Für Ihre Sicherheit:
Stolperfallen- und Barrierefreiheit im Minihaus

Die Grundrisse von Minihäusern sind selten großzügig. Gerade bei den mobilen Tiny Houses „on Wheels“, bei denen die Außenmaße vom Straßenverkehrsrecht eingeschränkt werden, ist bei der Planung Platzsparen angesagt. Dabei entstehen viele Ecken und Kanten und die Notwendigkeit, in der Höhe mehrere Ebenen auszunutzen. Wesentlich bequemer lebt es sich in einem kleinen Modulhaus, bei dem sich alles auf einer Ebene abspielt. Letzteres lässt sich dann auch tatsächlich barrierefrei konzipieren. Ganz gleich aber, ob transportables Modulhaus oder mobiles Tiny House: Das Unfallrisiko lässt sich sehr effektiv durch Sicherheitsmaßnahmen wie Antirutsch-Teppichunterlagen, Geländer und Nachtbeleuchtung reduzieren. Hier folgen unsere Tipps für Stolperfallenfreiheit im Tiny House und Minihaus:

Tiny Houses – nicht nur für junge Hüpfer

Viele Bauherren, die nach dem passenden Haustyp für sich suchen, schließen Tiny Houses „on Wheels“ von vorneherein aus. Und auch wenn es Zielgruppen gibt, für die ein Tiny House auf einem Pkw-Anhänger die ideale Lösung sein kann, raten wir im Rahmen unserer Bauberatung tatsächlich den meisten Bauherren – statt zu einem mobilen Tiny House – zu einem transportablen Modulhaus. Weshalb das so ist, erläutern wir ausführlich in unserer zweiteiligen Artikelserie „Modulhaus vs. Tiny House“.

Ganz gleich, welcher Altersgruppe Sie angehören: Bestager können genauso wie junge Menschen von den kleinen mobilen Häusern profitieren. Jedoch sollten Sie vorausdenken – und das nicht nur an sich selbst, denn Ihr Zuhause sollte ja auch für Gäste bequem nutzbar sein. Mit der richtigen Planung ist es möglich, auch aus einem Minihaus ein barrierefreies Zuhause zu machen.

Barrierefreiheit dient auch dem Wohnkomfort

Methoden der Sicherung und Barrierefreiheit des Zuhauses sind nicht nur für Menschen mit Mobilitätseinschränkung wichtig. Alle Bewohner können durch eine bessere Bewegungsfreiheit von diesem Konzept profitieren. Zu bedenken sind außerdem:

  • Zukunftsfähigkeit des Wohnkonzeptes
    Niemand ist vor (wenn auch nur vorübergehenden) Mobilitätseinschränkungen gefeit – ein verstauchter Knöchel reicht völlig. Beziehen Sie solche Eventualitäten in Ihre Hausplanung ein. Und auch, wenn Sie Ihr Minihaus später verkaufen möchten, haben Sie mit einem barrierefreien Hauskonzept einen größeren potentiellen Käuferkreis.
  • Kindersicherheit
    Wenn Sie eigenen Nachwuchs planen oder einfach nur Kinder zu Besuch haben werden, sollten Sie bereits jetzt an typische „Gefahrenzonen“ für Kinder, wo sie fallen und sich verletzen können, denken: In einem Tiny House sind dies die vielen Kanten und steilen Treppen. Übrigens: Auch für einen selbst sind Elemente wie ein sicheres Geländer wichtig – und baurechtlicherseits vorgeschrieben –, damit man sich im Notfall abfangen und stützen kann.
  • Gewerbliche Gästebeherbergung
    Wenn Sie Ihr Minihaus an Gäste vermieten wollen, müssen Sie weitere Maßnahmen einplanen: Auch Menschen, die nicht mit dem Haus vertraut sind, müssen sich zurecht- und gegebenenfalls sogar einen Notausgang finden können. Markierungen, die auf Dinge wie scharfe Kanten hinweisen, und Licht, das Stolperfallen sichtbar macht, helfen Unfälle zu vermeiden.

4 Strategien zur Beseitigung von Stolperfallen

Ein paar Überlegungen und Anschaffungen helfen dabei, sichere und barrierefreie Wohnräume zu entwerfen:

Strategie #1: Barrierefreie Grundrisse

Am leichtesten lässt sich Barrierefreiheit umsetzen, wenn man bereits bei der Planung des Minihauses daran denkt. Hier ist darauf zu achten, dass Maße wie die Türbreite an einen Rollstuhl angepasst werden und genügend Platz für Wendekreise besteht. Eine gute Lösung sind Minihäuser mit einem offenen Wohnkonzept, das sich durch möglichst wenige Wände und Schwellen sowie durch Schiebe- statt Drehtüren auszeichnet.

