Sanieren mit Gips –
wie sich Schimmel vermeiden lässt
Schimmel ist eines der meist gefürchteten Probleme in Wohnräumen. Schließlich wird damit nicht nur die Bausubstanz geschädigt, Schimmel ist auch potenziell gesundheitsgefährdend – bei vielen MCS-Betroffenen stellen sich schimmelbelastete Wohnräume als Krankheitsauslöser heraus. Schimmel entsteht gerne da, wo Luftfeuchtigkeit an kalten Wänden kondensiert und wo zugleich Schimmelsporen Nahrung finden. Ist der Schimmel erst einmal da, gilt es diesen schnellstmöglich loszuwerden. Gips ist hierbei ein sinnvoller Baustoff. Allerdings müssen beim Verwenden von Gips einige Dinge beachtet werden, um dem Schimmel Herr zu werden.
Gips als Schimmelrisiko – ein Irrtum
Gips ist ein leicht zu verarbeitender, günstiger und beliebter Baustoff. Vielerorts ist allerdings die Meinung verbreitet, Gips würde Schimmel fördern. Dies ist ein Irrtum. Grundsätzlich ist Gips ein rein mineralischer Baustoff. Eine Nahrungsgrundlage für Mikroorganismen aller Art liefert Gips daher nicht. Schimmel benötigt schließlich organische Substanzen, wie beispielsweise Kleister, Tapeten oder Dispersionsfarbe, zum Gedeihen. Gips selbst kann nicht schimmeln, weil das Material anorganisch ist. Schimmelbefall ist jedoch möglich bei organischen Beimengungen in den Baustoffen oder organischen Substanzen bzw. Rückständen auf der Wandoberfläche. Sind die Wände mit Tapeten oder anderen organischen Materialien gestaltet, kann es schnell zu Schimmel kommen. Selbst der auf der Wand, beziehungsweise den Tapeten, haftende Staub bietet den Mikroorganismen Nahrung.
Ausbesserungsarbeiten mit Gipsspachtelmasse
Zum Ausbessern von Wänden wird häufig Spachtelmasse verwendet. Damit lassen sich Löcher, Risse und ähnliches einfach und bequem füllen. Aber auch Schimmelbefall selbst kann damit saniert werden. Gips-Spachtelmassen sind beliebt, da sie günstig sind und eine saubere, glatte Oberfläche ergeben. Besteht in Räumlichkeiten ein erhöhtes Schimmelrisiko ist es ausschlaggebend, dass reiner Gips zum Einsatz kommt. Bei den meisten handelsüblichen Spachtelmassen ist jedoch Methylzellulose – Hauptbestandteil von Tapetenkleistern – beigemengt. Der Grund hierfür ist die sehr kurze Verarbeitungszeit von reinem Gips, nachdem er angerührt wurde. 5-10 Min. sind für ungeübte Handwerker meist zu kurz; vor allem, wenn größere Bereiche verspachtelt werden sollen. Durch die Zugabe von Kleister wird die Verarbeitungszeit der Spachtelmasse beträchtlich verlängert. Nachteil: Sie enthält damit organische Substanzen – „Futter“ für Schimmel. Als sinnvolle Alternativen bei Schimmelrisiko gelten Spachtelmassen auf Zementbasis oder Kalkglätte. Oder aber das Zufügen von etwas Zitronensäure beim Anrühren des reinen Gipses; auch dadurch verlängert sich die Verarbeitungszeit.
Innenausbau mit Gipsputz
Reiner Gipsputz wird vom Fachmann gerne für Innenwände verwendet. Das Material kann große Mengen Feuchtigkeit aufnehmen und wieder an die Umgebung in dosierten Mengen abgeben. Die geringe Wärmeleitfähigkeit sorgt für ein angenehmes Raumklima. Im Gegensatz zu kalten Wandoberflächen tritt ein kontinuierlicher Wärmeentzug bei Gipsputz nicht auf. Aufgrund der regulierenden Wirkung auf Luftfeuchtigkeit und Wohnklima ist Gips bauphysiologisch sehr wertvoll. Empfehlenswert ist darüber hinaus umweltfreundlicher Gips, wie beispielsweise sogenannter REA-Gips wie er von der STEAG Power Minerals GmbH hergestellt wird. Dabei handelt es sich nicht um Gips, welcher aus der Natur stammt. Dieser Gips wird von Rauchgasentschwefelungsanlagen gewonnen. Dabei werden mit Kalk Rauchgase von Schwefel befreit. Teile des Schwefeldioxids reagieren mit dem Kalkstein. Das Ergebnis ist Gips. Solch ein Gips stimmt chemisch mit dem Naturgips überein, ist jedoch oft reiner als dieser, was sich auf seine Eigenschaften positiv auswirkt. Zudem ist die Wiederverwertung von Abfallprodukten aus den Rauchgasentschwefelungsanlagen und anderen industriellen Verfahren als ökologisch vorteilhaft einzustufen, da der Baustoff nicht in der Natur abgebaut werden muss.
Kalkputz als optimale Lösung
Kalkputz ist ebenfalls anorganisch und gleichzeitig für einen begrenzten Zeitraum alkalisch. Damit haben Schimmelsporen keine Chance. Um eine dauerhaft schimmelfreie Wand zu erhalten, kann der Putz alternativ mit Kalkglätte verspachtelt werden.
Gipskartonplatten
Wie der Name schon verrät, bestehen Gipskartonplatten – auch als Rigipsplatten bekannt – nicht ausschließlich aus Gips: In der Regel befindet sich auf beiden Seiten ein Kartonagenbezug. Dieser ist organischer Natur und damit gleichermaßen Nahrungsquelle für Schimmel. Ist eine Immobilie für Schimmel anfällig ist vom Ausbau mit Gipskartonplatten abzuraten. Rein anorganische Baustoffe, wie z.B. Biopan Lehmbauplatten – die im Gegensatz zu manch anderen Lehmbauplatten kein Schilf enthalten, sondern aus Lehm und dem Silikat Vermiculit bestehen – sind dagegen unbedenkliche Alternativen.
„Anorganisch“ ist ein Muss – auch bei der Wahl der Wandfarbe
Aufgrund der Eigenschaften ist Gips zum Vermeiden von Schimmel optimal geeignet. Sollen Wohnräume von vorneherein vor Schimmelbefall geschützt werden, kann ein hochwertiger Gipsputz die Lösung sein. Sobald aber Tapeten, Kleister oder falsche Farben – z.B. Dispersions- statt Silikatfarben – eingesetzt werden und eine hohe Feuchtigkeit herrscht, sind die positiven Eigenschaften von Gips nichts mehr wert. Denn ein Abtrocknen der Oberflächen wird durch die wandgestalterischen „Beschichtungen“ verhindert. Zum Streichen sind also die – wenn auch im Vergleich zu Dispersionsfarben teureren – Silikatfarben, Kalk-, Kreide- oder Lehmfarben zu verwenden, um die schimmelfeindlichen Eigenschaften von Gips nicht wieder zunichte zumachen.
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