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Schlafen, wie auf Wolke 7
…im Schlafloft

Ein Attribut der meisten Tiny Houses ist das Schlafloft. Wie könnte man den Platz unter dem Dach besser nutzen als zum Schlafen?! Da wir in der Regel in der Horizontale schlafen, braucht der Schlafplatz nicht unbedingt Stehhöhe. Zugegeben, barrierefrei ist der Zugang nicht, denn der Weg ins Bett führt in fast allen Fällen über eine Hühnerleiter (das NOMAD Micro Home und das hOMe von TinyHouseBuild sind zwei der wenigen Ausnahmen, in denen Stufentreppen eingebaut sind) und nennenswerten Stauraum für Wäsche oder andere Utensilien gibt es dort oben auch nicht. Ein bisschen erinnert das Kriechen unter den Spitzgiebel an Urlaube im Zeltlager, es erinnert an Abenteuer und Genügsamkeit. Im Schlafloft lässt sich trotz aller Einschränkungen hervorragend schlafen, wenn ein paar wesentliche Punkte bei der Konzeption des Tiny Houses und bei der Einrichtung beachtet werden:

Baubiologische Materialien

Es sollte sich von selbst verstehen, dass beim Bau eines Tiny Houses neben der Ökologie auch an die Baubiologie gedacht wird und somit nur gesundheitlich unbedenkliche Baustoffe und Einrichtungsgegenstände verwendet werden. Hier kann schnell mal an der falschen Stelle gespart werden. In kleinen Räumen steigt der VOC-Gehalt in der Luft allein durch das Abatmen der Bewohner ohnehin schon schneller als in großen Räumen – sprich, die Luft ist schneller „verbraucht“ – da sollte umso mehr auf eine gute Luftqualität durch Vermeidung des Einbaus ausgasender Stoffe geachtet werden. VOCs (= volatile organic compounds also gas- und dampfförmige Stoffe organischen Ursprungs) werden vor allem von Wandverkleidungen und Fußbodenaufbauten (wie OSB-Platten), Bodenbelägen, Farben/Lacken, Möbeln und (wie bereits erwähnt) den Bewohnern emittiert. Da das Tiny House, anders als konventionelle Häuser, mehr oder weniger nur aus einem Raum besteht – der Schlafbereich also nicht zu einem ausgesprochenen „Clean Room“ erkoren werden kann, sollten im ganzen Haus nur verträgliche Materialien verwendet werden. Das schließt natürlich auch schadstofffreie Heimtextilien – insbesondere die Bettwäsche – mit ein.

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Dämmung und Luftzirkulation unter dem Dach

Eine sorgfältige Dämmung des Dachs sorgt nicht nur für Energieeffizienz, indem sie verhindert, dass im Winter die ganze Heizungswärme durchs Dach entweicht, sie sorgt auch für ein ausgeglichenes Schlafklima: Im Winter muss man nachts unter dem Dach nicht bibbern und im Sommer wird das Schlafloft nicht zur Sauna. Fenster an beiden Giebelseiten des Hauses ermöglichen eine Querlüftung, Dachluken bieten im Bedarfsfall weitere Lüftungsmöglichkeiten.

Reduktion von Elektrosmog

hOMe-tinyhouse-schlafloftElektrosmog kann ebenfalls den Schlaf beeinträchtigen. Schlafstörungen durch niederfrequente elektrische und magnetische Wechselfelder, die von der Elektroinstallation oder Geräten herrühren, lassen sich im Vorfeld durch die Verwendung von abgeschirmten Kabeln, Steckdosen und Schaltern reduzieren, sowie durch einen Netzabkoppler, der die Spannung im System auf ein Minimum absenkt, sobald der letzte Verbraucher in diesem Stromkreis abgeschaltet wird. Für eine derartige Netzfreischaltung muss bei der Konzeption der Elektroinstallation also darauf geachtet werden, dass der Kühlschrank an einem anderen Stromkreis hängt, als die Verbraucher in der Nähe des Schlafbereichs. Radiowecker oder andere Verbraucher am Schlafplatz, die eine permanente Stromversorgung benötigen, kommen in diesem Fall nicht in Frage. Generell sollten aber ohnehin keine elektrischen Geräte in der Nähe des Bettes stehen. Wird das Tiny House durch Strom aus einem Photovoltaik-Modul auf dem Dach versorgt, sollte zumindest der Wechselrichter weitest möglich vom Schlafplatz entfernt installiert sein.

