Nutztiere im Garten:
Laufenten zur Schneckenabwehr

Gastartikel von Robert Brungert – Zwar sind Tiny Houses nicht gerade dazu prädestiniert, darin Haustiere zu halten, aber wer einen Garten sein eigen nennt, braucht auf tierische Mitbewohner nicht zu verzichten. Wer genug Grünfläche hat und möglichst auch ein Gewässer, kann die Haltung von Laufenten in Erwägung ziehen. Diese legen viele Eier, fressen einem die Kleintiere weg und sehen geradezu drollig aus.

Schnecken sind eine Leibspeise aller Wirtschaftsenten, doch Laufenten verdrücken selbst Spanische Wegschnecken. Letztere sondern bitteren Schleim ab und bleiben anderen Schneckenfressern im Halse stecken, nicht aber den fleißigen Laufenten.

Solange der Garten wenigstens 500 m² bepflanztes Gelände vorweist, reicht es für ein Pärchen. Laufenten wollen schließlich nicht alleine sein, sie laufen gesellig umher und suchen Schnecken. Allerdings brauchen sie wie alle anderen Enten eine Wasserstelle, um sich rundum wohl zu fühlen. Ein kleiner Gartenteich würde schnell wie eine Schweinesuhle aussehen – Enten sind regelrechte Ferkel. Kleine Gewässer eignen sich nur mit befestigten Ufern oder als Teichwanne, die regelmäßig geleert und gesäubert wird. Perfekt ist es also, wenn Ihr Grundstück an einem größeren Teich, einem See oder einem Fluss liegt. Laufenten sind übrigens standorttreu und laufen nicht weg.

Zu bedenken ist aber auch, dass Laufenten nicht fliegen können. Zu langes und schnelles Laufen kann die Enten ebenfalls überfordern – welche dann im schlimmsten Fall tot umkippen. Jeder Fuchs, jeder andere genügend große Beutegreifer und jeder streunende Hund stellt somit eine Gefahr für Laufenten dar – Katzen dagegen nur für die Küken. Die Herausforderung besteht also darin, das Grundstück entsprechend zu sichern – was gerade im Fall von größeren Gewässern nicht immer möglich ist. In jedem Fall sollte den Laufenten für die Nacht jedoch ein fuchs- und mardersicheres Entenhaus zur Verfügung stehen.

Darf man überall Laufenten halten?

Gerade weibliche Enten sind laut und eine verschlammte Wasserstelle ist möglicherweise ein Hygienerisiko. Der ein oder andere Nachbar könnte also möglicherweise gegen die Haltung der Laufenten sein. Die rechtliche Lage stellt sich ganz ähnlich wie bei der Hühnerhaltung dar: Diese ist in Siedlungsgebieten erlaubt, solange kein Nachbar einen gesundheitlichen Schaden nimmt. Vorausgesetzt wird jedoch eine angemessene Haltung, Hygiene und eine zumutbare Lärmbelästigung. Deswegen entscheiden die Richter von Fall zu Fall auch einmal gegen den Tierhalter.

Besser ist es, vorab die Nachbarn und vielleicht auch das Bürgeramt zu fragen, ob etwas gegen die Haltung von ein paar Laufenten im betreffenden Wohngebiet spricht. Vom Bürgeramt erhält man auch Auskunft, wie diese Wasservögel der Tierseuchenkasse und dem Veterinäramt zu melden sind. Die Meldung ist generell verpflichtend – auch für die private Hobbyhaltung.

Wird einmal wegen der Vogelgrippe die Stallpflicht ausgerufen, müssen die Enten leider im Stall bleiben und dürften nur in eine überdachte Voliere. Da sich solch eine Stallpflicht – tritt sie einmal ein – in der Regel über Wochen hinzieht, ist es sinnvoll, den Entenstall prophylaktisch bereits eine Nummer größer als normalerweise nötig, sowie mit Voliere und ausreichend Platz für ein Wasserbecken zu planen.

Das mardersichere Entenhaus

Wer handwerklich geschickt ist, kann sich selbst an den Bau eines Entenhauses machen. Ambitionierte HeimwerkerInnen könnten das eigene Tiny House zum Vorbild nehmen und eine verkleinerte Kopie als Zuhause für die Laufenten anfertigen.

