasser nicht durch ein kombiniertes Heizgerät wie der von mir verbauten Webasto Dual Top Luftheizung, dann bietet sich die Möglichkeit über externe Boiler Warmwasser zu produzieren. Wenn Strom ein knappes Gut darstellt, dann kann mit einem Truma Gasboiler Wasser mittels Gas erwärmt werden. Der Brenner funktioniert in der Regel wie der einer Gasheizung, nur dass eben nicht die Umgebungsluft, sondern nur der im Gerät installierte Wasserbehälter erwärmt wird. Optional ist das Gerät auch mit einem elektrischen Heizstab versehen, so dass das Wasser auch elektrisch oder – wenn es besonders schnell gehen muss – aus der Kombination von Elektro‐ und Gasenergie erwärmt werden kann.
Truma Gasboiler
Eine weitere Multi‐Options‐Boilerlösung bietet die Firma Elgena aus München. Neben der Tatsache, dass die Boilergrößen fast in beliebigen Fassungsvermögen geordert werden können, bieten Elgena‐Boiler nicht nur die Möglichkeit, das Wasser über elektrische Energie zu erwärmen, sondern beispielsweise auch die Motorabwärme über einen Wärmetauscher zu nutzen. Optional können aber auch thermische Solarkollektoren an den Boiler angeschlossen werden, so dass von der Sonne erwärmtes Brauchwasser im Boiler bevorratet wird.
Elgena‐Boiler mit vielfältigen Optionen, Warmwasser zu erzeugen.
Immer dann, wenn Zugang zum Stromnetz gegeben ist, wird die Warmwassererzeugung über elektrische Durchlauferhitzer die günstigste, schnellste und installationstechnisch einfachste Art darstellen. Und damit ist auch schon die Überleitung zum komplexen Bereich der Elektrik geschaffen.
Beachten sollte man noch, dass Kombi‐Wasserheizungen und Wasserboiler aus dem Wohnmobilbereich nicht auf den Druck des öffentlichen Wasserleitungsnetzes ausgelegt sind und deshalb ein Druckminderer vor der Heizung verbaut werden muss.
[Fortsetzung > Wohnmobilelektrik]
Über den Gastautor
Ulrich Dolde ist Verfasser des Buches „Wohnmobile selbst ausbauen und optimieren – 1000 Tipps und Tricks für alle Wohnmobil-Selbstausbauer und Wohnmobil-Optimierer“, welches aufgrund der fundierten, umfassenden Abhandlung aller relevanten Themen gut und gerne als „Wohnmobil-Ausbau- und Optimierungs-Bibel“ bezeichnet werden kann. Der Autor, der dank der geländegangigen Lkw-Basis seines Wohnmobils gemeinsam mit seiner Frau bevorzugt in nordafrikanischen Wüstenregionen herumkurvt, plaudert in dieser sechsteiligen Artikelserie sehr anschaulich aus dem Nähkästchen: In seinem selbst ausgebauten Wohnmobil hat er auf 8 m² alles untergebracht, was man zum Leben braucht. Und da es, gerade was die Technik in Sachen Strom-, Wasser- und Heizungsinstallation anbelangt, im Wohnmobil-Sektor eine Vielzahl von technischen Lösungen gibt, die sich auch im Tiny House anbieten, wenn nicht sogar aufdrängen, sind seine Tipps sicher auch für unsere Leser besonders wertvoll.