Ökologische Dämmstoffe aus dem Meer (2)
Wie bereits im ersten Teil von „Ökologische Dämmstoffe aus dem Meer“ erläutert, ist Seegras ein Dämmstoff, der interessant sein kann, wenn man sein Haus selber bauen oder ökologisch renovieren möchte. Nun wird aber nicht nur aus den Blättern des schon erwähnten Gemeinen Seesgrases (Zostera marina) Dämmstoff gewonnen, sondern auch aus den Fasern des Neptungrases (Posidonia oceanica).
Wer schon einmal an den Stränden des Mittelmeers spaziert ist, wird sie kennen, die kleinen faserigen Pompons, die an Land gespült werden: die Seebällchen, auch Neptunbällchen oder Gamsballen genannt. Diese bestehen aus abgerissenenen und auf dem Meeresgrund durch die Strömung rundgewalkten Rhizomfasern des Neptungrases.
Das Neptungras wächst in Seegraswiesen im Flachwasser bis in 40 Meter Tiefe an bewegten bis leicht geschützten Standorten in feinem Sand mit guter Wasserzirkulation. Diese Seegraswiesen sind nicht nur Grundlage bedeutender Ökosysteme im Mittelmeer, indem sie Brutraum für viele Fische bieten und Küsten vor Erosion schützen, sondern Seegras kann auch bis zu fünfmal soviel CO2 in Sauerstoff umwandeln wie z.B. Regenwald.
Aus dem „Strandgut“, den Seebällchen, entwickelte der Karlsruher Architekturprofessor Richard Meier einen Dämmstoff und ließ ihn unter dem Namen NeptuTherm®* patentieren.
In verschiedenen Mittelmeerländern werden die an den Strand gespülten Seebällchen von einheimischen Arbeitskräften eingesammelt, vollständig an der Sonne getrocknet und dann per Bahn, per Schiff und (nur wo unvermeidbar) per LKW nach Deutschland transportiert. Dort wird aus den Bällchen durch Auseinanderzupfen der Fasern ein loser, schütt- und einblasfähiger Dämmstoff hergestellt.
Was das Neptungras als Dämmstoff so interessant macht, ist, dass es die gesetzlichen Anforderungen an den Brandschutz und Schimmelschutz ohne jegliche Zusätze erfüllt. Dies liegt nicht etwa an einem hohen Salzgehalt, sondern an den silikathaltigen Faserstrukturen. NeptuTherm® ist völlig frei von gesundheitlich bedenklichen Inhaltsstoffen und Emissionen, was diesen Dämmstoff ideal auch für Allergiker und selbst MCS-Betroffene macht.
Für die Herstellung des Dämmstoffs muss kaum Energie eingesetzt werden. Der Primärenergieverbrauch für Transport und Verarbeitung (Einblasung auf der Baustelle inbegriffen) beträgt bei NeptuTherm® lediglich 50 kWh/m3, was deutlich weniger als bei anderen Dämmstoffen ist. Mit 2.502 kJ/kgK haben die abgestorbenen Fasern des Neptungrases eine um etwa 20 % höhere spezifische Speicherkapaität (c-Wert) als die auf dem Markt führenden Dämmstoffe.
Ökologisch denkenden Bauherren wird auch gefallen, dass dieser natürliche Dämmstoff bei einem Rückbau, sofern er nicht in einem anderen Gebäude zur Dämmung wiederverwendet werden soll, zwar, da von Haus aus verrottungssicher, nicht kompostiert werden, jedoch einfach zur Auflockerung des Bodens unter die Gartenerde untergemischt werden kann. Eine denkbar einfache Entsorgung mit doppeltem Nutzen.
Die Eigenschaften von NeptuTherm® im Überblick:
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NeptuTherm® eignet sich zur Dämmung für alle Arten von Holzkonstruktionen, für Dachstühle, Fassaden, Wände, Böden und Decken. Es kann gestopft, geschüttet und eingeblasen werden. Bei einem Preis von € 28,00 pro m² zzgl Mwst. bei 20 cm Dämmstärke ist das Dämmen mit Neptungras zwar nicht die günstigste Lösung, seine physikalischen, ökologischen und baubiologischen Eigenschaften machen dieses Dämmmaterial dennoch zu einem der interessantesten, dass es derzeit auf dem Markt gibt. Weitere Infos zu NeptuTherm® auf www.neptutherm.de
Bildquellen: Martino A. Sabia / Wikimedia Commons (Bild 1; CC BY-SA 2.0), Gronk / Wikimedia Commons (Bild 2; CC BY-SA 2.0), Travus / Wikimedia Commons (Bild 3; CC-BY-SA-3.0).