Pro Ente soll die Grundfläche wenigstens 1 m² betragen – mehr wäre besser. Ein ebenerdiger Bereich genügt den Enten bereits. Bleiben sie über Nacht im Entenhaus, müssen sie einen Wasserspender haben. Weil Trockenfutter andere Tiere anlocken kann, sollte es ebenfalls im Entenhaus stehen. Damit die Einstreu nicht in Futter- und Wassernapf landet, bietet es sich an, Letztere etwas höher zu positionieren. Die Einstreuschicht muss im Winter dicker sein: Tragen die Enten viel Wasser mit rein, wäre eine dünne Schicht aus saugenden Sägespänen und eine dicke Schicht aus Stroh gut.

Während den Enten im Sommer eine vor Sonne und Zugluft schützende Bretterkiste bereits genügen würde, sollte der Entenstall im Winter gedämmt sein. Eine einfache Möglichkeit wäre, ein altes Gartenhaus von innen mit Dämmstoff, Dampfbremse und einer Beplankung mit OSB-Platten auszukleiden. Im Bodenbereich ist auf Feuchtigkeitsbeständigkeit zu achten. Hierfür kommen Siebdruckplatten infrage, alternativ lässt sich ein Flüssigkunststoff auftragen, der sonst für Fußböden verwendet wird – oder die unteren 50 Zentimeter müssen mit einem anderen feuchtichkeitsresistenten Material ausgekleidet werden.

Genau wie Hühner brauchen Enten frische und trockene Luft, vertragen aber keine Zugluft. Es muss deswegen eine einstellbare Luftöffnung geben. Solange immer etwas Luft durch die Ententür nachströmt, die deswegen vom Schlafbereich entfernt liegen muss, reicht eine einstellbare Öffnung im Giebel. Die aufsteigende, feuchte Warmluft kann dort entweichen. Wichtig bleibt, dass Luftöffnungen und andere Schwachstellen mit Marderdraht gesichert werden.

Auch die Ententür muss zum Schutz gegen Marder zumindest über Nacht sicher schließen und soll im Winter weitgehend luftdicht sein. Es gibt neben automatischen Hühnerklappen auch Ententüren. Laufenten werden bis über 70 cm groß, von der Höhe würde für sie daher eher eine Gänseklappe passen. Die gängigen automatischen Entenklappen aus Metall stellen allerdings eine Wärmebrücke im Winter dar, weswegen sich spätestens im Herbst der Austausch gegen eine gedämmte Tür anbieten kann. Wer jedoch immer zum zeitigen Vormittag und Abend zugegen ist, kann auch eine simple Holzklappe als Ententür nutzen und diese manuell öffnen und schließen. Ein abendlicher Kontrollgang ist ohnehin anzuraten.

Laufenten im Garten

Im Idealfall wird eine Ente und ein Erpel oder eine Gruppe mit mehreren Paaren gehalten – die Fläche muss hierfür jedoch groß genug sein. Enten fressen auch mal ein Salatblatt, lassen den Gemüsegarten aber weitgehend in Ruhe. Zur Sicherheit – schon auch aus hygienischen Gründen – sollten Gemüsebeete jedoch mit einem niedrigen Zaum umzäunt werden oder die besonders schmackhaften Pflanzen kommen in das Hochbeet.

Bei Laufenten besteht das Problem weniger darin, dass sie alles wegfressen, sondern, dass die eifrig suchenden Enten die frische Saat und aufgehenden Triebe niedertrampeln. Diese wären also wenigstens in der Anfangszeit zu schützen. Dann aber sind Laufenten sehr effektiv gegen Schnecken und auch unterhaltsam.

Sie brauchen auf dem ganzen Gelände hier und da eine kleine Wasserstelle, denn sie greifen die Schnecke, laufen zum Wasser, baden diese und lassen sie anschließend genüsslich heruntergleiten. Ohne Wasser verschlucken sie sich und ersticken im schlimmsten Fall. Die Wasserstellen sind regelmäßig zu reinigen, da Laufenten täglich frisches Wasser benötigen.

