Ballastfrei wohnen:
Vom Umzug ins (und mit dem) Minihaus
Wie viele Dinge besitzt man, die eigentlich gar nicht benötigt werden? Wer in einem großen Haus mit Kellerabteilen oder Speicher wohnt, neigt dazu, unnütze Sachen aufzuheben und sie gegebenenfalls „erstmal“ in den Keller oder auf den Dachboden zu räumen. Vor einem Umzug ins Minihaus sollte jedoch ausgemistet werden – zumindest wenn man sich das Einlagern all dieser Habseligkeiten in einem Selfstorage sparen möchte. Und ab da wohnt es sich dann gleich viel (im wahrsten Sinn des Wortes) unbeschwerter …
Vor dem Umzug ins Minihaus: erstmal ausmisten
Ausmisten statt Aufheben heißt die Devise, wenn es vom Einfamilienhaus oder von der großzügigen Eigentumswohnung ins Minihaus gehen soll. Die Kunst besteht darin, diese Notwendigkeit nicht als Einschnitt, sondern als Grundlage für das eigene Wohlbefinden zu betrachten und lediglich dem wirklich Wesentlichen Platz im zukünftigen Leben einzuräumen. Immerhin: Viele unserer Besitztümer sind „einfach da“, stehen aber oftmals über viele Jahre ungenutzt herum – und belasten uns unterschwellig. Dass mit dem Umzug in ein Minihaus der Umstand einhergeht, sich von Dingen trennen und seinen Hausrat auf das Wichtigste reduzieren zu müssen, ist also nicht unbedingt von Nachteil: Menschen, die diesen Schritt bereits hinter sich haben, berichten dass sie die Trennung von diesen überflüssigen Habseligkeiten als Befreiungsschlag empfunden haben und sich seitdem glücklicher fühlen.
Der Umzug mit dem Minihaus
Der Vorteil kleiner Häuser wird oft darin gesehen, dass sie (mutmaßlich) günstiger als konventionelle Einfamilienhäuser sind. Dies ist jedoch nicht unbedingt der Fall: Da beim Hausbau der Großteil der Herstellungskosten „auf den ersten Quadratmetern“ entstehen – das heißt, bei der unverzichtbaren Ausstattung – liegt der Quadratmeterpreis bei kleinen Häusern im Durchschnitt höher als bei großen. So kommt es, dass man Fertighäuser „von der Stange“ mit um die 100 Quadratmetern Wohnfläche zum gleichen Preis wie ein komfortables Tiny House mit 20 oder 30 Quadratmetern bekommen kann. Was dennoch für Minihäuser spricht, ist einerseits die Reduzierung auf das Wesentliche (und das bereits beschriebene, damit einhergehende Wohlgefühl) und andererseits – wie im Fall von Tiny Houses „on Wheels“ und Modulhäusern – die geringere Ortsgebundenheit: Sowohl die kleinen, auf Trailern aufgebauten Tiny Houses wie auch die transportablen Wohnmodule können bei Bedarf mit umziehen.
Auch wenn Tiny Houses „on Wheels“ auf einem Fahrgestell aufgebaut sind, ist mit ihnen ein Umzug über eine größere Distanz nicht unbedingt einfacher als mit einem Modulhaus: Tiny Houses benötigen auf der Straße ein kräftiges Zugfahrzeug, das Ziehen und Rangieren eines solchen Anhängers will gekonnt sein und nicht zuletzt muss der Innenausbau des Tiny Houses entsprechend ausgelegt sein (ansonsten können durch Erschütterungen und Verwindungen die Verfugungen Risse bekommen, was in der Folge z.B. im Bad zu Wassereintritt und verstecktem Schimmel führen kann).
Modulhäuser sind dagegen so konstruiert, dass sie problemlos mit einem Tieflader (auf den sie mit einem Autokran gehoben werden) von Ort zu Ort transportiert werden können. Noch einfacher geht das im Fall von Wohnmodulen, die auf einer Wechselbrücke aufgebaut sind – diese können mit einem Lkw unterfahren und problemlos abtransportiert werden.
Ganz gleich, ob Sie mit einem mobilen Tiny House oder einem Wohnmodul per Tieflader umziehen: Der Streckenverlauf sollte vorab geprüft werden. Bei einem Transport auf einem Tieflader – der übrigens auch bei Tiny Houses „on Wheels“ oder Zirkuswagen, die über 3,5 Tonnen wiegen, nötig ist – übernimmt die Streckenprüfung das Speditionsunternehmen.
