Andere Länder, andere Fenster
Fenster, die nach außen aufgehen
In Deutschland sind wir so sehr an die gängigen Dreh-/Kippflügelfenster gewöhnt, dass manch einer bei der Frage nach dem idealen Fenster für Tiny Houses erst mal stutzen mag. Was für eine Frage? Solide soll das Fenster halt sein, einbruchsicher und wärmedämmend. Fast alle Fensterhersteller haben auch kleine Fenstergrößen im Programm oder fertigen nach individuellen Maßen, sodass auch für die kleinsten Häuschen passende Fenster gefunden werden können. Und was Wärmedämmung und Sicherheit betrifft so lassen Fenster „made in Germany“ in der Regel auch nichts zu wünschen übrig: Von der Zwei- oder gar Dreifachverglasung bis hin zu robusten Beschlägen werden alle Erwartungen an die Qualität erfüllt. Auch wer die alten Fenster eines kleinen Häuschens auf den neuesten Stand bringen will, kann Isolierverglasung bestellen und einsetzen (lassen), sowie ausgeleierte Beschläge und Griffe erneuern. Wieso stellt sich also überhaupt die Frage nach den passenden Fenstern für ein Tiny House?
Auch wenn wir hierzulande nun mal an die nach innen öffnenden Dreh-/Kippflügelfenster gewöhnt sind, lässt sich nicht verleugnen, dass diese etwas unpraktisch sind, wenn im Inneren des Häuschens wenig Raum zur Verfügung steht. Die bei offenem Fenster nach innen stehenden Fensterflügel sind dann schnell mal im Weg. Ganz zu schweigen davon, dass das Fensterbrett innen nicht als Ablagefläche – wie z.B. Standplatz für Küchenkräuter – dienen kann. Wenn Platz Mangelware ist, dann führt das bei nach innen öffnenden Fenstern auch gerne mal dazu, dass zu wenig gelüftet wird, weil man erst den Platz vor dem Fenster freiräumen müsste … Nicht gut. Was ist also die Alternative? Schauen wir doch mal ins Ausland:
Schiebefenster und nach außen öffnende Fenster
In England und den USA sind Vertikalschiebefenster sehr verbreitet. Diese stellen für den Einbau in Tiny Houses eine gute, platzsparende Lösung dar. Für Oberlichter bieten sich die auch für Wohnmobile gebräuchlichen horizontalen Schiebefenster an.
Für Nord- und Südamerika typisch sind auch die sogenannten „Casementfenster“, bei denen mit Hilfe eines Kurbelöffners ein Drehflügel nach außen geöffnet wird.
Nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren die H-Fenster in Schweden und Dänemark: Diese lassen sich durch H-Beschläge vertikal nach außen aufschwingen und praktischerweise zum Putzen damit auch wenden. In Holland kennt man dagegen Flügelfenster, die nach außen öffnen.
Die Vorteile nach außen öffnender Fenster
Im Gegensatz zu den nach innen öffnenden Fenstern können die Fenster unserer skandinavischen Nachbarn geöffnet werden, ohne dass zuvor die Fensterbank leer geräumt werden muss. Auch das Lüften geht effektiver von statten: Bei gekipptem Fenster entweicht oben die warme, verbrauchte Luft nach außen, während unten frische Luft einströmt. Bei Wind wird das Fenster gegen den Rahmen gedrückt und dadurch umso besser abgedichtet, wohingegen es bei unseren nach innen öffnenden Fenstern zugig werden kann, wenn der Wind dagegen drückt. Bei den möglichen Schneemassen in Skandinavien ist die Öffnungsrichtung nach außen ebenfalls von Vorteil, da die Schneelast das Fenster nicht aufdrücken kann.
Auch ohne diese extreme Witterung kann man sich nun fragen, warum es – abgesehen von den Küstengebieten im Norden – bei uns keine nach außen öffnenden Fenster gibt. Vielleicht hat einer unserer Leser eine einleuchtende Erklärung bzw. jennt die geschichtlichen Hintergründe. Dann freuen wir uns über einen entsprechenden Beitrag im Kommentarbereich. Wer in seinem Minihaus die Vorteile nach außen öffnender Fenster genießen möchten, kann sich für Bezugsquellen an die schwedischen Hersteller Elitfönster und Trarydfönster wenden oder alternativ auf hierzulande erhältliche Schwingfenster mit mittiger, horizontaler Drehachse zurückgreifen.
Bildquellen: Houzz.de (Bild 1+2), Nordhus.de (Bild 3 + Animation).