Neben den Kleintieren brauchen Laufenten eine saftige Kräuterwiese, die für ein Entenpaar mindestens 10 m² groß sein muss. Durch frisches Grünfutter, Reste aus dem Gemüsegarten und Körnerfutter werden sie mit Mineralien und Vitamine versorgt. Wenn sie im Winter kaum noch Kleintiere finden, muss im Futter eine Proteinquelle sein. Enten benötigen jedoch etwas weniger Protein als Hühner, weswegen ein spezielles Entenfutter perfekt ist. Im Sommer reichen dagegen bereits geschrotete Körner.

Auch gekochtes Wurzelgemüse mit geschroteten Körnern und Molke wird als Breifutter gut angenommen. Bleiben einmal Reis oder Nudeln (ohne Soße) über, freuen sich die Enten ebenfalls. Ein solches Feuchtfutter wird am besten in einem Steintrog angeboten, der sich schnell reinigen lässt. An der Futterstelle legt man zugunsten der Hygiene am besten einige alte Terrassenplatten aus. Diese lassen sich gut säubern und bleiben selbst in regnerischen Zeiten begehbar.
Apropos Hygiene: Da die Entenklekse bei Laufenten sehr flüssig sind, reicht bereits ein kurzer Regenschauer, um sie in den Boden zu spülen.

Entenhaltung und Kinder: Was ist zu beachten?

Genau wie für Hühner lassen sich Kinder auch für Enten begeistern. Das Füttern der Enten kann gut Kindern übertragen werden. Auch wenn die Kinder den Laufenten regelmäßig nur ein paar Kleinigkeiten geben, wecken sie ihr Interesse. Laufenten können dann genau wie andere Tiere sehr anhänglich werden. Wichtig ist natürlich, dass die Enten nicht gejagt oder anderweitig gestresst werden.

Ein Erlebnis ist es für Kinder, wenn sie die Eier der Laufenten einsammeln dürfen. Wer das Einsammeln im Frühjahr vernachlässigt, hat auf dem vollen Gelege schnell die Laufente sitzen – und wenig später eine Schar Küken.

 

Frisch eingesammelt sind die Eier genießbar. Es gibt nur eine Vorsichtsmaßnahme: Enteneier sollen wenigstens für 10 Minuten gegart werden, ob im kochenden Wasser oder im Kuchen. Wassergeflügel lässt sich einen Befall mit Salmonellen nicht leicht anmerken, weswegen die Eier zum Überträger werden können. Ein Durchgaren senkt das Risiko auf Null.

Fazit: Dass sie Schnecken fressen und Eier legen, macht Laufenten zu sehr nützlichen Haustieren für große Gärten. Am befriedigendsten ist aber vielleicht ihr Anblick, wenn sie durch den Garten flitzen, ihre Schnecke baden und dann heruntergleiten lassen.

Über den Gastautor

Robert Brungert gehört zum Team des Gemeinschafts-Projektes Huehner-Hof.com. Huehner-Hof.com ist ein Online-Portal, welches neben Hühnern auch die Haltung von Wachteln, Enten und Gänsen zum Thema hat. Nicht nur die meisten alten Hühnerrassen wären ohne private Züchter bereits wieder ausgestorben, sondern auch Enten- und Gänserassen. Dabei bringt jede Rasse ihre Besonderheiten mit oder ist an eine gewisse Region beziehungsweise Haltungsform besonders gut angepasst. Selbst wenn diese Rassen meistens keinerlei wirtschaftlichen Nutzen mehr haben, bleiben sie der Genpool für künftige Kreuzungen oder Hybridrassen. Nicht zuletzt sind Enten schöne Tiere, deren Rassenerhalt allein schon deswegen lohnt. Dazu will das Team von Hühner-Hof.com anregen.

Bildquellen: Andrei Stratu / Unsplash (Bild 1), Grzegorz Chrupała (Bild 2; CC BY-SA 3.0), rihaij / Pixabay (Bild 3), Michael Anfang / Unsplash (Bild 4).

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