Nachhaltig(er) wohnen:
Von der Vision zur Umsetzung

Der Corona-Lockdown wird den meisten unter uns Anlass zum Nachdenken dazu bieten, wie wir wirklich leben wollen: Was ziehen wir an Positivem aus der aktuellen Situation? Was vermissen wir? Wie möchten wir unser Leben zukünftig nachhaltiger gestalten? Diese Überlegungen können alle Facetten des Lebens betreffen – allen voran aber sicher unsere Beziehungen zu anderen Menschen, unsere Arbeits- und unsere Wohnsituation.
Die geringsten Einschnitte in den gewohnten Alltag werden vermutlich die unter uns spüren, die den Traum vom eigenen Minihaus schon realisiert haben, bereits mehr oder weniger regelmäßig vom Homeoffice aus gearbeitet haben und gute nachbarschaftliche Kontakte pflegen. Trotz oder gerade wegen Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperre ließ sich die Ruhe, die sich überall einstellte, bei so einem Setting zeitweise sogar genießen.

Für diejenigen unter Ihnen, die in der aktuellen Situation ein starkes Bedürfnis nach Veränderung – insbesondere bezüglich des Wohnumfelds – wahrgenommen haben, möchten wir heute ein paar Anregungen geben, um die aktuelle Krisensituation konstruktiv zu nutzen …

Stufe 1 – Überblick verschaffen

Wenn Ihre Idee von einer räumlichen Reduzierung bisher noch vage ist und Sie also noch keine konkreten Vorstellungen davon haben, wie Ihr zukünftiges Zuhause aussehen beziehungsweise welchen Anforderungen es genügen soll, dann empfehlen wir Ihnen neben der Lektüre unserer Themenblöcke zu den unterschiedlichen Minihaus-Typen folgende Informationsquellen:

Kevin Rechsteiner, „Tiny House – Das grosse Praxisbuch“ (erschienen im AT Verlag, € 29,90)
Dieses Werk ist unserer Meinung nach das bisher beste Sachbuch zum Thema auf dem deutschsprachigen Markt – qualitativ hochwertig was sowohl den Inhalt als auch Layout und Verarbeitung betrifft. Das 224 Seiten umfassende Hardcoverbuch bietet eine Einführung in zehn verschiedene Arten von Kleinwohnformen (vom Tiny House über Earthships bis zur Jurte), beinhaltet Portraits von 19 Wohnobjekten und ihren Erbauern respektive ihren Bewohnern, und ist ansonsten ein wahrer Fundus an Informationen zum Bau, zur Ausstattung und zum Betrieb eines solchen Minihauses. Die zahlreichen ansprechenden Bilder ergänzen die Ausführungen in idealerweise und machen das Buch zu einem Coffee Table Book, bei dem allein schon das Durchblättern eine Wonne ist.

„Warum scheitern so viele Tiny-House-Projekte?“ (kostenloses Webinar)
Ebenfalls zur Orientierung nützlich ist die Teilnahme an einem der kurzweiligen Webinare, die Livee-Gründer und Tiny-House-Coach Christian Brecht anbietet. Auch in diesen geht es zuerst einmal um die Differenzierung der unterschiedlichen Wohnformen, um die Auswahl eines geeigneten Anbieters sowie um Grundlagen zur Grundstücksuche und in Verbindung hiermit zum Baurecht.
Warum scheitern viele Tiny-House-Projekte also bereits im Vorfeld? Christian Brecht sieht die Gründe darin, dass sich die betreffenden Bauherren in spe nicht zielgerichtet genug auf ihr Projekt vorbereiten. Mit seinen Webinaren möchte er einen Leitfaden für eine erfolgversprechende Herangehensweise anbieten.