Bei einem Tiny House mag es ausreichen, lediglich empfindliche Gegenstände (wie Gläser und „das gute Porzellan“) in Umzugskartons zu packen und diese im Häuschen mit zu transportieren. Bei einem Modulhaus kann es dagegen nötig sein, zusätzlich ein Umzugsunternehmen zu beauftragen, das zu einem günstigen Preis ein paar Kisten als Beiladung an den neuen Wohnort transportiert.
Tiny House Planungs-Tool
Damit Sie bei der Vielzahl an Tiny-House-Herstellern den Durchblick behalten und sich ganz bequem von zu Hause aus einen Überblick verschaffen können, haben wir zusammen mit den führenden Tiny-House-Experten das folgende kostenlose „Tiny House“- Planungs-Tool ins Leben gerufen. Dieses funktioniert dabei nach folgendem Grundsatz: 1. Bedarf festlegen, 2. Passende Anbieter finden, 3. Inspirieren lassen (Beispiele, Ideen, etc.), 4. Tipps zur Planung erhalten. Wir wünschen viel Spaß und Erfolg damit:)
Umziehen ins Ausland
Als Reisemobil, wie man es von einschlägigen US-amerikanischen Blogs kennt, taugen – aus besagten Gründen – die wenigsten in Europa erhältlichen Tiny Houses. Ein Umzug – auch ins Ausland – kann mit einer guten Vorbereitung jedoch realisiert werden:
Innerhalb der EU sind (neben der prophylaktischen Streckenkontrolle) lediglich die unterschiedlichen Maximalmaße für das Bewegen im Straßenverkehr zu beachten. So gelten zum Beispiel in Ungarn, der Tschechischen Republik, in Griechenland und Portugal 2,50 Meter als maximale Breite für Pkw-Anhänger.
Sonderfall Schweiz
Wer in die Schweiz umziehen will, wird zwar nicht mit anderen Maßen konfrontiert werden, jedoch mit den Zollbestimmungen: Fahrzeug, Anhänger und der ganze Hausstand müssen beim Zoll angegeben werden – und, sofern die betreffenden Güter nicht bereits mindestens sechs Monate im eigenen Besitz waren, muss Zoll gezahlt werden.
Ein Umzug in die Schweiz will also gut vorausgeplant werden: Bei Neuanschaffungen vor dem Umzug können Zollzahlungen anstehen, dem gegenüber stehen in der Schweiz die höheren Anschaffungskosten für viele Dinge. Es lohnt sich daher eine detailierte Kalkulation, bei der alle möglicherweise anfallenden Gebühren und Steuern Beachtung finden.
Ein Umzug innerhalb der Schweiz gestaltet sich dagegen ebenso einfach wie in Deutschland: Für den Transport des Tiny Houses oder des Modulhauses beauftragen Sie eine Spedition, die Sondertransporte durchführen kann, für den Umzug des Hausstands ein Umzugsunternehmen – oder wie es in der Schweiz heißt: ein Zügelunternehmen.
Minimalistisches Wohnen … und seine Verbreitung in Europa
Auch wenn Tiny Houses „on Wheels“ in verschiedener Hinsicht (nicht zu Unrecht) kritisiert werden, hat der aus den USA nach Europa „herübergeschwappte“ Trend eine längst überfällige Diskussion über Flächenverbrauch und Suffizienz angeregt. Nicht nur in Deutschland wächst seitdem die Tiny-House- und Minihaus-Szene, sondern auch (und ganz besonders) in den Niederlanden sowie in Österreich, Frankreich und anderen Nachbarländern.
Ein einheitliches Baurecht in der EU, das die Erteilung von Baugenehmigungen für Minihäuser vereinfacht, wird wohl ein Wunschtraum bleiben – zu unterschiedlich sind die regionalen Gegebenheiten innerhalb Europas. Jedoch hat sich die Szene in den vergangenen 10 Jahren so eindrucksvoll entwickelt, dass man gespannt sein darf, auf welche Art sich das minimalistische Wohnen weiter verbreiten wird.
Bildquellen: tinyhousegiantjourney.com (Bild 1), hauptsachetiny.de (Bild 2), reset-house.de (Bild 3).