Wohnen im Minihaus:
Warum sich Minimalismus lohnen kann

Es muss nicht ein Palast sein, ganz im Gegenteil: In kleineren Behausungen lässt sich viel leichter ein behaglicher Lebensraum schaffen. Immer mehr Menschen können sich mittlerweile für einen minimalistischen Lebensstil begeistern. Es sind nicht nur Aspekte, die die Nachhaltigkeit und das Umweltbewusstsein betreffen, manch einer möchte schlicht und ergreifend weg von der Komplexität des heutigen Lebens, hin zu mehr Einfachheit. Minihäuser kommen diesem Bedürfnis entgegen – einerseits durch das Downsizing der Wohnfläche und andererseits durch den einfachen Unterhalt. Der Traum vom Eigenheim kann mit einem Minihaus aufgrund der moderaten Kosten zudem leichter erfüllt werden, als es bei konventionellen Einfamilienhäusern der Fall ist – leichter oftmals auch deshalb, weil hier keine ganze Familie mitentscheiden will.

Minihäuser werden immer öfter Thema von Publikationen. Meist werden sie dann „Tiny House“ genannt. Wer unsere Website schon länger kennt oder sich bei uns zu einem Bauvorhaben hat beraten lassen, wird wissen, dass wir bei unserer Arbeit zwischen Tiny House und Minihaus unterscheiden. Was ist also ein Tiny House und was ein Minihaus?

Was unterscheidet Tiny Houses von anderen Minihäusern?

Die Frage lässt sich ganz einfach beantworten: Bei einem Tiny House handelt es sich um eine Bauart von Häusern, die aus den USA zu uns gekommen ist – Häuschen auf einem Fahrgestell. Geprägt ist diese Wohnform durch die Trailerparks in den Vereinigten Staaten. Mit einfachen Bauplänen und wenigen finanziellen Mitteln lässt sich ein mobiles Haus realisieren, das nicht nur ein neues Lebensgefühl mit sich bringen soll, sondern auch die Beschränkung auf das Wesentliche unsterstützt. Wer seine Einstellung und Lebensweise verändern möchte, findet mit dem Tiny House eine Möglichkeit sich vom Konsumzwang und Materialismus zu befreien.

Realistischer dürfte allerdings den meisten von uns das Wohnen in einem Minihaus erscheinen. Die Einschränkungen in Bezug auf Wohnfläche und Raumhöhe sind nicht so gravierend, und eine Baugenehmigung ist ebenfalls leichter zu erhalten, als für ein Tiny House (on Wheels). Modulhäuser, also die transportabelen Vertreter der Minihäuser, stehen den Tiny Houses übrigens in Bezug auf Flexibilität bei der Standortwahl in nichts nach. Einzig die Dachform kann bei Wohnmodulen mit Flachdach ein Hindernis auf dem Weg zur Baugenehmigung sein. Dann nämlich, wenn der Baugrund in einem Bereich eines Bebauungsplans liegt, der Satteldächer vorschreibt – auch in der Ortsgestaltungssatzung kann dies festgesetzt sein. Für diese Fälle bieten die meisten Modulhaushersteller jedoch optional einen Satteldachaufbau auf dem Flachdach an.

Mit der richtigen Dachform zur Baugenehmigung

Die Dachform entscheidet über die Optik eines Wohnhauses – dies gilt sowohl für Tiny House wie für Modul- und andere Minimalhäuser. Die Optik jedes einzelnen Hauses prägt das Ortsbild, weshalb in Ortschaften, in denen besonders Wert auf den Erhalt des ursprünglichen Charakters gelegt wird, strenge Vorgaben gelten. Gelten am präferierten Wohnort weder Einschränkungen durch einen Bebauungsplan noch durch eine Ortsgestaltungssatzung, und ist das Ortsbild durch Vielfalt geprägt, dann kann man als angehende(r) BauherrIn ganz einfach verschiedene Dacharten miteinander vergleichen und nach Gutdünken entscheiden. Dabei sollte aber nicht nur der eigene Geschmack entscheidend sein, sondern auch das Wissen um die verschiedenen Vor- und Nachteile, die die unterschiedlichen Dachformen mit sich bringen.