Stufe 2 – Haustypen und Hersteller eingrenzen

Beim Durchlaufen von Stufe 1 sind Sie sich vermutlich darüber klar geworden, welche Art von Kleinwohnform Ihrem Geschmack und Ihren Bedürfnissen am ehesten entspricht: stationär, transportabel oder sogar mobil? Nun geht es darum im entsprechenden Marktsegment die für Sie passenden Angebote herauszufiltern – ggf. nach ökologischen Kriterien, nach dem Bedarf an Wohnfläche und nicht zuletzt auf Basis des Preises. Hierfür finden Sie auf unserer Website Informationen zu einer Vielzahl von Anbietern, Sie können sich aber auch hierbei im Rahmen einer individuellen Beratung (buchbar über Livee) bei diesem Prozess an der Hand nehmen lassen.
Auf dieser Stufe sollte es erstmal nur um eine Vorauswahl von 2-3 infrage kommenden Anbietern gehen. Wir empfehlen Ihnen zuerst einmal davon abzusehen, von den Herstellern Ihrer Wahl Informationen anzufordern, solange Sie noch keinen Baugrund in Aussicht haben – in der Regel bleiben solche Anfragen ohnehin unbeantwortet. Machen Sie sich also zuerst einmal auf die Suche nach einem Grundstück!

Stufe 3 – Auf der Suche nach einem Grundstück

An die Grundstücksuche muss ähnlich planvoll herangegangen werden, wie an die Auswahl des passenden Haustyps: Machen Sie sich Ihre Bedürfnisse bewusst! Wollen Sie in Gemeinschaft oder vollkommen unabhängig wohnen? Sind Sie durch Ihre Arbeit an einen bestimmten Standort gebunden oder unabhängig in Bezug auf die Wahl des Wohnorts? All diese Fragen – und natürlich persönliche Vorlieben für bestimmte Regionen – können helfen, den Radius für eine Grundstücksuche zu bestimmen. Auch wenn Sie ortsunabhängig sind und nur ein sehr begrenztes Budget zur Verfügung haben: Machen Sie Ihre Auswahl nicht vorrangig von der Höhe der Grundstückspreise abhängig! Ein Gefühl von (Wahl-)Heimat kann nur aufkommen, wenn Sie sich mit den Menschen um Sie herum wohlfühlen, wie sie reden und ticken. Auch wenn Sie Mitglied einer bunt zusammen gewürfelten Tiny-House-Initiative werden, spielt es eine Rolle, ob Ihnen der Menschenschlag in dieser Region sympathisch ist.

Wenn Sie sich für eine Region bzw. eine Stadt entschieden haben, schauen Sie sich hier nach Gemeinschaftsprojekten um oder, für ein unabhängiges Bauvorhaben, nach freien Baugrundstücken – Informationen zu Baulücken erhalten Sie zum Beispiel im Katasteramt. Die Wahl des Standortes entscheidet mit darüber, welche Art von Minihaus Sie dort bauen dürfen. Insofern sollten Sie die Vorgaben der betreffenden Gemeinde und Ihre Baupläne aufeinander abstimmen. Dies wird die erfolgreiche Umsetzung Ihres Minihaus-Projektes ungemein erleichtern.

Nachhaltig(er) leben im Minihaus

Sie haben sich den Traum vom eigenen Minihaus bereits erfüllt, merken aber angesichts der aktuellen Situation, das in puncto Nachhaltigkeit noch viel Luft nach oben ist? Dann empfehlen wir Ihnen – auch wenn es aufgrund des Betriebs dieser Website paradox erscheinen mag – so wenig Zeit wie möglich online zu verbringen, und stattdessen den Fokus auf Möglichkeiten zur Selbstversorgung oder auf DIY-Projekte zu richten. Nichts erdet so gut und ist so befriedigend wie Garten- und handwerkliche Arbeit. Auch wer jetzt das Glück hat, sich bereits auf das Abenteuer „Gartenhühner“ eingelassen zu haben und sich in diesen Wochen über Nachwuchs freuen konnte, wird bestätigen können, das es kaum etwas anderes gibt, was auf so schöne Weise von dem derzeit alles bestimmenden Thema „Corona“ ablenken kann.

Selbst wenn die Digitalisierung in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen ein Segen zu sein scheint: Wir machen uns selten bewusst, was für einen enormen Ressourcenverbrauch wir durch unser Online-Verhalten haben.

Bildquellen: Skitterphoto / Pexels (Bild 1), Helena Lopes / Pexels (Bild 2), THCUG (Bild 3)

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