Selbst Tiny Houses können rollstuhlgerecht ausgebaut werden, wie das im folgenden Video von der Tischlerei Christian Bock realisierte Tiny House zeigt. Eine Rampe zum Eingang sorgt für einen barrierefreien Zugang:

Dieses Beispiel ist (noch) ein Einzelstück. Insofern kann es Sinn ergeben, wenn man bereits von vorneherein eine ebenerdige Variante eines Minihauses wählt. Bei doppelgeschossigen Altbauten gibt es auch die Möglichkeit, einen Außen- oder einen Homelift zu installieren. Auch Personen mit physischen Einschränkungen können so bequem das zweite Stockwerk erreichen. Wer Platz dafür hat, auf zwei Ebenen ein Bad einzurichten, kann bereits für das Alter vorplanen: die untere Ebene barrierefrei für eine Person und die zweite Ebene als Lebensraum für eine Pflegeperson oder zur Untervermietung.

Strategie #2: Verletzungsgefahr reduzieren

Auch im Alltag hilft es, wenn Sie die Verletzungsgefahr im Minihaus reduzieren. Dazu gehört es, Elemente, die auf Kopfhöhe befinden, mit abgerundeten Kanten zu versehen. Gibt es potentielle Stolperfallen, wie zum Beispiel bei einer Treppe, sollte an ihrem Ende nicht unbedingt ein Gegenstand stehen, der den Fall verschlimmern könnte. Eine Glasvitrine zum Beispiel, wäre in der Auffangzone denkbar ungünstig. Nach baurechtlichen Vorschriften müssen Treppen zudem mit den geeigneten Geländern, Kletter- und Fallschutz versehen sein. Die notwendigen Eigenschaften und Abstände kann man beim örtlichen Bauamt erfragen.

Strategie #3: Multifunktionelle Einrichtung

Da auch in regulären Häusern, insbesondere in Großstädten, der Wohnraum knapp bemessen ist, findet man in immer mehr Möbelhäusern bezahlbare Einrichtungsstücke, die für die Nutzung in kleinen Räumen entworfen sind. Multifunktionale Möbelstücke sparen Platz und schaffen damit mehr Bewegungsfreiheit. Auch schlaue Aufbewahrungsmöglichkeiten, die ansonsten verschwendeten Platz ausnutzen, wie das Innere von Treppenstufen, sind gute Möglichkeiten Raum zu sparen.

Strategie #4: Markierungen & Sichtbarkeit

Auch auf engem Raum kann man dafür sorgen, dass Gefahrenquellen schnell erkannt werden. Eine gute Lösung, insbesondere an steilen Treppen, sind LED-Bänder mit Bewegungssensor in den Fußleisten. An allen Elementen, die man eventuell bei Nacht und bei Notfällen erreichen muss, lohnen sich Leuchtelemente dieser Art. Für besonders hohe Sicherheit sollten diese auch bei Stromausfällen über Energie verfügen, beispielsweise über Batterien.

Möchte man ein Minihaus vermieten, sollte man speziell auf die Sicherheit der Mieter im Haus achten. Hier kann es – wie bereits erwähnt – sinnvoll sein, Notfallbeschilderungen anzubringen, um Fluchtwege und Ausgänge zu markieren oder auf Feuerlöscher und Verbandskasten hinzuweisen. So sind auch fremde Menschen in der Lage, trotz Panik bei einem Notfall die richtigen Handlungen durchzuführen.

Fazit

Minihäuser bieten individuellen Wohnraum für kleine Preise. Aufgrund der reduzierten Größe kommt es in manchen Bereichen jedoch häufig zu wenig Bewegungsfreiheit. Wer sein Minihaus barrierefrei einrichten möchte, beginnt deshalb am besten direkt bei der Planung des Grundrisses. Mit offenen Wohnflächen und multifunktionalen, platzsparenden Möbeln kann man mehr Raum schaffen, sodass auch ein Rollstuhl frei wendbar ist. Für die Sicherheit im Alltag lohnt es sich, Verletzungsquellen zu minimieren, indem Möbel und sonstige Einbauten keine scharfen Kanten haben. Durch LED-Lichter mit Bewegungssensor kann man auch bei schlechten Lichtverhältnissen für Stolperfreiheit sorgen.

Bildquellen: AndreyPopov / iStock.com (Bild 1), Elmer Canas / Unsplash (Bild 2), eseruyanik / iStock.com (Bild 3).

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