Während es mit einem Satteldach auch ohne Obergeschoss möglich wird, den Raum unter dem Dach als Schlafstätte zu nutzen, kann sich ein Flachdach zum Anlegen einer Dachterrasse anbieten. Demnach sollte man sich bei der Bauweise eines Minihauses auch für die unterschiedlichen Dachformen interessieren. Nicht zuletzt gibt es hier auch große Unterschiede, was den Materialaufwand und die Kosten betrifft.

Schlafen unter dem Satteldach

In diesem Zusammenhang noch eine Anmerkung zu den Schlaflofts in Tiny Houses. Konstruktionsbedingt sind diese Schlaflofts nicht mehr als ein Kriechboden, da die lichte Höhe durch folgende Eckpunkte eingeschränkt wird:

  • die Gesamthöhe des Tiny Houses darf 4 Meter nicht überschreiten
  • die Plattformhöhe des Trailers – mindestens 40 cm, bei Tiefladern unter Beladung
  • die Stärke des Bodenaufbaus unter dem Wohnraum
  • Stehhöhe unter der Zwischendecke (üblich sind ca. 1,90 m)
  • die Stärke der Zwischendecke unter dem Schlafloft
  • die Stärke des Dachaufbaus

 
Selbst wenn man für Boden, Zwischendecke und Dach von jeweils 15 cm Stärke ausgeht, bleibt bei einem Tieflader-Aufbau für das Schlafloft nur noch eine lichte Höhe von 1,25 m bis zum Giebel – bei den meisten Tiny Houses sind es um die 1,10 m. Da nach der offiziellen Wohnflächenberechnung nur Flächen relevant sind, über denen eine lichte Höhe von mindestens einem Meter gegeben ist und diese (anders als Flächen mit lichter Höhe ab 2 Metern) nur zu 50% zur Wohnfläche zählen, ist schnell ersichtlich, dass das schmale Band entlang des Giebels so gut wie nichts zur (korrekt berechneten) Wohnfläche beitragen kann.


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Tiny House in Eigenregie bauen

Einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen und ein Haus bauen gehört, wenn man dieser Tradition folgen mag, zu den drei großen Aufgaben von Männern. Ein Vorteil von Tiny Houses: Wer sich für ein Tiny House entscheidet, kann zumindest den Hausbau in Eigenregie erledigen. Und dies ist auch ein maßgeblicher Reiz, der viele (vor allem junge) Leute – darunter auch viele Frauen – zu Hammer und Kreissäge greifen und sich das eigene Haus bauen lässt. Ein Hausbau in Eigenregie bietet gleich mehrere Vorteile: Zum einen lässt sich selbst entscheiden, wie viel Geld in den Hausbau investiert werden soll, und zum anderen gelingt es das Haus deutlich individueller zu gestalten. Durch die vergleichsweise günstige Bauweise eines Tiny Houses bleibt Bewohnern dieses Haustyps mehr finanzieller Spielraum für andere große Träume im Leben. Auch, wenn der Wohnraum nicht viel Platz bietet, lässt sich auch auf etwas 20 Quadratmetern wunderbar entspannen und vom Alltag abschalten. Die minimalistische Lebensweise muss vor allem dann nicht für Platznot sorgen, wenn das Häuschen im Rahmen eines Gemeinschaftprojektes einen Platz findet, wo es Gemeinschaftseinrichtungen wie Waschküche, Gästezimmer und dergleichen gibt.

Bildquellen: Handcrafted Movement / iStock.com (Bild 1), HildaWeges / iStock.com (Bild 2), Cabin One (Bild 3), SWR / Youtube (Video).

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