LOHAS, LOVOS
und das einfache Leben

Seit Jahrhunderten sinnieren Menschen bereits über die Vorzüge eines (selbst gewählten) einfachen Lebens bzw. freiwilliger Einfachheit. In allen Epochen gab es Anhänger dieser Alternative zur konsumorientierten Überflussgesellschaft. Nicht nur spielt für die Anhänger verschiedener Religionen der Verzicht auf die Anhäufung materieller Güter eine essentielle Rolle, auch für antike Philosophen hatte sie einen hohen Stellenwert.

Bedürfnislosigkeit und die alten Philosophen

Für Epiktet, Antisthenes, Platon und Diogenes von Sinope (mit seinen allerdings recht provokanten Ansichten) war Bedürfnislosigkeit bzw. Selbstgenügsamkeit ein erstrebenswertes Ziel. Als grundlegendes Merkmal des guten Lebens, d.h. einer guten Lebensführung („Eudaimonie“) galt, das Lebensglück nicht von äußeren Faktoren abhängig zu machen, sondern es durch richtiges, auf den Grundtugenden basierendes Verhalten in sich selbst zu finden.

Mitte des 19. Jahrhunderts griffen die amerikanischen Schriftsteller und Philosophen Henry David Thoreau, Ralph Waldo Emerson und Prentice Mulford die Idee vom einfachen, genügsamen und ausgewogenen Leben als Gegenentwurf zum konsumorientierten „American Way of Life“ auf und auch in Deutschland gab es mit Friedrich Nietzsche einen entschiedenen Verfechter eines materiell einfachen Lebens, das durch die Ablehnung eines sinnentleerten Materialismus eine Stärkung der spirituellen Kräfte des Menschen bewirken sollte.

Ein Trend aus Sicht der Statistiker und Marketingexperten

steine-balanceWas früher ganz einfach Anhänger eines bedürfnislosen Lebensstils waren, wird heute von Statistikern und Marketingfachleuten mit dem neudeutschen Etikett LOHAS oder LOVOS versehen. Diese Akronyme stehen für „Lifestyle of Health and Sustainability“ – was für das Bewusstsein für Gesundheit und Nachhaltigkeit steht – und für „Lifestyle of Voluntary Simplicity“ (= Lebensstil der freiwilligen Einfachheit). Neben dem Namen liegt der Unterschied zwischen LOHAS und LOVOS darin, dass LOHAS sehr wohl konsumorientiert sind, beim Einkauf aber auf die Inhaltsstoffe und den ökologischen Hintergrund von Produkten achten, und im Übrigen neben Qualität auf gutes Design Wert legen – gesunder Genuss steht sozusagen im Vordergrund. LOVOS sind radikaler. Sie lehnen Konsum per se ab und machen lieber alles selbst: Gemüse anpflanzen, Einkochen, Stromgewinnung, Lesen statt Fernsehen, Fahrrad- statt Autofahren … Zeit und Lebensqualität stehen bei ihnen weit höher im Kurs als Geld und Materielles.


„Verzicht nimmt nicht, der Verzicht gibt. Er gibt die unerschöpfliche Kraft des Einfachen“

Martin Heidegger

Wie geht nun LOVOS?

In einem Feature zum Thema hat das Architektur- und Einrichtungsmagazin HOUZZ ein paar Anregungen für bewussten Verzicht zusammengestellt, die sinngemäß lauten:

1. Zeit als kostbares Gut begreifen
Menschen, die sich aus Überzeugung und somit freiwillig für ein einfaches Leben entscheiden, sind in der Regel gut situiert. Die Entscheidung fällt gegen materiellen Überfluss, stattdessen für Zeit als das höchste Gut. Gemeinsame Aktivitäten mit der Familie oder Freunden, aber auch Zeit für sich selbst zu haben, wissen LOVOS mehr zu schätzen, als das Abhängen vor dem Fernseher.

2. Einfaches Leben auf Probe
Wie lässt sich die Reduzierung auf das Nötigste am einfachsten ausprobieren? Mieten Sie sich im Urlaub doch einmal eine Hütte, einen Zirkuswagen oder eine Jurte und verzichten Sie dabei auf Fernseher und Internet – und möglicherweise auch auf Strom. Vielleicht finden Sie ja Geschmack an dieser Form einfachen Lebens.

