Baumhaus-Bau in Papua-Neuguinea

In Papua-Neuguinea gibt es ein indigenes Volk, das von jeher in Baumhäusern hoch in den Baumkronen lebt. Zum einen hat dies ganz pragmatische Gründe, wie den Schutz vor Raubtieren und Insekten, die in Bodennähe leben, sowie vor dem Angriff von Feinden; die Baumhäuser sind für das Volk aber zugleich auch Ausdruck seiner Fertigkeiten, sich im Dschungel zu behaupten, und die Höhe, in der ein Baumhaus errichtet wird, auch eine Prestigefrage. Dieses Volk sind die Korowai, Waldnomaden, die im westlichen, überwiegend sumpfigen Teil von Neuguinea leben und dort ihre Baumhäuser bevorzugt auf hohen Ufern, der sich durch den Dschungel schlängelnden kleinen Flüsse bauen.

Auf Neuguinea gibt es die größten zusammenhängenden Urwälder der Erde. In diesen leben die die Korowai, wodurch eine natürliche Isolation gegeben und das Volk noch völlig in seiner jahrtausendealten Lebensweise verhaftet ist; ohne Werkzeug aus Metall zum Beispiel. Die Männer gehen immer noch mit Pfeil und Bogen auf die Jagd, bauen Fallgruben und klettern auf der Suche nach Nahrung auf Bäume, der Stamm betreibt aber auch Wanderfeldbau.

Ihre Baumhäuser bauen sie in Höhen von bis zu 50 Meter. Hilfsmittel für den Baumhaus-Bau sind Steinäxte und Knochenmesser, die Konstruktion der Baumhäuser besteht aus geschlagenen dünneren Stämmen und Ästen, Palmwedel bieten Regenschutz, Baumrinde wird als Fußboden ausgelegt, handgedrehte Seile und Lianen werden zur Verbindung der Elemente verwendet.

Der Bau eines Baumhauses bei den Korowai (Ausschnitt aus BBC „Human Planet – Jungle“, 7’20“):

Ein Baumhaus bietet Raum für Familien mit bis zu acht Personen, wobei strikte Geschlechtertrennung vorherrscht. Ein typisches Korowai-Baumhaus besteht aus getrennten Bereichen für Männer und Frauen, zwei Feuerstellen und zwei Veranden. „Baumhaus“ und „Feuerstelle“ scheint sich auf Anhieb auszuschließen, die Korowai haben für den Brandschutz jedoch eine simple Lösung: Die Feuerstelle besteht aus Ästen und Rinde, ist mit Lehm ausgekleidet und über einem Loch im Hüttenboden festgebunden. Bei Brandgefahr werden die Schnüre gekappt, wodurch die Feuerstelle durch das Loch hinunter auf die Erde fällt.
Aufgrund der verschiedenen Räume hat das Baumhaus eine entsprechend große Grundfläche. Abgestützt wird das Baumhaus daher von unten aus dünneren, geschlagenen Stämmen gewonnenen Pfosten. Der Zugang zum Haus erfolgt je nach Höhe in der sich das Baumhaus befindet, durch einen langen, mit Trittkerben versehenen Pfahl oder eine Art Leiter.

Die Bäume um das Baumhaus werden meist gerodet: einerseits zur Gewinnung von Baumaterial und für den Feldbau, andererseits bietet die Lichtung zusätzlichen Schutz, da sich nähernde Feinde schneller bemerkt werden. Die Höhe, in die ein Baumhaus gebaut wird, ist nicht nur eine Frage des Ansehens der Familie, sondern kann auch zeigen, ob sich der Stamm in einer Friedens- oder Kriegssituation befindet: In Friedenszeiten wird gewöhnlich in Höhen von 10 bis 25 Metern gebaut, bei Angriffsrisiko jedoch bis zu 50 Meter hoch.
Im feuchten Tropenklima verfaulen die Baumhäuser schnell oder werden von Insekten zerfressen. Daher baut eine Korowai-Familie in der Regel alle drei bis fünf Jahre ein neues Baumhaus.

 


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Bildquelle: Gudkov Andrey / Shutterstock (Foto).

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