Eine Belastung durch hochfrequente elektromagnetische Strahlung, die den Schlaf stört, ist ebenfalls oft hausgemacht: Handy, WLAN und andere drahtlos kommunizierende Geräte strahlen in vielen Haushalten rund um die Uhr. Wer auf die Bequemlichkeit einer kabellosen Vernetzung nicht verzichten mag, sollte zumindest die Nachtabschaltung aktivieren.
Eine Belastung durch hochfrequente Strahlung von außen kann durch die WLAN- und/oder Mobilfunk-Nutzung der Nachbarn entstehen oder durch Mobilfunksender in der Nähe. Wer bekanntermaßen auf Elektrosmog sensibel reagiert, sollte beim Bau des Tiny Houses die Verkleidung der Gebäudehülle mit einem Abschirmgitter in Erwägung ziehen. Dies kostet bei den geringen Ausmaßen nicht die Welt, bietet aber einen guten Schutz.

Die passende Matratze

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Theoretisch kann man in einem Tiny House statt eines Schlafbodens auch – wie im Bild oben – ein Netz im Luftraum verspannen und darin schlafen, aber für mehr als für ein Nickerchen ist diese Lösung nicht empfehlenswert. Für einen gesunden und erholsamen Schlaf empfiehlt sich stattdessen die Anschaffung einer qualitativ hochwertigen und vor allem den eigenen Schlafgewohnheiten gerecht werdenden Matratze. Bei der Auswahl sollte also nicht nur nach der Vorliebe für ein bestimmtes Material – Kaltschaum, Latex, Visco usw. – ausgewählt werden, sondern auch nach Körpergewicht und der bevorzugten Schlafposition. Wer sich von dem umfangreichen Sortiment der verschiedenen Anbieter überfordert fühlt, kann sich bei der Auswahl an der Hand nehmen lassen: Auf betten.de* gibt es in der Rubrik „Matratzen“ einen Fragebogen, anhand dessen eine unverbindliche, individuelle Empfehlung und Beratung angefordert werden kann.

Für welche Matratze Sie sich auch entscheiden, sie sollte mit einem guten Lattenrost kombiniert werden. Erst das Zusammenspiel von Lattenrost und Matratze entlastet die Wirbelsäule richtig und sorgt so für eine gute Schlafqualität. Der Lattenrost – ggf. noch geringfügig aufgebockt – gewährleistet auch, dass die Matratze nicht direkt auf dem Boden liegt, sondern Luft darunter zirkulieren kann. Dies ist besonders wichtig, da jeder Mensch pro Nacht bis zu 1,5 Liter Schweiß verliert und diese Feuchtigkeit wieder verdunsten können muss.

Da der Preis einer hochwertigen Matratze nicht gerade niedrig ist, schauen Verbraucher gerade hier gerne nach günstigen Alternativen. Bei Kaltschaummatratzen ist es empfehlenswert, dabei auch auf das Raumgewicht zu achten. Dies sollte über 30 liegen. Kaltschaummatratzen mit einem RG bis 30 sind nicht für den täglichen Gebrauch geeignet und entsprechend schneller durchgelegen. Die Faustregel für die Haltbarkeit aller anderen Matratzen liegt bei 5-10 Jahren – je nach Qualität. Danach sollte die Matratze aus hygienischen Gründen gegen „Wolke 8“ ausgetauscht werden.

Bildquellen: Sandy Foster/myshabbystreamsidestudio.blogspot.com, houzz.de (Bild 1), Sol Haus Design via Houzz.de (Bild 2), tinyhousebuild.com (Bild 3), thetinylife.com (Bild 4)

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