3. Gesundheitsbewusst wohnen

Naturmaterialien und Pflanzen sind bei LOHAS und LOVOS gleichermaßen beliebt. finden bei den Lovos großen Anklang. Mit Pflanzen holen Sie die Natur ins Haus und sorgen auch für ein gutes Raumklima. Ein Innenausbau und Einrichtungsstil mit Ton, Holz und Glas schafft, da diese Materialien keine Schadstoffe emittieren, generell einen ansprechendes und gesundes Ambiente.
Wenn Sie Bezugsquellen für „Nachhaltige und gesunde Möbel“ suchen, dann werden Sie übrigens im Blog von ecohome 4.2 fündig, wo in einer Liste Anbieter von Naturholzmöbeln für alle Wohnbereiche aufgeführt sind, darunter allnatura, Grüne Erde, annex und andere.

4. Rückzugs- und Erholungsbereiche schaffen
Freie Zeit und Entspannungsphasen tragen maßgeblich zur Lebensqualität bei. Planen Sie Ruhephasen im Alltag ein und schaffen Sie sich im Haus und oder Garten kleine Inseln, die zur Entspannung einladen: eine Lese- oder Meditationsecke, ein Platz zum Yoga machen, eine Hängematte, um die Seele baumeln zu lassen. Und wenn Sie weder eine Veranda wie rechts im Bild haben, noch zwei Bäume im Garten, unter denen sich eine Hängematte befestigen lässt, dann könnte ein schönes, robustes Hängemattengestell aus heimischem Lärchenholz, wie es allnatura* im Sortiment hat, eine gute Lösung sein.

5. Minimalistisch einrichten
Der Einrichtungsstil der meisten LOVOS ist klar und übersichtlich: Wenige Möbel, kein Deko-Krimskrams. Das lässt aufatmen und erleichtert das Sauberhalten des Hauses.

6. Ressourcen schonen
Zum „Lifestyle of Voluntary Simplicity“ gehört auch ein bewusster, sparsamer Umgang mit Ressourcen: Schalten Sie das Licht aus, wenn Sie in ein anderes Zimmer gehen und drehen Sie den Wasserhahn zu während Sie sich die Zähne putzen oder unter der Dusche einseifen. In diesem Sinne vorbildlich wäre die Nutzung von Regenwasser für die Toilettenspülung oder die Verwendung einer Komposttoilette. Verzichten Sie auch so weit wie möglich auf Bequemlichkeit durch Technik und Elektrizität: Beim erstbesten Stromausfall wird einem schnell bewusst, wie abhängig wir uns in allen Bereichen von der Stromversorgung machen.

7. Wegwerfprodukte vermeiden
Vermeiden Sie möglichst Produkte aus Plastik oder Einwegartikel: Entscheiden Sie sich besser für Gebrauchsgegenständen aus Edelstahl, Glas, Keramik oder Holz. Verwenden Sie Akkus statt Batterien, und gehen Sie mit Einkaufskorb zum Einkaufen. Umverpackungen sind vermeidbar. Obst und Gemüse bekommt man auch lose.

8. Übersichtliche Anzahl an Kleidungsstücken
Wenn wir ehrlich sind, reichen wenige Hosen/Kleider/Röcke, sowie ein paar Basics und Accessoires zum Kombinieren. Qualitativ hochwertige (und fair produzierte) Kleidungsstücke können zu gern getragenen Lieblingsteilen werden und halten trotzdem länger als die Billigware aus Bangladesh.

9. Die eigene Kreativität (neu) entdecken
Wie eingangs erwähnt, machen LOVOS gerne alles selber. Statt mit der Digitalkamera zig Fotos zu schießen, die später in den Tiefen der Festplatte verschwinden und nicht mehr gesichtet werden, könnten Sie in Ihrem, der Einfachheit gewidmeten Urlaub selber ein Bild malen – vom Garten, von der Landschaft oder ganz abstrakt. Haben Sie früher vielleicht ein Instrument gespielt oder gerne gesungen? Lassen Sie das Radio ausgeschaltet, denn auch dafür ist jetzt wieder Zeit.

10. Selbstversorgung aus dem Garten
Gartenarbeit kann im richtigen Ausmaß sehr wohltuend und befriedigend sein, und ist ein guter Ausgleich zur Büroarbeit. Wenn Sie einen eigenen Garten haben, legen Sie sich doch ein Gemüsebeet an. Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten schmeckt nochmal so gut und ist eine Absicherung für potentielle, nicht völlig auszuschließende Krisenzeiten. Wer keinen Garten hat, kann sich einem Urban-Gardening-Projekt anschließen. Selbst angebautes und eingemachtes Gemüse entlastet den Geldbeutel und reduziert den ökologischen Fußabdruck.

 


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Bildquellen: Knesebeck Verlag via Houzz.de (Bild 1), twinlili / pixelio.de (Bild 2),  Jessica Helgerson Interior Design via Houzz.de (Bild 3).

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