Was ist ein Tiny House?

Auch wenn es hierzulande keine offizielle Definition davon gibt, was „Tiny Houses“ sind, so lässt sich aus der wörtlichen Übersetzung des englischen Begriffs („winzige Häuser“) leicht ableiten, dass es sich um die kleinste Form von Wohngebäuden – in der Tat könnte man sie „Kleinsthäuser“ nennen – handelt.

In den USA wurden 2018 eigene Bestimmungen für „Tiny Houses“ im Baugesetz, dem International Residential Code (IRC), verankert. Diese gelten für eine Wohnstätte mit Fundament (!) und mit bis zu 400 sq ft. Wohnfläche – die Lofts ausgenommen. Häuser mit umgerechnet 37 Quadratmetern Wohnfläche und darunter werden damit also als „tiny“ angesehen. Tiny Houses „on Wheels“ fallen (da sie kein Fundament haben, sondern auf einem Trailer aufgebaut sind) NICHT unter diese Bestimmungen. Welche Vorgaben für Tiny Houses „on Wheels“ gelten ist von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden: Einige stufen sie als „Recreational Vehicle“ (also als Wohnmobil) ein, andere als „Mobile Home“. Wieder andere „ächten“ sie gewissermaßen, indem es keine Bestimmungen gibt, denen die mobilen Tiny Houses genügen könnten. Nur wenige Bundesstaaten haben eigene, spezielle Bestimmungen für Tiny Houses „on Wheels“. Unter das Baurecht für Wohngebäude fallen die mobilen Tiny Houses in den USA allerdings nirgends und so bieten sich als Standplätze vor allem RV-Parks an. Was die mögliche Größe der amerikanischen Tiny Houses „on Wheels“ betrifft, hängt die – genauso wie in Deutschland – von der Potenz des geplanten Zugfahrzeugs und den Bestimmungen für die Teilnahme am Straßenverkehr ab.

Im deutschen Sprachgebrauch werden vorrangig diese, aus dem USA bekannten, kleinen Häuschen auf Rädern als „Tiny Houses“ bezeichnet. Zwar werden – da das Wort „Tiny Houses“ inzwischen zum Eyecatcher avanciert ist – besonders von Messeveranstaltern und Medienvertretern auch andere Kleinwohnformen unter diesem Begriff subsumiert. Abseits von Öffentlichkeitsarbeit und Marketing ist es – insbesondere wenn es um Bauvoranfragen oder Ähnliches geht – jedoch sinnvoll, kleine Häuser anderer Bauart je nach Größe mit den deutschen Begriffen „Mikrohaus“, „Minihaus“ oder „Kleinhaus“ zu versehen. Um leichter die entsprechende Zielgruppe zu erreichen, werden Kleinwohnformen, die tatsächlich die Bezeichnung „Haus“ verdienen, oftmals nicht nur als „Tiny Haus“, sondern auch als „Singlehaus“ bezeichnet.

Zurück aber zu den „Tiny Houses“ auf Rädern – welche zur Abgrenzung auch bei uns oftmals „Tiny Houses on Wheels (THoW)“ genannt werden: Hierzulande ist die Nutzung von Gebäuden bestimmend, ob das Baurecht anzuwenden ist. Für ein mobiles Tiny House, das an einem bestimmten Standort für Wohnzwecke vorgesehen ist, muss daher eine Baugenehmigung beantragt werden – völlig unabhängig davon, ob es Räder hat oder nicht. Da die deutsche Straßenverkehrsordnung Anhänger bis 4 m Höhe und 2,55 m Breite ohne Sonderzulassung gestattet und sich Längen über 7 Meter nicht wirklich bequem durch Deutschland (und unsere Nachbarstaaten) bewegen lassen, wird man bei uns kaum größeren Tiny Houses begegnen – es sei denn, einem Tiny-House-Enthusiasten war das Mehr an Wohnraum eine Sonderzulassung wert. Die „typischen“, auf Trailer aufgebauten Tiny Houses haben also selten mehr als 15 qm Wohnfläche, verfügen aber dennoch über alles Wesentliche, was man zum Wohnen braucht: ein Wohnbereich mit Kochnische, ein Sanitärbereich mit Dusche und Toilette sowie ein Schlafloft.

