Barrierefrei Wohnen,
auch im Kleinhaus

Selbstverständlich denkt man nicht nur als Bauherr ungern an mögliche Gebrechen im Alter. Das Alter ist jedoch ein natürlicher Lebensabschnitt des Menschen, der mit Bewegungseinschränkungen einhergehen kann. Dies sollte auch bei der Konzeption eines Single- oder Kleinhauses berücksichtigt werden, denn mit fortschreitendem Alter ist es für die meisten Menschen besonders wichtig, einen verlässlichen Lebensmittelpunkt zu haben. So wird mit den Jahren ein Umzug – aus welchen Gründen auch immer – zunehmend als belastend, wenn nicht sogar als beängstigend empfunden.

best-agerSelbst als reiselustiger Best Ager wird man ein Zuhause als „Base“ zu schätzen wissen, das den eigenen Bedürfnissen voll und ganz entspricht. Daher tun Bauherren gut daran, bei der Planung des eigenen Hauses bzw. bei der Wahl einer bestehenden Immobilie etwas vorauszudenken. Wenn es blöd kommt, könnten ansonsten körperliche Einschränkungen – die einen im Übrigen ja auch in jungen Jahren temporär oder dauerhaft ereilen können – einen Umzug nötig machen.

Einen alten Baum verpflanzt man nicht

Die Redensart „Einen alten Baum verpflanzt man nicht!“ gilt sowohl für Gehölze, als auch für Menschen. Sicher, es gibt flexible und robuste Naturen, die einen Ortswechsel problemlos verkraften. Voraussetzung hierfür ist aber, dass der ideale Zeitpunkt gewählt wird – das heißt im Fall des Menschen, dass der Umzug erfolgt, wenn er tatsächlich bereit dazu ist. Wer ist aber schon ad hoc zum Umzug bereit, wenn er/sie sich bisher im eigenen Heim sehr wohl gefühlt hat …?
Der Notwenigkeit eines durch körperliche Gebrechen erzwungenen Umzugs lässt sich einerseits weitgehend durch die barrierefreie Planung und Gestaltung der Wohnräume und andererseits durch eine vorausschauende Wahl des Wohnumfeldes vorbeugen. So kann das gewohnte soziale Netz in einer ländlichen Dorfgemeinschaft genauso die passende Lösung sein, wie eine Cohousing-Initiative, der man sich beizeiten anschließt, in die man sich einlebt und die schließlich den passenden Rückhalt bietet.

Mini- und Kleinhäuser barrierefrei konzipieren

Wenn in der Architektur von Barrierefreiheit die Rede ist, dann sollte sich dies nicht ausschließlich auf die Vermeidung von Schwellen und Stufen beziehen. Barrierefreiheit beinhaltet auch ausreichende Bewegungsfreiheit – wobei der Wendekreise eines Rollstuhls als Mindestmaß genommen werden kann – und bezieht auch die Lichtverhältnisse ein, sodass die Bewohner Kanten und Stufen problemlos erkennen können, selbst wenn das Sehvermögen etwas nachlässt. Eine intelligente Lösung stellt in diesem Zusammenhang zum Beispiel eine LED-Fußleiste mit Bewegungsmelder dar, die nachts automatisch den Weg durch den Flur weist – und dies, ohne zu blenden.

Altersgerechter Umbau im Altbestand

Im Gegensatz zu modernen Modulhäusern, die kubisch, schwellenlos und in der Raumaufteilung auf das Nötigste beschränkt sind, zeichnen sich ältere Kleinhäuser – insbesondere die sogenannten Siedlungshäuser – durch kleine, enge Räume und schmale Treppenläufe aus. Ein solches Haus altersgerecht zu gestalten, setzt meist die Vergrößerung der Räume durch Entfernung einer oder mehrerer Wände voraus. Eine Maßnahme, die sich am leichtesten im Zuge einer Sanierung durchführen lässt.

Aus Gründen der Statik lässt sich ein Haus natürlich nicht beliebig entkernen und räumlich neu aufteilen. So stellen schmale, steile Treppen oft ein Problem dar. Fällt das Treppensteigen schwer, stellen Treppenlifte in machen Fällen eine geeignete Lösung dar. Die bekannteste Art sind Sitzlifte, bei denen man auf einem Sessel dem äußeren Handlauf entlang nach oben bzw. unten befördert wird. Auch beim Transport von Lasten (wie zum Beispiel dem Wäschekorb) von einem Stockwerk in das andere, können Sitzlifte eine Hilfe darstellen. Ist für einen solchen Treppenlift – bzw. auch für das Parken des Sessels am Treppeneinstieg – nicht der nötige Platz vorhanden oder soll das Haus gar rollstuhlgerecht umgebaut werden, können sich außen ans Haus angesetzte Rampen und Lifte anbieten. Eine recht unaufwendige Lösung stellen dabei Plattformlifte dar. Das folgende kurze, der Website garaventalift.de* entnommene Video illustriert die Funktionsweise eines Plattformliftes:

Vorausschau hilft Kosten sparen

buchtipp-wohnen-im-alterTreppenlifte können in den meisten (auch Klein-)Häusern nachgerüstet werden, sodass ein Einbau erst nötig ist, wenn eine längerfristige Beeinträchtigung der Beweglichkeit gegeben ist. Das Gleiche gilt für Stützgriffe und Umsetzhilfen im Bad und am Bett. Unnötige spätere Kosten lassen sich aber ersparen, wenn man bei der Sanierung, Renovierung oder Planung eines Hauses bereits an Details wie unterfahrbare Waschtische und Arbeitsflächen denkt. Eine diesbezüglich empfehlenswerte Lektüre für Bauherren, Architekten und beratende Berufe, wie z.B. Ergotherapeuten, ist „Planen und Bauen für das Wohnen im Alter – Ratgeber für Neubau, Umbau und Renovierung“ von Joachim F. Giessler (Blick ins Buch bei Amazon).

Bildquellen: Lupo/pixelio.de (Bild 1), Greggor Diessner/AAB DIE RAUMKULTUR via houzz.de (Bild 2), garaventalift.de (Video), Amazon.de (Bild 3)

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