Einige mögen die Anonymität der Großstadt noch immer als Vorteil empfinden, doch immer mehr Menschen suchen nach alternativen Wohnformen, um eben dieser zu entfliehen. Dies ist womöglich ein Grund, warum das sogenannte Cohousing auch hierzulande immer mehr Projektträger und Anhänger findet. Doch was steckt eigentlich hinter diesem aus Dänemark stammenden Wohnprinzip?
Cohousing – Wohnen in der Gemeinschaft
Unter Cohousing versteht man eine Wohnsiedlung, die sich um großzügig gestaltete Gemeinschaftseinrichtungen herum zentriert. Diese Einrichtungen bestehen in der Regel aus einer Gemeinschaftsküche, diversen Aktivitätsräumen und einem gemeinschaftlichen Garten. Abhängig von den Bedürfnissen der Bewohner, können weitere Räume wie eine Bibliothek, ein Veranstaltungsraum oder verschiedene Werkstätten hinzukommen, denn nach der durch einen Architekten betreuten Konzeptions- und Planungsphase obliegt die Bewirtschaftung und der Ausbau der Cohousing-Siedlung den Bewohnern. Dies mündet bei vielen Cohousing-Initiativen in zahlreichen Veranstaltungen und Aktivitäten wie der gemeinschaftlichen Gartenarbeit oder gemütlichen Filmabenden in großer Runde. Ziel solcher Siedlungen ist es das Miteinander zu fördern und eine Atmosphäre nachbarschaftlicher Verbundenheit zu schaffen.
Aktives Gemeinschaftsleben erwünscht – Jeder bringt sich ein
Viele Cohousing-Bewohner berichten mit Begeisterung vom einladenden Sozialleben in den Siedlungen. So können gerade Alleinerziehende, Familien mit Kindern oder ältere Menschen auf die Unterstützung der Nachbarn zählen. Aufgaben wie Kinderbetreuung, Einkaufen oder Kochen werden in der Gemeinschaft organisiert und auf viele Köpfe aufgeteilt, sodass für den Einzelnen mehr Freizeit bleibt. Dabei gilt das Motto: Alle können mitmachen, müssen aber nicht. Niemand wird zu etwas gezwungen.
Menschlich gesehen hat diese Form des Zusammenlebens viele Vorteile. Jeder kann seine Fähigkeiten und sein Wissen in die Gemeinschaft einbringen. Dadurch erhalten auch vermeintlich schwächere Mitbewohner das Gefühl gebraucht zu werden. Ein Gefühl, das für die seelische Gesundheit nicht unwesentlich ist.
Zusammen sparen – Die finanziellen Vorzüge
Cohousing hat nicht nur soziale Vorteile, sondern bietet auch in finanzieller Hinsicht einige Vergünstigungen. Die Gemeinschaften verfügen beispielsweise über Autos, die sich die Bewohner leihen können, wenn sie es benötigen. Die Kosten dafür werden aufgeteilt.
Kostspielige Baumaßnahmen wie die Installation einer modernen Heiz- oder Solaranlage zur Strom- und Wärmeerzeugung können effizienter geplant und preisgünstiger errichtet werden, da sie für mehrere Häuser konzipiert werden.
Wo gibt es Cohousing-Siedlungen?
Seinen Ursprung hat das Konzept des Cohousing in Dänemark, daher existieren vor allem in Nordeuropa einige Cohousing-Siedlungen. Ein weiteres „Ballungsgebiet“ sind die USA mit rund 80 realisierten Siedlungen und weiteren in Planung. In Deutschland und Österreich ist Cohousing, abgesehen von wenigen Beispielen wie Pomali in Niederösterreich, ein bisher noch relativ unbekanntes Konzept. Die steigende Nachfrage nach frei werdenden Wohnungen in den vorhandenen Cohousing-Siedlungen und die vielen einschlägigen Einträge in den verschiedenen Projektbörsen wie z.B. des FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V. oder von wohnprojekte-portal.de lassen allerdings auf ein zunehmendes Interesse am gemeinschaftlichen Leben schließen.
Cohousing lässt sich mit Häusern ganz unterschiedlicher Größen realisieren – vom Tiny House bis zum Mehrgenerationenhaus. Je nach Lebenssituation bieten sich unterschiedliche Haustypen an. Ein gutes Cohousing-Konzept berücksichtigt dies und kombiniert verschiedene Haustypen. Da der Cohousing-Gedanke nicht nur soziale Aspekte einschließt, sondern auch Ökologie und Nachhaltigkeit berücksichtigt, werden die Häuser in der Regel in Holzbauweise errichtet. Anders als bei vielen Ökodörfern handelt es sich dabei jedoch nicht um Marke „Eigenbau“, sondern um die Arbeit von Architekten und Zimmereibetrieben oder auch von Fertighausanbietern. Ob das Siedlungsbild modern oder eher ländlich-rustikal aussehen soll, spielt dabei keine Rolle und bleibt der jeweiligen Initative (und dem Bebauungsplan) überlassen. Und wer sich in Bauratgeber-Portalen wie HausXXL einmal durch die Liste der Holzhausanbieter und deren Haustypen klickt, wird feststellen, wie modern selbst Blockhäuser daherkommen können …
Bildquelle: Earthsong Eco-Neibourhood, Neuseeland (Bild 1), Yuri Arcurs (Bild 2), Outlook Land Design, Canada (Bild 3), Honka Haustyp Lokki, 96qm/HausXXL.de (Bild 4)