Modulhaus vs. Tiny House –
Vorzüge und Nachteile (2)

Im ersten Teil dieses Artikels haben wir erläutert, dass die Bestimmungen der deutschen Straßenverkehrsordnung Größen- und Gewichtslimits für Fahrzeuge mit sich bringen und im Fall von Tiny Houses (on Wheels) die Möglichkeit eines wohnraumgerechten Bauens entsprechend eingeschränkt ist. Die Frage stellt sich daher, „Muss ein Minihaus, um die Möglichkeit zu bieten, damit bei Bedarf umziehen zu können, tatsächlich mobil sein oder reicht es nicht auch, dass es transportiert werden kann?“

Transportabel statt mobil

Die wenigsten BauherrInnen in spe haben vor, mit ihrem Zuhause quartalsweise umzuziehen oder gar auf Reisen zu gehen. Den meisten ist einfach wichtig, das Haus im Falle eines Umzugs mitnehmen zu können. Zugleich wünschen sie sich, einen Platz zu finden, an dem sie dauerhaft wohnen können. Es geht also lediglich um eine Option im Fall des Falles – und auch die Befürchtung, die man von Gemeinderäten hört, dass es in Minihaussiedlungen zu starker Fluktuation kommen könne, scheint unbegründet.

Wer nicht sehr erfahren ist, schwere Anhänger von A nach B zu transportieren, dem sei empfohlen, auch kein Tiny House selber durchs Land zu ziehen. Ganz abgesehen davon, dass die wenigsten Bewohner von Tiny Houses einen SUV oder ein anderes passendes, jedoch gleichzeitig unökologisches Zugfahrzeug haben. Selbst wer mit seinem transportablen Zuhause alle 5-10 Jahre den Standort wechseln will, ist besser beraten, für diesen Zweck ein Transportunternehmen zu beauftragen. Sparen kann er sich dabei die Kosten für das Fahrgestell, die regelmäßige Abnahme durch einen technischen Dienst (wie z.B. den TÜV oder die DEKRA) und Absagen von Bauämtern, die nur für stationäre Wohngebäude Baugenehmigungen erteilen wollen.

Je kleiner das Haus, umso höher der Quadratmeterpreis

Auch was die Kosten betrifft, bekommen BauherrInnen bei einem Modulhaus im Schnitt mehr Quadratmeter Wohnfläche für das gleiche Geld. Die Preise für ein schlüsselfertiges Tiny House mit 15 qm beginnen bei um die 45.000 Euro. Für nur wenig mehr bekommt man ein Wohnmodul mit der doppelten Wohnfläche.

Der Vorteil eines Modulhauses liegt außerdem darin, dass die Wohnfläche jederzeit an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann: Egal, ob man sich auf 25, 40 oder 60 Quadratmeter beschränken möchte, Wohnmodule lassen sich in allen erdenklichen (Zwischen-)Größen fertigen. Und, wenn aus zwei Singles ein Paar wird oder Wohnen und Arbeiten unter einem Dach Platz bekommen sollen, dann lassen sich Wohnmodule ganz einfach koppeln. Anders als bei Tiny Houses (on Wheels) kann das erweiterte Modulhaus dann wie aus einem Guss wirken.

Der eine oder andere Tiny-House-Hersteller bietet zwar ebenfalls die Realisierung von Lösungen an, bei denen zwei Tiny Houses gekoppelt werden. Dies muss jedoch von Beginn an geplant sein, ansonsten können Tiny Houses lediglich – gegebenenfalls mit einer speziell anzufertigenden „Schleuse“ – nebeneinander gestellt werden. Und dies wiederum erweckt dann die zwar romantische, aber bei Gemeinderäten eher unbeliebte Assoziation einer „Wagenburg“.

Für wenn kann ein Tiny House die perfekte Wohnlösung sein?

Was Ökologie und Nachhaltigkeit betrifft stehen Modulhäuser den Tiny Houses in nichts nach. Im Gegenteil: Für alle Gewerke können, da nicht auf Wandstärke und Gewicht Rücksicht genommen werden muss, ökologische Baustoffe verwendet werden. Das Haus kann wesentlich solider gebaut werden, was die Chance auf eine höhere Lebensdauer erhöht. Und, das Fahrgestell kann eingespart werden. Genauso wie Tiny Houses (on Wheels) müssen Modulhäuser keine Flächen versiegeln. Und zwar dann nicht, wenn sie auf Punkt- bzw. Schraubfundamente gesetzt werden. Worin bestehen also noch die Vorteile von Tiny Houses (on Wheels)?

  • Tiny Houses (on Wheels) sind ideal für Menschen, die sich ihr Haus selber bauen wollen. Im Miniformat werden bei so einem Bauvorhaben alle Gewerke – Holzrahmenbau, Dachdeckung, Innenausbau, Sanitärinstallationen, Elektrik u.dgl.m. – untergebracht. Insofern kann so ein Bauprojekt äußerst horizonterweiternd und befriedigend sein.
  • Tiny Houses (on Wheels) eignen sich als romantisches Ferienhäuschen – vor allem dann, wenn man damit einen Platz in einem traumhaft gelegenen, großzügig angelegten Ferienpark oder auf einem ebensolchen Campingplatz ergattert. Aber Achtung: Die meisten Campingplätze können nur Tiny Houses bis zu 3,50 m Höhe aufnehmen.
  • Tiny Houses (on Wheels) sind außerdem interessant für die gewerbliche Nutzung – sei es zur Vermietung als Ferienhaus oder zur Nutzung als Büro oder Verkaufsraum. Denn, Tiny Houses, die als Ganzes – also als Fahrzeug, nicht als Ladung – vom TÜV abgenommen wurden, können wie andere geschäftlich genutzte Fahrzeuge von der Steuer abgesetzt werden, und dies über einen kürzeren Zeitraum, als es bei Wohnmodulen der Fall wäre.

Allen BauherrInnen in spe, die sich auf wenige Quadratmeter Wohnfläche beschränken möchten, legen wir aus den vorgenannten Gründen ans Herz, genau zu prüfen, welche dieser Kleinwohnformen die richtige für sie ist. In jedem Fall wünschen wir Ihnen gutes Gelingen bei Ihrem Bauvorhaben!

Bildquellen: Cabin One (Bild 1+3), Jenna Spesard / Tiny House, Giant Journey (Bild 2), annimu / Pixabay (Bild 4), Tiny Tirol House (Bild 5).

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