Ein bisschen Geschichte

Tiny Houses auf Rädern sind keine neue Erfindung: Bereits in den 1920er Jahren gab es Tüftler, die die Mobilität des Autos mit der Behaglichkeit des eigenen Zuhauses verbinden wollten. So entstanden die ersten „Motorhomes“ – mit zunehmendem „Tuning“ war jedoch bald der ursprüngliche, an ein Haus erinnernde Aufbau einer kompakteren Form gewichen.

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Bilder: Wohnmobil, Deutschland (1922), Wohnmobil, USA (1929) via tumbleweedhouses.com

Die Sehnsucht nach kleinen Zufluchtsorten, sei es zur inneren Einkehr oder zur Erholung, ist noch wesentlich älter: Man denke nur an Eremitagen oder auch an Henry Thoreaus „Walden“… Verschiedene Architekten veröffentlichten in den vergangenen hundert Jahren Entwürfe für auf das Wesentlichste reduzierte Behausungen. Lloyd Kahn und Bob Easton brachten 1973 „Shelter“ heraus, eine Dokumentation bodenständiger Bauweisen und Minihäuser in aller Herren Länder. 1987 erschien das Buch des US-amerikanischen Architekten Lester Walker „Tiny Tiny Houses: or How to Get Away From It All“. Einen regelrechten Hype löste Architektin Sarah Susanka dann mit ihrem 1998 erschienen Buch „The Not So Big House“ und den folgenden „Not So Big …“-Veröffentlichungen aus. Sie bereitete damit auch den Boden für das von Jay Shafer angeschobene „Tiny House Movement“ in den USA. Nicht zuletzt hat aber auch die Finanzkrise 2008, in der viele US-Amerikaner ihre Häuser verloren, dazu beigetragen, dass sich aus der Vision einiger weniger eine sich mehr und mehr etablierende Wohnform entwickelte.

Das Tiny House-Movement in Deutschland

Tiny Houses werden auch hierzulande nicht als Alternative zu Wohnwagen verstanden, mit denen man auf Tour geht, sondern viel eher als die ideale Lösung, um das Bedürfnis des „eigenen Daches über dem Kopf“ und ein knappes Budget (sowie nicht auszuschließende Wohnortswechsel) ohne nenneswerte Verschuldung unter einen Hut zu bringen. „Tinyhousern“ geht es in der Regel um die Reduzierung auf das Wesentliche zugunsten finanzieller Freiheit und persönlicher Unabhängigkeit sowie um einen Beitrag zu Ökologie und Nachhaltigkeit.
 
In Europa befindet sich das Tiny-House-Movement noch in den Anfängen, aber immer mehr Menschen werden vom „Tiny-House-Fieber“ gepackt. All jenen, die sich informieren möchten, wie viel ein Tiny House kostet, welche gesetzlichen Vorschriften für Tiny Houses gelten oder was das Leben in einem Tiny House so alles mit sich bringt, möchten wir mit den folgenden Seiten eine Orientierungshilfe geben:

Lesen Sie weiter:

▷ Auflistung von Tiny-House-Anbietern in Europa
▷ Auflistung verschiedener Tiny-House-Bauprojekte weltweit
▷ Baupläne und Grundrisse für Tiny Houses
▷ Grundsätzliches zum Baurecht und zur Straßenverkehrszulassung von Tiny Houses
▷ Grundstück-Börse mit Stellplätzen für Tiny Houses
▷ Buchempfehlungen und Surftipps zum Thema „Tiny Houses“

Tiny House Planungs-Tool

Damit Sie bei der Vielzahl an Tiny-House-Herstellern den Durchblick behalten und sich ganz bequem von zu Hause aus einen Überblick verschaffen können, haben wir zusammen mit den führenden Tiny-House-Experten das folgende kostenlose „Tiny House“- Planungs-Tool ins Leben gerufen. Dieses funktioniert dabei nach folgendem Grundsatz: 1. Bedarf festlegen, 2. Passende Anbieter finden, 3. Inspirieren lassen (Beispiele, Ideen, etc.), 4. Tipps zur Planung erhalten. Wir wünschen viel Spaß und Erfolg damit:)

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